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Im Flamingoschritt das Immunsystem stärken

Kneipp-Therapie: Eine Anleitung zum Wassertreten

Raus aus den Socken, rein ins Nass, aussehen wie ein Flamingo. Abwechselnd mit angewinkelten Beinen durchs kalte Wasser zu tapsen regt den Stoffwechsel an, stärkt das Immunsystem und führt zu Entspannung. Kneippen heisst die Praktik. Wie funktioniert das eigentlich? Und wo ists dafür am schönsten?

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Flamingos im Wasser

Auf einem Bein stehen und die Flamingo-Pose einnehmen? In kaltem Wasser sehr gesund. 

Getty Images

In kuschelweiche Socken zu schlüpfen, am Pfefferminztee zu nippen und im Bett zwischen Kissen und Duvet zu versinken, passt ins Bild des gemütlichen Herbsts. Auf den Laptop zu starren, bis wir uns bei Netflix in den Schlaf gestreamt haben, ebenso. Aber mit hochgekrempelten Hosenbeinen in ein kaltes Wasserbecken steigen? Naja. Das Euphorie-Level entspricht dabei etwa dem eines Pop-Fans, der aus Versehen an einer Techno-Party landet, und nun widerwillig zu hektischen Beats im Viervierteltakt über den Dancefloor stampft. 

Warum sich Warmduscher*innen trotzdem einem Kälteschock unterziehen sollen?

Weil das kalte Wasser positive Temperaturreize bewirkt. Kurzzeitig verengen sich dabei die Blutgefässe, die sich im Anschluss wieder weiten – das fördert die Durchblutung im Körper. Kneippen (auch Hydrotherapie genannt) bringt so den Kreislauf in Schwung, regt den Stoffwechsel an, strafft die Haut, stärkt das Immunsystem, hilft gegen Krampfadern und versetzt den Körper in Entspannung

Darauf stiess der bayrische Naturheilkundler und Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) nachdem er an einer Lungenerkrankung litt und zufälligerweise das Buch «Unterrricht von Kraft und Heilkraft des frischen Wassers» von Johann Siegemund Hahn entdeckte.

Kneipp folgte den Lehren des Buches, stieg zwei- bis dreimal wöchentlich kurz in die eiskalte Donau und wurde wieder gesund. Daraufhin vermittelte er das Kneippen anderen Leuten weiter. 

Wie geht Kneippen?

Eine Variante ist das Wassertreten. Dabei stehen wir im Wasser und ziehen abwechselnd die Beine hoch. Machen uns gefühlt vielleicht etwas zum Affen. Ähhh, zum Flamingo! Was wir vor, während und nach dem Kneippen auf dem Schirm haben müssen:

Davor
Vor dem Gang ins Wasser darauf achten, dass die Füsse warm sind. Die Wassertemperatur sollte unter 18 Grad Celsius liegen. 

Währenddessen
Mit beiden Beinen ins Wasserbecken steigen. Idealerweise ist die Hälfte des Unterschenkels unter Wasser. Abwechselnd einen Fuss nach dem anderen aus dem Wasser ziehen und wie ein Flamingo anwinkeln – die Zehenspitzen des angezogenen Beines zeigen dabei nach unten. Das Ganze je nach Körperempfinden zwischen mehreren Sekunden und maximal zwei Minuten wiederholen.

Danach
Kurz ein paar Schritte gehen und das Wasser abperlen lassen, bevor wir die Beinen sanft mit einem Handtuch abstreifen – aber nicht abtrocknen! Anschliessend den Körper aufwärmen. Socken über die Füsse ziehen. Tee trinken. Sich in Decken einwickeln. Wer will, soll nach einer Pause nochmals ins kalte Wasser steigen.

Wo kneippt es sich hierzulande am schönsten?

Eigentlich funktioniert Kneippen überall dort, wo wir Zugang zu kaltem Wasser haben. See, Fluss, Bach, zu Hause in der Badewanne – oder an speziell dafür hergerichteten Kneippanlagen. Gemäss Wikipedia gibt es in der Schweiz zurzeit 54 angemeldete davon. Folgende drei gefallen uns besonders:

Kneippanlage Flühli
Sörenberg Flühli Tourismus

Diese Kneippanlage ist Teil der UNESCO-Biosphäre Entlebuch. Der Weiher diente einst als Reservoir für das Kleinkraftwerk einer Sägerei. Heute ist dort eine Wassertretanlage, ein Barfusspfad, ein Kräutergarten, eine Gussstation, ein Armbad und eine Ruhestation. 

Kneippanlage Saas-Fee
Saastal Tourismus

Zwischen der Talstation Plattjen und der Station Felskinn liegt die Kneippanlage Saas-Fee. Neben dem Wassertreten finden wir hier auch eine Gussstation, einen Barfusspfad, ein Armbad und eine Ruhezone. Zusätzlicher Pluspunkt: Aussicht auf die Walliser Berglandschaft

Kneippgarten Gisikon, Luzern

Kneippgarten Gislikon
Stefan Peter

Der Kneippgarten Gisikon befindet sich am Rande eines Naturschutzgebietes. Mit Vogelgezwitscher und Froschquaken in den Ohren stellen wir unsere Füsse ins Wasserbecken. Gussstation, Armbad und Barfusspfad gibts in Gisikon ebenfalls. 

Warmduscht ihr noch oder kneippt ihr schon: Wo läuft ihr durchs kalte Wasser? 

Von Vanessa Vodermayer am 6. Oktober 2020 - 16:01 Uhr