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Der ganz normale Wahnsinn

Fünf Tipps für Eltern von Neo-Schulkindern

Tausende von Kindern sind gerade in die erste Klasse gestartet. Bei unserer Familienbloggerin sind es genau zehn Jahre her, seit ihr Kind 1 erstmals mit Schulthek loszog. Hier ihre wichtigsten Inputs für Eltern von Neu-Schulkindern - die auf persönlicher Erfahrung basieren und selbstverständlich nicht in Stein gemeisselt sind.

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Schulstart

August 2011: Die Kinder unserer Familienbloggerin an ihrem ersten Schul- bzw. Kindergartentag. 

ZVG
Im Alltag

Am Anfang sprudelt es oft noch aus den kleinen Schülerinnen und Schülern raus, mit der Zeit erzählen sie immer weniger. Auf die Frage «Wie wars in der Schule?» kriegt man meist ein «Gut» oder ein Schulterzucken. Ich hab mir deshalb angewöhnt, andere Fragen zu stellen. «Was ist das lustigste, das heute passiert ist in der Schule?», «Worauf freust du dich heute Nachmittag/morgen am meisten?» Das hat tatsächlich oft geklappt Aber natürlich nicht immer. Manchmal hat man einfach keinen Bock, zu erzählen, das ist auch okay. Und: Irgendwann ist auch mal gut mit Schule und man kann auch über andere Themen reden. Sonst entsteht beim Kind irgendwann der Eindruck, man interessiere sich nur für seine schulischen Leistungen.

Hausaufgaben

Ich finde sie, ehrlich gesagt, total unnötig. Aber da es sinnlos ist, über ihren Unsinn zu diskutieren, befassen wir uns mit dem Umgang mit ihnen. Mein Grundsatz: Ich helfe gern, aber nur, wenn ihr wollt. Dann fragt ihr. Und wer meine Hilfe will, benimmt sich anständig und ist kooperativ, so dass wir hier nicht stundenlang rumdoktern. Ich persönlich halte nichts davon, die Hausaufgaben nachzukontrollieren. Und ich habe gegenüber den Lehrpersonen immer kommuniziert: Hausaufgaben sind nicht Sache der Eltern. Es liegt an ihnen, Konsequenzen zu ziehen, falls diese nicht oder ungenügend gemacht werden, sicher nicht an mir.

Leistungsdruck

Je höher die Klasse, desto mehr steigt er. Manche Kinder unterwerfen sich ihm mehr, andere weniger. Das allerwichtigste: dem Kind niemals das Gefühl geben, die Liebe zu ihm hängt von seiner Leistung ab (egal, ob von der schulischen oder einer anderen). Auf der anderen Seite will man aber auch nicht, dass das Kind das Gefühl hat, das sei einem total egal. Ich habe aus schlechten Noten ganz grundsätzlich nie ein Drama gemacht. Ich habe aber immer die eine Frage gestellt: «Glaubst du, du hättest es besser gekonnt?» Meistens war die Antwort ja. Dann wars eine Lehre fürs nächste Mal.

«ich finde es genauso wichtig, dem Kind zu sagen, dass zu einer guten Prüfungsvorbereitung mehr gehört als Büffeln. Nämlich irgendwann aufhören, abschalten, genug schlafen. Und spicken.»

Manchmal war sie nein. Dann hat man sein Bestes gegeben und es hat halt einfach nicht gereicht. Das passiert uns allen, man kann nicht in jedem Fach gleich gut sein. Ich finde es genauso wichtig, dem Kind zu sagen, dass zu einer guten Prüfungsvorbereitung mehr gehört als Büffeln. Nämlich irgendwann aufhören, abschalten, genug schlafen. Und spicken. Wirklich - der Spick verleiht Sicherheit. Und das, was draufsteht, weiss man bis zur Prüfung meist auswendig.

Lehrpersonen

Ich habe schon alles erlebt. Von absolut genial bis zum puren Horror. Es gab auch schon Lehrpersonen, die ich echt gut fand, meine Kinder fanden sie furchtbar. Fakt ist: Als Eltern hat man diese Leute nicht freiwillig in seinem Leben, sollte aber einen einigermassen guten Umgang mit ihnen finden, und umgekehrt. Ich halte nicht viel davon, über Leute zu sprechen, die nicht anwesend sind - und aus diesem Grund auch nicht von Elterngesprächen ohne das Kind. Wenn dieses etwas verbockt hatte - und bei meiner Nummer 2 kam das oft vor - sollte es selbst für sich Partei ergreifen können. Ich habe ihm im Vorfeld immer gesagt, dass ich ihm glaube - denn wenn ich es nicht tue, erzählt er mir irgendwann nichts mehr -, und dass ich auf seiner Seite bin, egal was. Aber wenn er wirklich einen Blödsinn gemacht habe, solle er das doch zugeben und sich entschuldigen. Mehr als einmal haben wir so - als Team! - einer Lehrperson, die sich auf einen erbitterten Zweikampf eingestellt hatte, von Anfang an den Wind aus den Segeln genommen.

Klassenkameradinnen, Freunde und deren Eltern

Solange die Kinder klein sind, sucht man sich den Umgang noch einigermassen selbst aus. Spätestens wenn sie in die Schule kommen, ist das vorbei. Plötzlich hat man mit Leuten zu tun, mit denen man sich sonst niemals angefreundet hätte. Dies gilt auch für Kinder. Dabei darf man auch als Erwachsener mal ein Kind nicht mögen, das ist völlig normal. Was aber, wenn sich mein Kind ausgerechnet dieses als Freundin oder Freund aussucht? Gute Miene zum bösen Spiel machen. Sich fragen, warum man das Kind nicht mag. Bei mir war der Grund oft der, dass ich fand, es behandle mein Kind nicht gut. Dann habe ich schon auch mal was gesagt - aber niemals grundlegend, sondern immer in einer konkreten Situation. Diese eine Freundin, die mein Kind 1 zwei Tage lang ignoriert und ihr nicht sagt, warum. «Bist du ganz sicher, dass echte Freundinnen so was machen?» Aber auch wenn man als Eltern immer ein bisschen miteleidet: am Ende müssen die Kinder selbst wissen, was und wer ihnen wichtig ist.

«Wer mehr Zeit damit verbringt, mit seinen Kindern über Notenschnitte und Lernziele zu reden, als über Hobbys und Lieblingsserien, macht meiner Meinung nach etwas falsch.»

Schwierig kann auch der Umgang mit anderen Eltern sein. Es wird immer solche geben, die wegen jedem Hafechäs entweder einen selbst oder die Schule anrufen. Ich finde meist, Konfrontationen lohnen sich nicht, rede aber auch mal Klartext, wenns sein muss. Mein Sohn hat einen Fussball eines anderen Kindes kaputtgemacht - er zahlt ihn von seinem Taschengeld. Damit ist für mich die Sache abgeschlossen, man muss mir nicht nochmal in gefühlten 34 WhatsApps erklären, dass man keine Dinge von anderen Kindern kaputt macht.

Zum Schluss noch eine grundsätzliche Haltung: Schule ist wichtig. Aber andere Dinge sind es auch. Das Leben besteht nicht nur aus Hausaufgaben und Stundenplan, sondern aus Freundschaften, Freizeit, Interessen. Wer mehr Zeit damit verbringt, mit seinen Kindern über Notenschnitte und Lernziele zu reden als über Hobbys und Lieblingsserien, macht meiner Meinung nach (und ich bin normalerweise sehr vorsichtig mit solchen Urteilen) etwas falsch.

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 28. August 2021 - 17:04 Uhr