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My awesome Life in Hollywood

Putzfimmel, Ordnungszwang und ein neuer Mitbewohner

Wer unter Zwangsstörungen leidet, hat kein einfaches Leben. Die Nerven unserer Bloggerin Jasmin Gruber werden derzeit ganz schön strapaziert. Einen (vorübergehenden) Mitbewohner zu haben, wenn man unter einem Putzfimmel und Ordnungszwang leidet, ist eine grosse Herausforderung.

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Putzfimmel /  Photocapy
flickr

Zwei Frauen unter einem Dach: Jackpot? Schön wärs. So wie es (immer mehr) Männer gibt, die im Haushalt mithelfen, gibt es auch Frauen, die von Staubsaugern und Putzmittel keine Ahnung haben. Beispiel gefällig? Als meine Freundin Nat und ich in unser Apartment in Studio City gezogen sind, wollte ich als erstes unsere Wohnung putzen.

Sie übernahm das Bad, ich die Küche. Als ich zufällig an ihr vorbei lief, traf mich fast der Schlag. Nat machte sich mit Abschminktüechli über das WC her. Abschminktüechli!!! Und so verfrachtete ich sie kurzerhand aufs Sofa und erledigte alles alleine. 

Fast ein Jahr später, nichts hat sich geändert. Aber wisst ihr was? Ich will gar nicht, dass sie putzt. Lieber mache ich alles alleine. Nat würde Staub nicht mal sehen, wenn er meterhoch in der Ecke liegen würde. Ich bin das pure Gegenteil.

Ich weiss auch, dass mein Putzfimmel nicht ganz normal ist. Kaum sehe ich einen Flecken auf dem Tisch - und mag der auch noch so klein sein - hole ich den Putzlumpen. Und weil ich dann ja sowieso schon dran bin, wird grad alles durchgefegt. 

Einmal ist keinmal

Bevor ich nach Los Angeles gezogen bin, habe ich in Kloten mit zwei Freundinnen gewohnt. Wenn Sandra oder Christin meine Wäsche gewaschen haben, dann habe ich sie im Nachhinein auf dem Stewi nochmals ordentlich zurechtgehängt.

Wenn jemand von ihnen nach dem Znacht die Spülmaschine eingeräumt hat, habe ich das Geschirr wieder ausgeräumt, gründlich von Hand abgespühlt und wieder hineingestellt. Ich weiss, nicht normal. Aber immerhin bin ich mir dessen bewusst. 

Jetzt zum eigentlichen Grund, wieso ich über meinen abnormalen Putzfimmel schreibe. Seit knapp zwei Wochen wohnt Nats Bruder Ben bei uns. Vorübergehend. Bis er eine Wohnung gefunden hat. So sehr ich ihn auch mag - seit er hier ist, habe ich eine innere Unruhe, die mich wahnsinnig werden lässt.

Sauberkeits-Polizistin

Erstens wären da die vielen Koffer, die im Wohnzimmer verteilt herumstehen. Wir haben eine 2 1/2-Zimmerwohnung. Dementsprechend eng ist es hier. Er bemüht sich wirklich, Ordnung zu halten und wäscht auch ab. Aber das will ich nicht mal.

Wenn er dann doch am abwaschen ist, stehe ich wie ein Polizist daneben und hoffe, dass die Tortour bald vorbei ist. Verlässt er anschliessend die Küche, kontrolliere ich das Geschirr und wasche das eine oder andere erneut ab. Ich muss ja schliesslich sicher sein, dass alles sauber ist. 

Oh. Und wie gesagt. Ben ist ein Mann. Ich habe noch nie mit einem Mann zusammengewohnt. Dass Männer im Stehen pinkeln, habe ich verdrängt - bis ich Ben vor wenigen Tagen auf frischer Tat ertappt habe. Im Stehen. In meinem Bad. Mir blieb die Spucke weg. Wisst ihr, was ich gemacht habe, als er kurz darauf das Haus verliess? Genau.

Ordnungszwang vom Feinsten

Leider leide ich auch unter einer weiteren Zwangsstörung. Bei mir muss immer alles symmetrisch geordnet sein. Seit Ben das Wohnzimmer unter Beschlag genommen hat, könnt ihr euch ja vorstellen, dass dies nicht so einfach ist.

Wenn Nat oder Ben einkaufen gehen und den Kühlschrank füllen - ja, dann komme ich zum Zug und ordne alles nochmals ordentlich ein. Die Schuhe müssen immer exakt an gleicher Stelle stehen (bei so vielen keine leichte Sache) und wehe, die Seife im Bad steht nicht im 45-Grad-Winkel neben dem Wasserhahn.

Einsicht ist der beste Weg zur Besserung? Leider nein. Je älter ich werde, desto schlimmer werden meine Zwangsstörungen. Falls also jemand von euch einen Tipp für mich parat hat, nur zu. So, und jetzt muss ich los. Der Staubsauger wartet.

am 18. Juli 2017 - 18:29 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:27 Uhr