Im Film wird der 8-jährige Kevin wird aus Versehen daheim gelassen, während seine Familie in die Weihnachtsferien fliegt. Und schützt sein Zuhause mit allerlei Aktionen vor zwei tollpatschigen Einbrechern. Klar, sowas gibts nur auf der Leinwand. Aber zuweilen weisen Filme erstaunliche Parallelen zum Leben auf. Keine Angst, geneigte Leserschaft, ich habe niemals meine minderjährigen Kinder zu Hause vergessen. (Okay, eines mal auf einem Parkplatz. Aber ich dachte, es sei schon im Auto und würde schlafen. Und ich habs schnell gemerkt. Ehrlich.)
Die Kinder sind mittlerweile in einem Alter, in dem ich sie guten Gewissens drei Tage allein zu Hause lassen kann. Was ich vergangene Woche getan habe. Während Kevin im Film sich erstmal darüber freut, allein zu sein, hab ich null Ahnung, ob meine Ab- oder Anwesenheit irgend eine Rolle spielt in meinem Haus. Für drei Tage, meine ich. Auf längere Sicht schon – wie diese Tage eindrücklich gezeigt haben.
«Was sie gekauft haben? Jedenfalls kein WC-Papier, wie ich bei meiner Rückkehr feststellte.»
Nun, Kevin geht voller Tatendrang erst mal einkaufen. Das taten meine Kinder auch. Jedenfalls gemäss dem Kind, das bereits nach einem halben Tag verzweifelt anrief und sagte, man (also zwei Teenager plus zwei Kaninchen) sässe nahrungstechnisch total auf dem Trockenen. Dies, nachdem ich tags zuvor den Kühlschrank gefüllt hatte. Vermutlich mit den falschen Dingen. Denn alles, was mit «Ge» anfängt und mit «müse» aufhört ist höchst giftig für Teenager, müsst ihr wissen. Ich twintete also Geld. Was sie damit gekauft haben? Jedenfalls kein WC-Papier, wie ich bei meiner Rückkehr feststellte.
Als Kevin merkt, dass er im Visier der Einbrecher ist, simuliert er eine Party, um sie fernzuhalten. Das haben meine Kids auch getan – anders kann ich mir das Geschirr, das sich bei meiner Rückkehr meterhoch in der Küche stapelte, und die zahlreichen leeren Pizzaschachteln nicht erklären. Denn eine «echte» Party, das schwören sie, haben sie nicht geschmissen. Jedenfalls weiss ich jetzt, wofür sie das Geld ausgegeben haben. Klar, wenn die Mutter nur Grünzeug für die Kaninchen dalässt, bleibt nur der Pizzakurier übrig. Die drei Minuten zu Fuss zum nächsten Grossverteiler geht man nur für wirklich wichtige Dinge. Handy-Ladekabel oder so.
Als es die Einbrecher im Film schliesslich doch in Kevins Zuhause schaffen, empfängt er sie mit zahlreichen selbstgebastelten Fallen. In solche geriet ich beim Nachhausekommen ebenfalls, auch wenn ich keine Einbrecherin bin. Aber gut zu wissen, dass mein Nachwuchs für den Fall der Fälle ausgerüstet gewesen wäre. Die Fallen waren erstaunlich simpel, aber sehr wirkungsvoll.
Direkt hinter der Tür stolperte ich mit einer grossen Tasche und Skischuhen beladen über ein Paar Turnschuhe. Als ich die Küche betrat, rutschte ich auf einer Pizzaschachtel aus. Und als ich den Kühlschrank öffnete, wurde ich fast von einer rausfallenden Colaflasche erschlagen. Das sei nicht so geplant gewesen, sagt mein Nachwuchs. Man habe gedacht, ich komme erst am nächsten Tag nach Hause. Aber man freue sich, dass ich wieder hier sei. So wie Kevin, der ich am Ende auch freut, dass die Familie wieder daheim ist. Und sagt, er habe sich «nur gelangweilt.» Das haben sich meine Kids wohl auch.