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  4. Streaming-Kolumne: «Last Looks» als eine Hommage an den Film Noir

Siljas (Film-)Klappe

Ein letzter und ein neuer Blick auf den Film Noir

Viele Genres haben die Art und Weise, wie wir Filme schauen, geprägt. Eines der wohl bekanntesten und erfolgreichsten ist der Film Noir. «Last Looks» von Regisseur Tim Kirkby ist eine Hommage an die alten Privatdetektiv-Filme.

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Hollywood Sign in Los Angeles.

Hollywood Sign in Los Angeles.

Unsplash/eyeswashere

Ein schummriges Büro, ein Mann mit Zigarette, wir erfahren im Voice-over, dass er ein Privatdetektiv ist, der schon so manchen Mistkerl hinter Gitter gebracht hat. Doch auch, dass sein härtester Fall noch kommen sollte. Hätte er gewusst, was ihn erwartet, an jenem schicksalhaften Tag, als SIE in sein Büro kam – er wäre wohl so weit gelaufen, dass selbst der Teufel und seine Höllenhunde ihn nicht hätte einholen können. Auftritt: Femme Fatale, eine schöne Frau, in der Regel mit grossem Hut, roten Lippen und einem dunklen Geheimnis.

Jap, so sahen unzählige Filme in den 1930er bis 1950er Jahren aus, ein Genre, dass als Film Noir in die Geschichte einging. Die Zeit der ruppigen Privatdetektive mit einer Vorliebe für Bourbon oder Whisky und mysteriösen Frauen, denen kein Mann widerstehen kann, ist vorbei. Und das ist ja auch nicht unbedingt schlecht, wurden die Frauen doch damals gerne auch als Zuckerschnecken bezeichnet und den Männern eine Ohrfeige gegeben. Dahin wollen wir natürlich nicht mehr zurück. 

Der moderne Film Noir – nur nicht ganz so dunkel

Aber so ein richtig spannender Film Noir wäre doch schon auch irgendwie mal wieder schön, oder? Find ich schon. Und er muss ja gar nicht in den 1930ern spielen. Er kann ja auch in der heutigen Zeit stattfinden – aber trotzdem in Los Angeles, bitte. Und statt einem schummrigen Büro und einem Alkoholproblem finden wir den entehrten Detektiv abgelegen in einem Wohnwagen und einem Huhn als Haustier. Die Femme Fatale gibt es natürlich trotzdem noch und ja, sie ist immer noch wunderschön. Und ja, sie braucht immer noch die Hilfe des etwas verwahrlost aussehenden Ex-Polizisten. Nein, bei dieser Beschreibung ist jetzt nicht meine Fantasie mit mir durchgegangen, diesen Film gibt es tatsächlich, ist auf Sky zu sehen und heisst «Last Looks» mit einer grandiosen Besetzung. Mel Gibson als Verdächtiger, Charlie Hunnam als einzelgängerischer Ex-Cop, Morena Baccarin als Femme Fatale, Rupert Friend – schaut den Film und findet es heraus. Starbesetzung garantiert!

Und ich persönlich muss ja zugeben, dass Mel Gibson einen so guten britischen Akzent drauf hat, dass ich doch tatsächlich nochmal nachgucken musste, um sicher zu gehen, dass er US-Amerikaner ist. Ist er, by the way. Gut in die Rolle hätte auch Hugh Grant gepasst, aber Mel Gibson gibt den schmierigen, arroganten, reichen Trunkenbold vielleicht doch noch etwas besser, als Mr. Grant. Und das meine ich im positivsten Sinne! Mel Gibson ist ein grossartiger Schauspieler! Was er mit seiner Rolle in «Last Looks» einmal mehr bewiesen hat. Und Charlie Hunnam beweist einmal mehr die Theorie, dass ein Bart einen Mann äusserlich komplett verändern kann. Und ein wirklich attraktiver Mann beides, mit Stil und Selbstbewusstsein tragen kann. 

«Last Looks» ist eigentlich alles, was der Film verspricht: Ein Ex-Cop, der eigentlich nichts mehr mit diesem Leben zu tun haben will, dann aber doch zurück geht, um, naja, eben einen letzten Blick auf sein altes Leben zu werfen und Menschen zu helfen. Eine Femme Fatal, die einen letzten Blick auf ihren alten Lover wirft. Ein Witwer, der beschuldigt wird, seine Ehefrau ermordet zu haben. Korrupte Polizisten, reiche, einflussreiche Männer, die über Leichen gehen, um ihre dunklen Geheimnisse mit den Personen zu begraben, die diese enthüllen könnten. Plottwists und überraschender Weise eine Make-over Sequenz. Und die sind ja immer spassig. Also schliesst die Tür, verdunkelt den Raum und: Film ab!

Von san am 22. September 2023 - 17:25 Uhr