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Anspruchsvolle Füsse

Laufschuhe kaufen ist eine Wissenschaft in 3D

Wer sein Schuhwerk bislang nach ausschliesslich ästhetischen Gesichtspunkten ausgewählt hat, erlebt beim Laufschuhkauf ein böses Erwachen. Es gewinnen – so die These – nie die Schönen.

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Still life of different size shoes on floor at home

Man hat sie mit der Zeit lieb gewonnen. Und doch sind sie irgendwann durch. Im Durchschnitt halten Laufschuhe etwa 800 bis 1000 Kilometer. Dann sind Neue fällig. Die Füsse sind ja doch recht belastet beim Joggen, da hilft es, wenn sie dann und wann ein frisches Bettchen bekommen. 

Getty Images

Mit den Laufschuhen verbringen die meisten Läuferinnen und Läufer mehr Zeit als mit ihren besten Freunden. Damit haben wir gleich die Quintessenz des Laufschuhkaufens auf den Punkt gebracht: Auch Freunde suchen wir nicht nach ihrem Aussehen aus. Da geht es – so die Legende – ausschliesslich um innere Werte.

Über die inneren Werte von durchgelaufenen Joggingschuhen möchten wir hier aus hygienischen Gründen nicht weiter referieren. Nur so viel: Man merkt, wann Neue nötig sind. In der Regel entern die Turnschuhe diesen Zustand zwischen Sein und Nichtsein nach rund 800 bis 1000 gelaufenen Kilometern.

Mehr ist hier tatsächlich mehr

Greifen wir sonst recht zielsicher nach der richtigen Schuhgrösse, lernen wir unsere Füsse beim Laufschuhe-Kaufen von einer völlig neuen Seite kennen. Plötzlich sind sie diese fragilen Wesen, denen nur ein Millimeter weniger oder mehr da oder dort die Tränen unter die Nägel treibt. Und je länger die Jogging-Runden werden, desto mehr Platzbedarf haben unsere Treter. «Ich empfehle mindestens eine halbe bis eine ganze Grösse mehr als bei normalen Schuhen», sagt Markus Ryffel. Beim Rennen (oder gut 42’000 Schritten an einem Marathon) schwellen die Füsse an. Sie brauchen mehr Platz.

Wer nun glaubt, dass sich die Sache damit erledigt hat: gemach, gemach. Das ist nur der Anfang. Denn je nach Hersteller, Marke, Modell oder Material der Schuhe variieren die Grössen. Eine 40 beim einen, ist eine 42 beim anderen. Und Füsse wären nicht Füsse, wenn der linke und der rechte einfach gleich wären. Damit stehen wir nach dem ungefähren Eingrenzen der Schuhgrösse direkt vor der nächsten Challenge.

Joggerin auf einer Wiese

Ein Bild des Friedens: Diese Joggerin scheint total eins mit ihren Laufschuhen zu sein. 

Getty Images/Westend61

Zeitraubende Angelegenheit?

Steht man erst einmal vor dem Sportschuh-Regal dämmert es selbst den realistischsten Joggern: Das wird dauern. Denn: Es gibt unglaublich viele und unterschiedliche Modelle. Beherzt möchte man zum hübschesten Ausstellungsstück greifen. Das geht selten gut. Wer keine Lust hat, sich durch zahlreiche Schuhe zu testen, für den haben Markus Ryffel und sein Team ein neues, effizientes Tool entwickelt: Die 3D-Fuss- und Laufanalyse. In acht Schritten von der Altschuhanalyse bis zum Testlauf finden Sportlerinnen und Sportler raus, welcher Schuh zum Fuss passt. Mittels eines 3D-Scanners wird erst einmal der Fuss bis auf 2 Millimeter genau vermessen.

Mit Zusatzinfos zum bevorzugten Trainings-Terrain kann die «Maschine» schon mal Schuhe filtern. Bei der dynamischen Laufanalyse im Anschluss stellen die Berater fest, wie sich die Belastung über den Fuss verteilt. Aus all diesen Informationen filtert die «Maschine» im System die Schuhe raus, die am besten auf die spezifischen Bedürfnisse passen. Bevor die Schuhe bei Ryffel Running (im Sportxx) im Regal stehen, werden sie geröntgt und klassifiziert. Der Benefit? Die Apparatur spuckt nach allen Tests (die übrigens ziemlich zackig über die Bühne gehen) ein paar Empfehlungen aus. Der Testlauf (ein paar Runden im Laden) beschränkt sich auf zwei, drei wenige Modelle.

Bettina Bendiner

Funktionskleidungs-Skeptikerin Bettina mit Laufschuh-Berater Olaf vor der Wand der Wände: Welcher Laufschuh macht das Rennen? Spoiler: Eine Vision in Türkis-Petrol-Blau. Das haben die 3D-Fuss- und Laufanalyse und die Beratung im Sportxx ergeben. 

ZVG

Funktionalität vor Schönheit

Schönheit liegt im Auge der Betrachterin. Das ist so. Und DIESE Testerin hat ein schwieriges Verhältnis zu Funktionskleidung im Generellen. Es sind diese Momente im Zoo etwa, wenn ganze Familien, ausgerüstet wie für eine Mount-Everest-Besteigung die Flamingos bestaunen und leger einen Teil ihrer praktisch-funktionalen Hose abschrauben und in den multifunktionalen Rucksack stecken. Beruhigend ist: Käme mitten im Sommer ein überraschender Blizzard – sie wären parat.

Dank gefühlt einer Million Laufkilometer hat die Testerin inzwischen ihr Herz einen Spalt für Funktionskleidung geöffnet. Die hat auch Vorteile – BEIM SPORT. Die Grenze verläuft entlang des Flamingo-Teichs. Zurück zu den Schuhen. Auch sie gehören in die Kategorie Funktionskleidung. Die Empfehlung ist klar: «Die Schuhe müssen passen. Schönheit ist zweitrangig», sagt Markus Ryffel. Ob Olaf vom Sportxx, der treffsicher meine Füsse analysiert hat, meinen Appell doch erhört hat? Er biegt mit durchaus apartem Schuhwerk ums Eck. In frischem Petrol-Türkis-Blau. Bei den Reissverschlusshosen ziehe ich weiterhin die Grenze. Aber Colorblocking am Flamingo-Teich? Läuft.

Von bna am 11. Mai 2021 - 16:09 Uhr