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Stadt - Berg einfach

Walliserdeutschkurs 1.0: Überleben im Saastal

Die verschiedenen Schweizer Dialekte bereiten dem Low-Budget-Girl normalerweise keine Probleme. Doch mit dem Walliserdeutsch steht Sarah Rüegger irgendwie auf Kriegsfuss. Deshalb nimmt sie nun bei ihren Freundinnen einen Kurs, um des Dialekts mächtig zu werden.

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Sarah Rüegger in ihrem Blog über Walliserdeutsch

Sie wissen nicht was «Fäärli» oder «Üslafferta» heissen soll? Bloggerin Sarah Rüegger auch nicht. Deshalb nimmt sie nun Nachhilfe in Walliserdeutsch.

Getty Images

Manchmal steh ich einfach da, nicke zustimmend, beobachte kurz in der Runde, was die anderen so machen und lache dann ebenfalls. Haha - echt ein geiler Witz.  Haha - ich kann nicht mehr. Haha - Sarah, haste den gehört? Hahaha. Nö. Wenn ich ehrlich bin, hab ich jetzt genau so viel verstanden wie bei einer Folge Mister Bean. Das Lachen im Hintergrund, die Mimik und kein einziges Wort.

Ja, ich trage das Kreuz der gebürtigen Bernerin, die sich mit 21 aufmachte, die Dialekte zu erforschen, die in die Geheimnisse des Basler- und die Tonalität des Zürcherdialekts eingeführt wurde, die über die Bündner und mit den Ostschweizern lachte, die inmitten von Urnern arbeitete und eine Cousine nach Luzern verlor. Sie lernte in Berlin perfektes Hochdeutsch und sogar ein bisschen Schwäbisch, sprach monatelang mehr Englisch als Deutsch, legte ihre Angst vor dem Französischen ab und - nach ein paar Gläschen Rioja - spricht sie ab und zu Spanisch, so gut wie Penélope Cruz Englisch (denkt sie jedenfalls).

Doch nichts rang mich nieder wie das verdammte Walliserdeutsch.

Meine Lieben, es ist nicht die Aussprache. Die hat man so spätestens nach einer Winter- und einer Sommersaison kapiert. Es ist nicht das Tempo - ich rede für eine Bernerin in Lichtgeschwindigkeit. Aber gopferdelli, Walliserdeutsch ist eine eigene Sprache. Schon nur die Textnachrichten meiner Walliser Freunde zu entziffern, verschlingt dreimal so viel Zeit wie das Überfliegen von berndeutscher Mundart.

Und dann die Spezialausdrücke.

Da flutscht plötzlich so ein Wort aus dem Walliser raus, so gross wie ein Steinbrocken, und bleibt vor dir liegen. Du betrachtest es. Du umkreist es. Es ist so riesengross und auch klar ausgesprochen, du siehst jeden einzelnen Buchstaben meterhoch vor dir. Und doch: Was zum Teufel ist das?

Nun, ich habe herausgefunden: Übung macht den Meister. Deshalb habe ich meine beiden Freundinnen Valerie und Lara, die des Walliserdeutsch mächtig sind, um eine unvollständige Übungsliste gebeten. Valerie ist im Oberwallis aufgewachsen und Lara ist zwar von beiden Elternteilen mit deutschen Genen gesegnet worden, zog aber noch im Kindesalter vom Grossen in den Bergkanton. Es handelt sich also um recht respektable Dialekt-Koryphäen.

Und damit wir alle dem Wallis ein bisschen näher kommen, stelle ich meine persönliche Übungsliste hier exklusiv für euch alle zur Verfügung. Wir fangen leicht an und steigern uns recht schnell.

Walliserdeutschkurs 1.0: Überleben im Saastal

Stufe 1: Die Basics:

  • embri - runter
  • embrüf - rauf
  • Porta - Türe
  • z Dobel emab - den Hang runter
  • wärli - wirklich
  • frili - selbstverständlich


Stufe 2: Erster Geschlechterkontakt:

  • Büebo - Jungs
  • Meiggi - Mädels
  • Hibs meitji - Hübsches Mädchen
  • Nol - Idiot


Stufe 3: Körperkontakt:

  • Puttini - Brüste
  • Puttitchiffra - BH
  • Gäscha - weiblicher Genitalbereich
  • Fäärli - Schwein


Stufe 4: Trinken:

  • Boutilla - Flasche
  • Choru - Korn
  • daana - besoffen
  • bri trelo - runter fallen/rollen
  • Üslafferta - Aussaufete


Stufe 5: Kurioses:

  • Güogo - Insekt/Käfer
  • Müäma - Tante
  • Pünes - Reissnagel

Alles klar?

Und an alle Walliser: Um freie Ergänzung meiner Liste im Kommentarfeld bin ich natürlich unsäglich dankbar.

am 10. November 2013 - 10:07 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:34 Uhr