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Joëlle schaut fern

Mein Wochenend-Date mit Kiki Maeder

Weil die Protagonisten bei «Jetzt oder nie – Lebe deinen Traum» immer so unfassbar sympathisch sind, zügelte unsere TV-Kolumnistin Joëlle Weil ihren Zynismus. Anlass dafür hätte es aber ohnehin keinen gegeben.

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Kiki Maeder Lebe deinen Traum

Kiki Maeder und Thomas Fuchs beim «Bridge Clim» in Sydney

SRF

Was ich an der Sendung «Jetzt oder nie – Lebe deinen Traum» auf SRF1 so mag: Die Abenteurer sind so vielseitig wie das Leben selbst. Am Samstagabend hat Kiki Maeder, 37, wieder vier Menschen begleitet, von denen jeder sein individuelles Ziel verfolgte.


Lieblingsmensch der Sendung war ganz klar Maria-Theresia. Die Bernerin zog für ein Jahr los, um 15'000 Kilometer mit ihrem Velo «Fredi» bis nach Nepal zu bestreiten. Fast alles fuhr sie, einmal nahm sie das Flugzeug, aber zum Grossteil trat sie in die Pedalen.

Jetzt oder NieWir begleiten die Spiezerin Maria Theresia Zwyssig bei ihrem Abenteuer mit dem Fahrrad von Spiez nach Nepal zu fahren. 2019Copyright: SRF

Das grosse Idol unserer Bloggerin: Maria Theresia Zwyssig fährt dorthin Velo wohin andere fliegen.

SRF
Ohnmächtig in Basel

Während ich mir bereits auf die Schulter klopfe, wenn ich eine halbe Stunde lang gerannt bin (7km/h), machte diese Verrückte diese Reise bereits zum zweiten Mal. Von der Schweiz nach Deutschland, über Polen nach Litauen... Dann über Thailand über die Philippinen nach Indonesien... Von Indien nach Nepal...

Ich wäre spätestens in Basel ohnmächtig zugrunde gegangen. Sinn und Zweck dieser Reise? Das pure Abenteuer. Kein höheres Ziel wurde dabei verfolgt. Keine Karriere vorangetrieben. Kein Geld verdient. Dass Maria-Theresia schlicht und einfach an ihrer unkapitalistischen Selbstverwirklichung gefeilt hatte, gefiel mir.

Die Wahrheit wie die Butter auf das Brot

Den Hut zog ich auch – und vor allem – vor Lorenzo. Der 27-jährige Tessiner verunfallte vor zwei Jahren bei einem Sportunfall und sitzt seither im Rollstuhl. Sein Traum: Wieder Skifahren zu können.

Lorenzo konnte dann quasi auf einem Ski-Rollstuhl das Skifahren neu erlernt. Was mich so bewegt hat, war nicht das Schicksal dieses jungen Mannes.

Was mich so bewegt hat, war die Entschlossenheit und der Optimismus, den Lorenzo vermittelt hat. Kein Schönreden, kein Dramatisieren. Die Wahrheit in die Kamera wie die Butter aufs Brot. Ich hätte mich nicht mehr freuen können, als die Kamera ihn bei seiner erfolgreichen Abfahrt begleitete.

Jetzt oder NieLorenzo Parisi auf dem Monoskibob2019Copyright: SRF

Der grosse Held unserer Bloggerin: Lorenzo Parisi gab nicht auf und fährt trotz Lähmung wieder Ski.

SRF
Kein Applaus für Coiffeur Thomas

Beim Coiffeur Thomas ging es heiterer her: Mit seiner Frau zog der kurz vor seiner Pensionierung nach Australien, um dort einen neuen Coiffeur-Salon aufzumachen.

Die Geschichte war eine kleine Attrappe, denn Thomas musste in Australien nicht bei null beginnen. Zwei seiner Kinder lebten bereits dort und haben sich einen Namen als Coiffeure gemacht. Mit ihnen in der ersten Reihe zog er den neuen Salon auf.

Es war eher: Bald-Pensionär kommt uns beim Arbeiten helfen und zieht ganz in unsere Nähe. Das war zwar nett anzusehen, aber nach Aufstehen und begeistert Applaudieren war es mir dennoch nicht zumute.

Restaurant: ja, nein, vielleicht?

Der letzte Protagonist war zugleich der erste, der vorgestellt wurde: Adam, der ein Restaurant eröffnen wollte. Wie oft habe ich bereits Menschen im Fernsehen beobachtet, die gerne Gastronomen werden wollten.

Und aus Zuschauer- und Reality-TV-Erfahrung weiss ich: Die grossen Probleme schleichen sich erst dann ein, wenn der Laden läuft und wenn dem Chef plötzlich einfällt, dass er diese Lizenz und jene Bestätigung und ebensolche Erlaubnis vergessen hat.

Jetzt oder NieAdam Koc zusammen mit Kiki Maeder während des Umbaus seines eigenen Restaurants2019Copyright: SRF

Das grosse Fragezeichen bei unserer Bloggerin: Hat Adam Koc (links) nun sein Restaurant eröffnen können?

SRF
Nettes Date mit Frau Maeder

Bei Adam eröffnete das Restaurant erst gar nicht, weil es bis zum vereinbarten Termin nicht fertig wurde. Als Produktionsteam wäre ich da nochmals hingefahren, um mich zu vergewissern, dass dieses Restaurant überhaupt eröffnet hat. Vor allem wollte ich sehen, wie das Restaurant heute aussieht. Wie man die Geschichte in ihren effektiven Bauruinen stehenlassen kann, erschloss sich mir nicht.

Nett wars mal wieder, mein Wochenend-Date mit Frau Maeder. Die Sendung vermittelt immer den Eindruck, dass Veränderung nicht so weh tut, wie man zunächst annehmen würde. Eine nette Moral der Geschicht. Und vor allem waren das wieder so sympathische Protagonisten, dass ich mich fast nicht traue, meinem Zynismus freien Lauf zu lassen. 

Von Joëlle Weil am 14. April 2019 - 09:19 Uhr