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Der ganz normale Wahnsinn

Sex sells. Oder auch nicht.

Die Tochter von Sandra C. hat in der Schule seit einiger Zeit Sexualkunde. Ihre Berichte aus dem Unterricht sorgen bei der Familienbloggerin regelmässig für Heiterkeit. Das Mädchen selbst hingegen findet das alles ziemlich «grusig» und peinlich. Sie will sich nicht wirklich vorstellen, wie man so ein Kondom braucht, geschweige denn, darüber reden - schon gar nicht in der Klasse!

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Kondom

Zwei von drei Kondomen aus dem Sexualkundeunterricht hat die Tochter von Sandra C. schon gebraucht: «Mit Wasser gefüllt und auf dem Pausenplatz den Buben angeschmissen.»

flickr

«Wir sollen zu Hause drüber reden», sagt meine Tochter mit einem Gesichtsausdruck, als wäre sie eben gezwungen worden, in ihrem Lieblingsrestaurant einen Gemüseteller zu bestellen. «Worüber?», frage ich. «Darüber, was wir im Sexualkunde-Unterricht besprechen.» - «Na, dann erzähl mal.»

Stattdessen kippt sie einen Beutel auf dem Tisch aus. Dessen Inhalt: Kondome und Tampons in allen Grössen. «Aha», meine ich. «Tampons kennst du ja.» - «Ja, wir haben im Unterricht über die Mens gesprochen, als ich sie grad hatte, und mir eh schon schlecht war. Mir reicht, dass das blutet. Ich muss echt grad nicht wissen, warum und woher das kommt. Ich wär am liebsten rausgerannt!» Das kann ich nachvollziehen.

«Und das hier?», frage ich und hebe das Kondom hoch. «Es waren drei», sagt sie. «Die anderen beiden hab ich gebraucht.» Bitte was??????? «Mit Wasser gefüllt und auf dem Pausenplatz den Buben angeschmissen.» Der Klassiker. Der arme Hauswart.  

Was bedeutet kastriert?


«Willst du noch etwas darüber wissen?», frag ich sie. «Neiiiiiiiin! Ich weiss schon viel zu viel!» - «Ok - und worüber willst du dann reden?» - «Keine Ahnung. Ich find Sexualkunde doof. Aber heute Morgen wars lustig.» Meine Tochter wird altersdurchmischt unterrichtet. Der Sexualkunde-Unterricht findet geschlechtergetrennt statt und ist für die Sechstklässler wie sie obligatorisch, für Fünft- und Viertklässler freiwillig.

In der Lektion am Vormittag habe also die Lehrerin gefragt, ob jemand wisse, was «kastriert» bedeutet, und eine der «Kleinen», also der Viertklässlerinnen, habe eifrig die Hand aufgehalten und gesagt: «Das ist, wenn jemand nicht mehr arbeiten kann!» Ich lache laut heraus: «In dem Fall kann ich alle verstehen, die länger arbeiten und nicht mit 65 kastriert werden wollen!» - «Hä?» - «Nichts. Du weisst, dass das was anderes bedeutet, oder?» - «Logo, bin ja kein Baby!»

Keine Ahnung was die Periode ist


«Jetzt aber mal im Ernst: Warum findest du diesen Unterricht so blöd?» - «Hattest du je Sexualkunde?» - «Nein.» - «Eben. Hättest du über solche Sachen in der Schule mit deiner Lehrerin reden wollen?» Nicht wirklich.

«Aber weisst du, es ist trotzdem wichtig, dass alle ein bisschen etwas wissen. Es gibt Mädchen, die bekommen ihre Periode, und haben keine Ahnung, was das ist, weil zu Hause nicht darüber geredet wird. Und sie trauen sich auch nicht zu fragen. Kannst du dir vorstellen, wie das gewesen wäre, wenn du plötzlich geblutet hättest, und hättest nicht gewusst, warum?» - «Hätte nicht passieren können. Bibi hats auf Youtube erklärt.»

Egal ob vom Sexualkunde-Unterricht oder von Youtube

Aaaaah ja - da redet man sich ein, wie unglaublich toll man sei, weil man dem Kind mal erklärt hat, was ein Tampon ist, und dabei haben sie ihr gesamtes Wissen von Youtube. Wie auch immer: «Irgendwann wirst du einen Jungen so toll finden, dass du auch die Sache mit dem Kondom nicht mehr grusig findest. Und dann ist gut, wenn du Bescheid weisst. Ob aus dem Sexualkunde-Unterricht, von mir oder von Youtube ist eigentlich egal.» - «Neeeeein! Ich. wills. nicht. wissen.» - «Du willst nie Sex haben?» - «Vielleicht mit 20 oder so.» - «Auch gut - ich werd dich gegebenenfalls dran erinnern! Und jetzt iss dein Gemüse!»

am 13. Juli 2017 - 17:01 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:27 Uhr