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Der ganz normale Wahnsinn

An die Freundinnen und Freunde meiner Kinder

Es gibt ein paar Regeln, denen dieser Blog unterliegt. Eine davon ist, dass es unserer Familienbloggerin untersagt ist, so über die Freundinnen und Freunde ihrer Kinder zu schreiben, dass diese sich wiedererkennen würden. Diese Regel darf für einmal gebrochen werden. Und zwar auf einen expliziten Wunsch hin: «Schreib doch mal über uns!»

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In a group of four cute girls, a friend whispers something to another in a cafe Copyright: xScottxGriesselx/xDesignxPicsx , 31570775 PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: 31570775

Freundinnen und Freunde sind mitunter das Wichtigste im Leben von Teenagern – jedenfalls wichtiger als Eltern.

IMAGO/Design Pics

Also, liebe Freundinnen und Freunde meiner Kinder, die ihr mittlerweile eine viel wichtigere Rolle in deren Leben eingenommen habt als ich. Ich weiss, dass es nicht immer einfach ist mit Eltern – weder mit euren eigenen, noch mit denen von Freundinnen und Freunden. Umgekehrt ists auch mit euch nicht immer ganz so easy. Ihr wisst, dass ihr bei uns jederzeit willkommen seid, solange ihr euch halbwegs anständig aufführt. Das tut ihr immer. Und ich habe mich wirklich sehr über den Cupcake gefreut, den ihr mir letzthin übriggelassen habt. Er war richtig gut. Aber ehrlicherweise wärs mir fast lieber gewesen, ihr hättet die Küche nicht wie ein Schlachtfeld hinterlassen.

Keine Angst vor schlechtem Einfluss

Aber egal. Wisst ihr, als Eltern ist es nicht immer ganz einfach, seine Kinder loszulassen. Während man am Anfang die totale Kontrolle darüber hat, mit wem sich diese so abgeben, suchen sie sich je länger je mehr ihre eigenen Freundinnen und Freunde. Dabei stellt man sich dann schon die eine oder andere Frage. Ich hatte nie Angst, irgendjemand könnte «einen schlechten Einfluss» auf meine Kinder haben. Ich traue mir zu, sie so erzogen zu haben, dass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Und dass sie aus den fragwürdigen davon lernen. (An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei dem ambitionierten Barman von vorletztem Silvester, dank dem ich am Morgen des 1. Januar ein blitzblank geputztes Badezimmer vorfand.)

«Wenn ihr jemals das Gefühl hattet oder habt, dass ich euch mit einer gewissen Vorsicht begegne, ist es deswegen, dass ihr eine Waffe in euren Händen haltet, gegen die ich niemals ankomme: Ihr habt die Macht, meine Kinder zu verletzen. »

Aber das Schlimmste für Eltern ist es, zuzuschauen, wenn die eigenen Kinder verletzt werden. Auch wenn man weiss, dass sich das nicht vermeiden lässt. Und glaubt mir eines: Ihr habt vielleicht manchmal das Gefühl, eure Eltern seien engstirnig und verständnislos, und vielleicht sind sie das ja auch ab und zu. Aber jede Mutter und jeder Vater dieser Welt will immer das Beste für die eigenen Kinder – aber sehr oft ist halt das, was sie für das Beste halten, nicht das, was ihr für das Beste haltet. Worauf ich hinaus will: Wenn sie euch oder eure Freundinnen und Freunde kritisieren, tun sie das meist aus Angst, dass ihr verletzt werdet. Und wenn ihr jemals das Gefühl hattet oder habt, dass ich euch mit einer gewissen Vorsicht begegne, ist es deswegen, dass ihr eine Waffe in euren Händen haltet, gegen die ich niemals ankomme: Ihr habt die Macht, meine Kinder zu verletzen. Nicht, weil ihr das plant oder wollt, sondern einfach durch die Tatsache, dass ihr wirklich wichtig seid in ihrem im Leben. Zum Glück. Unverletzbar ist nur, wem nichts wichtig ist. Ich bin dankbar dafür, dass meine Kinder es nicht sind.

Aber jetzt mal im Ernst: Ich kenne keinen cooleren Teenager-Haufen, als ihr es seid. Ich würde als ultimativen Liebesbeweis jetzt noch schreiben, dass ihr jederzeit wieder meine Küche verwüsten dürft. Aber so weit mag ich dann doch nicht gehen. Verwüstet doch bei eurer nächsten Party eine andere Küche. Das wäre super.

Von SC am 18. Februar 2023 - 18:00 Uhr