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Pedro Lenz' «Gschichte vo hie und hütt»

«Zwöi Manne, zwöi Froue, zwöi Besserwüsser»

Pedro Lenz, 54, Schriftsteller und Publizist, sinniert in seiner Mundart-Kolumne für die «Schweizer Illustrierte» über korrekte Sprachregelungen im Berndeutschen und darüber, worauf sich sein Publikum während einer Lesung achtet.

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Anxious audience waiting for the curtains to open to see the performance at the theater

Pedro Lenz wurde von seinem Publikum angehalten, doch die Wörter «zwo» oder «zwe» zu benützen.

Getty Images

Es isch nid so lang här, dass i mou uf der Redaktion vom ne Bärner Regionauradio bi gsi. Dört hets bi de Sändeplätz überau so gäubi Post-it-Zedeli gha, wo druffe gschtangen isch: «Zwe Manne, zwo Froue, zwöi Ching!» I ha gfrogt, was das bedütti, und e Redakter het mer gseit, das sig di korräkti Sprochregelig im Bärndütsche.

Zwe bruch me bi männleche, zwo bi wibleche und zwöi bi sächleche Begriffe. Vüu wüssi das nümm und mieches fautsch. De gäbs ständig Reklamatione vor Hörerschaft. Wäge däm heige si di Zedeli ufghänkt.

I ha de dört dä Redakter gfrogt, obs bi komisch tönende Germanisme, bi hochdütsche Konjunktionen ir Mundart, bi Neologisme, bi wit härghouten Anglizisme oder bi fautsch aagwändete Zitforme ou Reklamatione vor Hörerschaft gäb. Nei, het dä Redakter gseit, Reklamatione gäbs eigetlech gäng nume, wenn öpper das mit «zwe Manne, zwo Froue, zwöi Ching!» nid beherrschi. 

Dä Bsuech bi däm Regionauradio han i scho fasch vergässe gha, wo mer chürzlech nach ere Läsig e Frou chunnt cho säge: «Es tuet mer leid, Herr Lenz, aber mir sägen im Bärndütschen immer no zwe Manne, zwo Froue, zwöi Ching!» Das sig doch tipptopp, han i gseit und wieso dass ihre das leid tüeg. Das müess ere doch nid leid tue. 

«Zersch han i mi wöue rächtfertige»

Es tüeg ere leid, das müesse z säge, aber i heig bi mire Läsig zwöi Mou ds Wort «zwöi» bruucht, won i «zwe» hätt müesse bruuche. Und das aus Mundartoutor! E Maa, wo ou grad ir Nöchi isch gsi, het di Frou ungerstützt und gseit, är heigs ou gmerkt, i bruuchi immer nume «zwöi» und nie «zwo» oder «zwe». 

Zersch han i mi wöue rächtfertige, han i wöue säge, i heig äuä angers glehrt reden aus si. I mire Generation und i mim Dorf heig me di Ungerscheidige nid gmacht. Aber i ha nume resigniert gnickt und dene zwöi Besserwüsser schuudbewusst zueglächlet. 

«Isch das jetz das, wo übrig blibt nach sibezzg Minute vouer Konzentration uf ere Läsebühni? Isch das der bliibend Iidruck, wo de mit dine Täggschte und mit dire Aawäseheit bi dim Publikum hesch chönne hingerlo?», han i mi säuber gfrogt. 

«Hüte dich vor Menschen, die drei Bücher gelesen haben»

Jede Tag ghöre mer im Radio und Fernseh Politiker, Schlagersänger oder angeri Schlaumeier, wo us der Mundart e bedüttenderi Sproch wei mache mit erfungnige Zitforme («I wirden ir Mundart so lang ds Futurum bringe, bis öpperem wird uffaue, wi bbüudet, dass i bi»). Aber ds Einzige, wo d Lüt ghöre, ds Einzige, wo si
sicher aus fautsch erkennen und garantiert korrigiere, isch das mit de zwe Manne, zwo Froue, zwöi Ching!

En ukrainische Schriftstöuerkolleg het mer mou gseit: «Hüte dich vor Menschen, die drei Bücher gelesen haben!» Mit däm het er wöue säge, schlimmer aus die, wo nüt wüssi, sige die, wo fasch nüt wüssi, aber meini, aues z wüsse.

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Von Pedro Lenz am 7. Oktober 2019 - 17:09 Uhr