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Die verheerenden Folgen der Abhängigkeit

Nasenspray ist gefährlicher, als wir alle denken

Ein Pumpstoss und schon funktioniert das Atmen wieder einwandfrei. So die Theorie. In der Praxis kommt aber auch das Wundermittel Nasenspray nicht ohne Nebenwirkungen aus – und die sind drastischer als so mancher weiss.

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Flat lay of medicine bottle nasal spray with eucalyptus leaves isolated on pink background. Medication still life

Sind wir erkältet, ist Nasenspray der Retter in der Not – doch wer es mit dem Konsum übertreibt, riskiert eine Abhängigkeit mit Folgen. 

Getty Images/iStockphoto

Seit 15 Jahren hängt der deutsche Rapper Sido an der Flasche – und zwar an der, in der sich das Nasenspray befindet. Das gestand er kürzlich in einem Interview. Und plötzlich erinnern sich alle wieder daran, was einem der Apotheker jedes Mal rät, wenn man eins der rettenden Sprays ersteht: «Nicht länger als eine Woche benutzen.» 

Warum macht Nasenspray süchtig?

Dass etwas an der Warnung dran ist, wird klar, wenn man sich die Inhaltsstoffe von Nasensprays mal genauer ansieht: Die meisten enthalten Xylometazolin; ein Stoff, der unserem Gehirn einen Alarm vorgaukelt. Dadurch schütten wir Adrenalin aus, unser Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt – und die angeschwollenen Blutgefässe, die uns das Atmen schwer machen, schwellen innerhalb weniger Minuten ab. Das Problem: Ziehen wir diesen Hilfsmechanismus länger als eine Woche durch, gewöhnen sich die Nasenschleimhäute an den Effekt und denken gar nicht daran, von alleine wieder aufzumachen. Bleibt der Pumpstoss für längere Zeit aus, haben wir das Gefühl, gar keine Luft mehr zu bekommen und es macht sich Panik breit

Was sind die Folgen der Sucht?

Das haben die meisten von uns vermutlich schon durchschaut: Einen Rausch bekommen wir durch Nasenspray nicht. Harmlos ist die Abhängigkeit vom Erkältungshelfer trotzdem nicht. Der regelmässige Einsatz schädigt nicht nur die Schleimhäute, er lässt auch den Geruchs- und damit einhergehend den Geschmackssinn abstumpfen.
Achtung, jetzt wird es eklig: Auch die sogenannte Stinknase ist eine häufige Folge. Die permanente Reizung der Schleimhaut führt zu einem süsslich-fauligen Geruch, der aus unserer Nase strömt – da sich das eigene Geruchsorgan schnell an den Gestank gewöhnt, sind es meistens Kollegen und Freunde, die uns darauf ansprechen. Um die Sucht nach dem Spray maximal ironisch zu machen: Wer es übertreibt, wird auch häufiger krank, da durch die Nutzung die Flimmerhärchen in der Nase absterben, die üblicherweise gegen Viren und Bakterien schützen. 

Wie kommt man von der Sucht wieder los? 

Von heute auf Morgen ganz ohne Nasenspray auszukommen, ist für die meisten Betroffenen fast unmöglich. Die Nase verstopft schon nach kurzer Zeit. Wer seit mehreren Monaten oder Jahren abhängig ist, sollte den Entzug mit seinem Arzt planen. Bei «leichteren» Abhängigkeiten kann man zur Entwöhnung auf Nasensalbe gegen die Trockenheit und Meerwasser-Spray zum Durchatmen setzen. Die natürlichen Inhaltsstoffe machen nicht abhängig – und dienen aktuell auch Rapper Sido als Retter in der Not.

Von Malin Mueller am 8. Januar 2020 - 14:00 Uhr