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Joëlle schaut fern

Winigers Tränen bei «Geboren am 22. Januar 1979»

Unsere TV-Kolumnistin Joëlle Weil fand Melanie Winiger schon immer eine der coolsten Persönlichkeiten der Schweiz. Diesen Titel konnte die Ex-Miss-Schweiz in der Sendung «Geboren am 22. Januar 1979» absolut verteidigen.

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Melanie Winiger

Melanie Winiger kann ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, als sie über ihren Sohn Noel spricht. Harte Schale, die Melanie, aber Pudding-Nutella-Kern...

Screenshot SRF1

Als Melanie Winiger, 40, Miss Schweiz wurde, war ich gerade einmal knappe acht Jahre alt. Es erklärt sich von selbst, dass ich die Veranstaltung damals nicht verfolgt habe. Aber so weit mein People-Gedächtnis zurückreicht: Winiger war immer da. Und Winiger fand ich schon immer – pardon, pardon, pardon... – eine geile Sau. Dass ich am Freitagabend bei SRF1 in die Sendung «Geboren am 22. Januar 1979 – Melanie Winiger» reinzappen musste, erklärt sich von selbst. 

In der Sendung wurden drei Frauen mit demselben Geburtsdatum vorgestellt. Jede komplett anders: Daniela flüchtete als Mädchen aus Bosnien in die Schweiz und Barbara leidet unter einer Lichtallergie. Die dritte im Bunde war dann eben unsere Winiger. 

Gute Geschichten kann man recyclen

Ich habe die Geschichten ihrer Kindheit bestimmt schon oft gehört und gute Geschichten hört man sich gerne mehrmals an. Winigers Geschichten sind aber nicht gut, weil sie unterhaltsam sind. Sie sind gut, weil sie einem lehren, die Ärmel hochzukrempeln und Eigenverantwortung zu tragen.

Winiger erzählte, wie sie damals als Mädchen in der Schule im Tessin verhauen worden und als «verdammte Marokkanerin» beschimpft worden ist (tatsächlich ist sie Halbinderin). Ihr Vater war es, der ihr das Prügeln beigebracht habe. Ab dem Zeitpunkt habe sie Mobber in die Schranken gewiesen und sei von allen nur noch «Super-Melanie» genannt worden, weil sie die Starken für die Schwächeren verprügelte. 

Melanie Winiger

1996 wurde Melanie Winiger zur jüngsten Miss Schweiz ever gekrönt. Würde man ihr heute eigentlich nicht geben, dass sie einmal Wert auf einen Schönheitswettbewerb gelegt hat... 

Screenshot SRF1
Harte Schale, butterweiche Melanie...

Besonders ergreifend fand ich Winigers Tränen, als sie über ihren Sohn Noel sprach. Es ging darum, wie damals in der Presse über ihr Mutterdasein hergezogen wurde, nachdem sie in einem Interview gesagt hatte, dass ihr ihr eigener Sohn manchmal auf die Nerven gehe. Als Winiger dann von ihrem Sohn zu erzählen begann, kullerten die Tränen. Es ist schön, eine harte Winiger einmal nah am Wasser gebaut zu sehen. 

Entgegen den meisten Meinungen finde ich nicht, dass Winiger eine «Rebellin» ist – oder eine Person, die sich selbst regelmässig «neu erfindet». Die tut doch einfach, wonach ihr gerade ist, ohne sich auch nur eine Sekunde lang zu überlegen, wie das die anderen so finden werden. Recht hatte sie damals und Recht behält sie heut. 

am 17. August 2019 - 10:32 Uhr