Ich beichte Ihnen jetzt etwas: Als ich klein war - so vielleicht fünf Jahre alt - tanzte ich mit dem Nachbarsbuben zu DJ Bobo. Wir drehten die Boxen auf, holten uns aus dem Badezimmer zwei Bürsten, die uns als Mikrofon dienten, und hüpften minutenlang von rechts nach links.
Das war noch nicht die Beichte.
Die Beichte ist die folgende: Auch heute höre ich mir gelegentlich gern DJ Bobos Hit «Pray» an. Das finden die meisten meiner Mitmenschen äusserst seltsam, mich jedoch verführt der Song seit jeher zum Tanzen.
Die liebe Mona Vetsch, 43, hatte am Donnerstagabend ein Vergnügen, um das ich sie fast etwas beneide: Bei «Mona mittendrin» auf SRF1 durfte die Moderatorin drei Tage lang bei René Baumann, 51, aka. DJ Bobo hinter die Kulissen schauen und mit anpacken. Der feierte die Weltpremiere seiner neuesten Tour im Europapark. Und auch nach so vielen Jahren hat der Bobo noch Fans, die heulen, wenn sie ihn sehen. Das muss man dem schon lassen, was der sich über die Jahre aufgebaut und erhalten hat.
Dass sich backstage jeder ausnahmslos positiv zum Sänger geäussert hat, stimmte mich keine Sekunde lang misstrauisch. Der kann doch gar nicht unnett sein, der Bobo! Mit dem muss es doch angenehm sein zu arbeiten, mit dem Bobo! Ein hilfloser Perfektionist sei er, das sagt er über sich selbst. Und da kann man doch was fürs Leben lernen: Nur wer über Disziplin verfügt und einen langen Atem hat, kann sich so lange halten wie er.
Der Bobo macht das nicht fürs Geld, das hat er der lieben Mona verraten. Er habe genug verdient in den 90ern. Über 15 Millionen Platten verkauft. «Wer sich da nicht komplett dumm angestellt hat, hat gut verdient», sagt er. Ich lausche wie einem Veteranen, der vom Krieg erzählt. Eine dieser Platten gehörte mir.
Man hat viel Einsicht gewonnen am Donnerstag. Man sah die Schneiderin der Kostüme, die Tänzer, die Special Effects. Man sah Bobos Frau Nancy herumhuschen, die Crew beim Mittagessen, den Choreografen herumrufen. Aber den Bobo, das fand ich, sah man relativ wenig dafür, dass es eigentlich um ihn hätte gehen sollen. Natürlich war Mona «mittendrin», wie es das Format verlangt. Aber ich hätte sie lieber etwas näher am Künstler gesehen.
Man hat schon eine Idee davon bekommen, wie so ein «normaler» Tag bei der Bobo-Crew ausschaut. Und man sah DJ Bobo auch herumrennen: Zuerst steht er auf der Bühne, dann kümmert er sich um die Ticketverkäufe und plötzlich steht er im Souvenirshop und diskutiert den Wechselkurs von Euro auf Franken, damit auch die Schweizer, die kein Geld gewechselt haben, sich etwas kaufen können.
Aber etwas mehr an die Boboischen Fersen hätte man sich halten können. Vielleicht ist es auch nur das Fangirl, das aus mir spricht.
Die Mona, die hats schon gut. So viel Spass wie die hat sicher nicht jeder bei der Arbeit.