Wer von euch regelmässig meine Kolumne liest, dürfte bereits mitbekommen haben, dass ich ein Fan von Musicals bin. Da kommt es glaube ich auch nicht als grosse Überraschung, dass ich ebenfalls ein absoluter Sucker for everything Disney bin. Und einem Mann verdanke nicht nur ich, sondern alle Disney-Fans einige der grössten Disney-Songs aller Zeiten: Howard Ashman. Er arbeitete mit Alan Menken, der für mich einer der grössten Filmkomponisten unserer Zeit ist, an drei Disney-Filmen: «The Little Mermaid», «Beauty and the Beast» und «Aladdin».
Menken und Ashman hatten schon beim Musical «Little Shop of Horrors» zusammengearbeitet und waren ein grossartiges Team – so grossartig, dass sie für ihre Musik sogar Oscars gewannen, etwa für den Song «Under the Sea» aus «The Little Mermaid» – dessen Live-Action-Verfilmung übrigens momentan im Kino läuft und absolut sehenswert ist. Es muss schwer für Alan Menken gewesen sein, die Live-Action-Filme der drei Disney-Hits zu machen, an denen er gemeinsam mit Howard Ashman arbeitete, denn noch heute fängt der Komponist fast an zu weinen, wenn er über seinen guten Freund spricht. Howard Ashman starb nämlich am 14. März 1991 an Aids.
2018 drehte Don Hahn dem Ausnahmetalent zu Ehren eine Dokumentation mit dem Namen «Howard», welche auf Disney+ zu sehen ist. Howard Ashman war ein wirklich aussergewöhnlicher Mensch mit einem starken Willen, einer Leidenschaft für das Schreiben, das Theater und alles, was mit der künstlerischen Unterhaltungsszene zu tun hat. Er war es, der die Idee für das Musical «Little Shop of Horrors» hatte, er war es, der darauf bestand, das Musical in einem kleinen Theater abseits vom Broadway aufzuführen, um das Publikum wirklich in die Welt dieser Geschichte zu entführen, ohne den ablenkenden Firlefanz draussen auf dem Broadway.
«Der einzige Platz, um noch grosses Musical zu machen, ist der Animationsfilm.»
Howard Ashman
Howard Ashman war homosexuell, doch selbst in der Welt der 1970er und 1980er Jahre musste er sich in seiner Community, die der Schauspieler und Künstler, nicht verstecken und konnte seine sexuelle Neigung offen ausleben. Seine grosse Liebe war Bill Lauch, mit dem er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte, sich eigentlich ein Leben und eine Zukunft mit ihm aufbauen wollte – eine Zukunft, die für ihn niemals kommen sollte. Doch Ashmans grosse Liebe war stets seine Arbeit und er galt als Genie seiner Zeit. Im Animationsfilm fand er Erfüllung und sagte einst: «Der einzige Platz, um noch grosses Musical zu machen, ist der Animationsfilm.»
Was für unglaubliche Werke wir wohl noch von ihm hätten erwarten können, wenn er nur etwas mehr Zeit auf dieser Welt gehabt hätte. Obwohl die Krankheit schon weit fortgeschritten und er stark geschwächt war, erzählte er dem Team bei Disney lange nichts von seiner Aids-Erkrankung aus Angst, er könnte gefeuert werden. Ein homosexueller Mann, der an Aids erkrankt ist und an einem Kinderfilm für Disney arbeitet? Er fürchtete, dass das undenkbar sei. Zwei Tage, nachdem er den Oscar für «Under the Sea» aus dem Film «The Little Mermaid» gewann, machte er seine Krankheit öffentlich und siehe da: Disney wollte weiter mit ihm zusammenarbeiten. Seine letzten Tage sollte Ashman im Krankenhaus verbringen und bis zum Schluss an der Musik für «Aladdin» arbeiten. Alan Menken brachte sein Keyboard ins Krankenhaus, das Team telefonierte mit Howard – und als sein letztes Geschenk an die Welt gab er uns die unvergessliche Musik aus diesem animierten Meisterwerk.
Am Ende der Doku über Howard Ashman konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Liebe, die er in seine Arbeit steckte und die ihm die Menschen um ihn herum entgegenbrachten, ist unvergleichlich. Und die Leidenschaft, die er für das Musical-Theater hatte, spürt man in jeder Note, in jeder Songzeile. Danke, Howard Ashman. Durch dein Genie wirst du für immer «Part of our world» sein!