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Intervention dringend notwendig

Schaden Wattestäbchen unseren Ohren wirklich?

1962 entwarf ein findiger Amerikaner eine kleine, flauschige Gerätschaft, die unser Hygieneverhalten für immer verändern sollte. Heute kaufen wir alle sie zu Hunderten, bewahren sie im Badezimmerschrank auf – und machen damit alles falsch, was geht.

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Frau Ohren

Alle Augen auf unsere Ohren – wir gefährden sie nämlich mit unseren Gewohnheiten.

Harry Cooke/Pexels

Ohrenschmalz. Diese furchtbare, wahnsinnig eklige Wortschöpfung, beschreibt etwas ziemlich Sinnvolles. Etwas, das alle Säugetiere gemeinsam haben (bei Walen kann man anhand der Menge sogar das Alter bestimmen). Bei Europäern und Afrikanern ist es gelb-bräunlich, bei Asiaten grau-staubig (das ist genetisch festgelegt und wird auf vielen Onlineportalen ausführlich erläutert). Es wird vermutet, dass es Herpes heilen kann. Es hält unseren Gehörgang geschmeidig und frei von Bakterien und Insekten (durch den bitteren Geschmack und den dazu passenden, unangenehmen Geruch). Vor allem aber reinigt es das Ohr und befördert sich von selbst nach aussen. Die meisten wissen das. Trotzdem scheint jeder von uns diese Tatsache konsequent zu ignorieren. Und das ist ein Problem.

Nicht dafür gemacht

Auf jeder Packung Wattestäbchen steht ein Vermerk, der darauf hinweist, dass die kleinen Gerätschaften nicht – wir wiederholen, NICHT – zur Reinigung der Ohren geeignet sind. Sie sind gut für verwischte Mascara, zur Reinigung von Tastaturen, Auftragen von Salbe und so weiter und so fort. Für die Ohren aber definitiv nicht. Dass es wahnsinnig schwer ist, Menschen davon zu überzeugen, nur Dinge in ihre Körperöffnungen zu stecken, die dafür intendiert sind, ist allerdings keine neue Info. Und so fummeln wir weiterhin froh mit den Stäbchen in unseren Ohren umher und schieben den Schmalz tiefer in Richtung Trommelfell. So, wie mit einer WC-Bürste im Klo. 

Auf dem Weg zum Gehörverlust

Ja, das klingt alles so schon wahnsinnig unappetitlich. Aber glaubt uns, das lässt sich noch steigern: Irgendwann entsteht durch den gesammelten Schmalz ein Pfropf, der permanenten Druck auf das Trommelfell ausübt und uns das Hören schwer macht – im schlimmsten Fall so, dass es zum dauerhaften Hörverlust kommt. Im besten Fall kann ein Arzt den selbst produzierten Störenfried vorher professionell entfernen. Ausserdem fügen wir uns mit dem Stäbchen gern mal unabsichtlich Verletzungen in der empfindlichen Ohrmuschel zu, die Bakterien leichtes Spiel machen und zu schmerzhaften Entzündungen führen können. Und das alles für einen Vorgang, den die Natur in der Regel von selbst erledigt. Lässt man den Körper machen, befördert der Gehörgang mit Hilfe der winzigen Härchen in unseren Ohren und unseren Kaubewegungen allen Schmutz allein nach draussen. Er fällt dann einfach aus dem Ohr. Lediglich Menschen mit einer stark erhöhten Ohrenschmalz-Produktion sollten diesen in regelmässigen Abständen vom Ohrenarzt entfernen lassen.  

Wie werden die Ohren mechanisch sauber?

Wie oben schon angesprochen sind Menschen aber nunmal schwer von ihren Gewohnheiten abzubringen. Sie wollen ihre Ohren reinigen. Unbedingt. Geht das also auch ohne böse Nebenwirkungen? Wunderbarerweise ja. Mit einem weichen Waschlappen oder Wattebausch und warmem Wasser zum Beispiel. Auch okay: Tropfen und Sprays aus der Apotheke, die den Schmalz lösen und herauslaufen lassen. Zu den beliebten Ohrenkerzen – von ihren Anhängern als «der Shit gepriesen» – haben wir aber Anmerkung, die ihr unserer Meinung nach hören solltet: Im Rahmen unserer Recherche haben wir von einer Person gelesen, die sich beim Benutzen der Kerze ein Loch ins Trommelfell gebrannt hat. Echt. Geht also auf Nummer sicher und bleibt bei Watte. Oder, anders ausgedrückt: Haltet die Ohren steif!

Von Style am 16. März 2023 - 09:00 Uhr