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Der ganz normale Wahnsinn

Das Ende der Kindheit – und das Ende dieses Blogs

Es ist so weit: Der Jüngste unserer Familienbloggerin hat seinen 18. Geburtstag gefeiert. Mit schwerem Herzen verabschiedet sich Sandra C. von der Kindheit ihrer Kinder. Und damit auch von diesem Blog. Aber sie freut sich auf Neues.

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Sandra Casalini, bei sich zu Hause in Thalwil, mit ihren Kindern Gian und Joya, am 04.12.2018, Foto Lucian Hunziker

Die eine oder andere Diskussion wird es künftig wohl auch mit den erwachsenen Kindern unserer Familienbloggerin geben.

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Wenn man Mutter oder Vater wird, stellt man sich Dutzende von Dingen vor. Wie sieht dieses Würmchen wohl als Kleinkind aus? Wie macht es sich dereinst in der Schule? Welche Fächer wird es mögen, was für Hobbys wird es haben? Wird es laut, ruhig, hat es viele Freundinnen und Freunde, womit wird es gern spielen? Und vielleicht zieht sogar ganz kurz ein Gedanke an die ferne Zukunft vorbei: Wie wird es als erwachsener Mensch sein? Aber dieser Gedanke ist so unendlich weit weg, dass er wirklich nur ein Blitz ist.

Und dann ist er plötzlich da, der Tag an dem das Würmchen erwachsen ist. Und es ist wahnsinnig schnell gegangen. Ich erinnere mich an jede Einzelheit dieses Tages vor 18 Jahren, als wärs gestern gewesen. Der erste Schrei, das erste Streichen über den blonden Flaum auf dem Kopf, der erstaunte Gesichtsausdruck – den ich im Übrigen auch heute noch regelmässig sehe.

«Nie mehr Kinderspielplatz, Karrussell, ihre kleinen Hände in meinen»

Es folgten all die vielen ersten Male. Der erste Zahn, die erste Rüeblibrei-Schlacht, die ersten Schritte, der erste Geburtstag, der erste Kindergarten- und der erste Schultag. Und obwohl ich all diese Dinge jeweils zwei Jahre vorher bereits erlebt hatte, waren sie speziell, denn im Gegensatz zu den ersten ersten Malen bei Kind 1 waren diese zweiten ersten Male bei Kind 2 jeweils die letzten. So konnte ich beim ersten offiziellen Erwachsenwerden eines meiner Kinder vor zwei Jahren noch denken: «Ich hab ja noch das Baby.» Und jetzt ist auch das Baby erwachsen. Die ersten Abstimmungsunterlagen hat es bereits mit diesem erstaunten Gesichtsausdruck angeschaut, und die erste Steuererklärung ist auch bereits ins Haus geflattert.

Auf den «normalen Wahnsinn» folgt die «Mittelklasse»

Vor ein paar Tagen war ich in einem Spielwarenladen, um ein Geschenk zu kaufen (für das Baby einer Freundin). Ich hätte beinahe losgeheult. Nie wieder Gschenkli für die eigenen Babys – auch wenn ich deren Kindergeburtstage wirklich nicht vermisse. Nie mehr Kinderspielplatz, Karrussell, ihre kleinen Hände in meinen beim Überqueren der Strasse. Auch wenn das Ende ihrer Kindheit nicht das Ende meiner Mutterschaft bedeutet, ist es doch irgendwie das Ende meiner Mamischaft. Sie nennen mich mittlerweile «Mama» oder «Mum» (das «Altää» konnte ich ihnen abgewöhnen), das war ein schleichender Prozess.

Was das Ende der Kindheit meiner Kinder allerdings sehr wohl bedeutet, ist das Ende dieser Kolumne. Wer sie vermisst, kann jede einzelne hier nachlesen – das dürfte eine Weile dauern. Und mich werdet ihr auch nicht so schnell los. Ich werde künftig unter dem Titel «Mittelklasse» über mein Leben als Frau mittleren Alters schreiben, mit all seinen Freuden, Leiden, Irrungen und Wirrungen. Da werden Kind 1 und Kind 2 sicherlich auch das eine oder andere Mal vorkommen. Für den Moment bedanke ich mich herzlich für eure Treue und all die Reaktionen, die ich in den vergangenen Jahren auf meinen ganz normalen Wahnsinn bekommen habe. Ich würde mich freuen, euch weiterhin zu meiner Leserschaft zu zählen.

Von SC am 14. September 2024 - 12:00 Uhr