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Joëlle schaut fern

Ich kann «Influencer» nicht mehr hören, aber...

Sie wird jetzt auch Influencerin, hat unsere TV-Kolumnistin Joëlle Weil entschieden, nachdem sie sich eine Dokumentation zum Thema auf SRF angeschaut hat. Wie reich sie davon wird, kann sie noch nicht richtig abschätzen.

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Zoe

Das ist Zoë Pastelle während sie «den Frühling in Zürich geniesst» und nebenbei noch bitzeli Werbung für eine bekannte Brillenmarke macht. 

Instagram @zoepastelle

Die meisten könnens schon nicht mehr hören: Influencer. Das sind die Menschen, die via Social Media sich selbst als Werbefläche vermarkten und durch Schleichwerbung und Produkteplatzierung Geld verdienen. Auch ich kanns eigentlich nicht mehr hören, wollte mir am Donnerstagabend aber dennoch auf SRF1 die Doku «Die Social Media Influencer» anschauen.

Die Doku zeigte einige dieser Schweizer Influencer. Zu meiner Freude hob sich der SRF-Fokus etwas von all den deutschen Dokumentationen ab, die ich bisher gesehen habe: Auf RTL und Co. wurde bis anhin nämlich immer nur derselbe Influencer-Typ präsentiert. Die blonden Hübschen, mit der Föhnwelle und den langen Beinen, die von irgendwelchen Sponsoren nach Ibiza eingeladen werden, dann am Pool mit Hipster-Getränken posieren und schliesslich in die Dok-Kamera heulen: «Es ist wirklich ein Knochenjob. Ich muss 24/7 arbeiten und immer für ein Foto perfekt aussehen.» Heult euch doch nass.

Stattdessen wurde der Instagram-Komiker Zeki Bulgurcu in den Fokus gesetzt. Nebst ihm kam die Youtuberin Julia Graf oder die Kiteboard-Surferin Manuela Jungo, die auch mit Instagram ihr Geld verdient, zu Wort. Ah, die 19-jährige Zoë Pastelle hatte auch noch was zu sagen. Verschiedene Typen, verschiedene Karrieren und nullkommagarkeine Drama-Star-Allüren. Alle erzählten, wie das so funktioniert mit dem Werbung machen, wie ihnen das so gefällt, wie sie dazu kamen und und und. Fand ich interessant, mir diese Geschichte einmal aus Schweizer Perspektive anzuhören und -schauen.

Und weil wir uns am Donnerstag beim SRF und nicht bei RTL befanden, kamen noch Psychologen, jemand von der Hochschule für Wirtschaft, ein Werbeexperte und sogar jemand von Pro Juventute zu Wort. Sogar ein Journalist aus Deutschland hat vier Sätze zum Thema verloren. Etwas zu viele Experten, aber mir solls recht sein. Dann haben sich wenigstens einmal alle zum Thema ausgekotzt.

Achtung! Folgenden Satz werden Sie so schnell nicht mehr von mir lesen: Ich fands fast schon schade, dauerte die Sendung nur eine Stunde. Anstatt alle Experten in ein Format reinzuquetschen, hätte man der Sendung entweder mehr Zeit schenken (ich weiss, das geht so leicht nicht) oder die Expertenzahl reduzieren können. Aber das ist jetzt auf solidem Niveau genörgelt.

Was ich so unfassbar gern erfahren hätte, ist natürlich, wie viel so ein Influencer verdient. Dass darüber geschwiegen wird als wäre es die geheime Coca-Cola-Rezeptur, ist mir schon klar. Aber irgendwie kann man das doch in Erfahrung bringen. Zumindest, in welcher Preisklasse sich die jeweiligen Kooperationen mit den verschiedenen Werbepartnern befinden. Ich selbst folge auf Instagram einer Handvoll dieser Influencer und frage mich jedes Mal, wie viel man denen zahlt, dass sie hysterisch in die Kamera kreischen, wenn sie eine neue Lidschatten-Palette auspacken. Oder sich am Acai-Müesli ergötzen.

Ich habe übrigens 558 Follower auf meinem Instagram-Account. Ich influence ab 600 Followern gerne für folgende Produkte:

  • Laptop (bitte von Apple, 13 Zoll)
  • Autos (bitte einen Skoda Yeti)
  • Pizza (von jedem und überall)

Wenn Sie mich also als Influencerin bald reich beschenken und grosszügig bezahlen möchten, finden Sie mich ganz leicht auf Instagram. Ich schreie auch, während ich dann meinen neuen, gratis Laptop auspacke. Versprochen.

Von Joëlle Weil am 26. Oktober 2018 - 10:58 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:25 Uhr