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Sinnkrise der Mittzwanziger

Wieso durchleben so viele eine Quarterlife Crisis?

Nicht nur reifere Menschen können pünktlich in der Mitte ihres Lebens einer Krise erleben, auch immer mehr Mittzwanziger leiden unter stetigen Selbstzweifeln und der Frage des Seins. Aber weshalb fühlen wir uns so oft verloren und was können wir letztendlich dagegen tun?

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Rear view of Woman looking at city in Sunlight

Die Mittzwanziger werfen oft Fragen auf, die unser Leben plötzlich aus dem Gleichgewicht bringen.

Getty Images

Mitte zwanzig: Die Unsicherheiten der Pubertät sind überstanden, der erste Fuss ins Berufsleben ist langsam, aber sicher gesetzt und mit unseren besten Freunden bereisen wir dank finanzieller Unabhängigkeit die gesamte Welt. All das sind Attribute, die von uns 20- bis 29-Jährigen von der Gesellschaft erwartet werden. Die letzte Unbeschwertheit vor dem Ernst des Lebens quasi. Dass wir uns in dieser Phase aber eben gar nicht mal so locker leicht fühlen, wie es stets angenommen wird, beschreibt der Begriff Quarterlife Crisis. Was lange nur für die okay war, die gerade bei der Hälfte ihres Lebens angekommen waren, dürfen nun auch wir 25-Jährigen fühlen – eine Lebenskrise.

Was ist die Quarterlife Crisis?

Populär machten den Ausdruck die beiden amerikanischen Autorinnen Abby Wilner und Alexandra Robbins im Jahr 2001. Mit ihrem Besteller «Quarterlife Crisis: Die Sinnkrise der Mittzwanziger» machten sie endlich darauf aufmerksam, dass die Phase beim und nach dem Erwachsenwerden oft zu grösseren Unsicherheiten fühlt, als jeder andere Lebensabschnitt. Und auch Studien bestätigen: Ausgedacht haben sich die beiden die Krise nicht. Die University of California fand 2012 heraus, dass wir zwischen 20 und 30 am unglücklichsten sind. Depressionen, Orientierungslosigkeit und Einsamkeit sind da nur einige der vielen Faktoren, die innerhalb dieser Zeit einen dunklen Schatten auf unser Leben werfen. Sogar die Promis stehen inzwischen öffentlich zu ihrer emotionalen Ratlosigkeit. Erst kürzlich gestand auch Disney-Star Vanessa Hudgens, 30, dass sie, als sie 27-Jährige unter einer solchen Krise litt.

Wieso fühlen wir uns in unseren 20ern so verloren?

Früher oder später wird es uns allen bewusst: Irgendwie sind wir in den letzten Jahren erwachsen geworden. Wir haben das Studium oder die Ausbildung hinter uns, sind nicht mehr von unseren Eltern abhängig, stehen auf eigenen Beinen. Eigentlich doch toll, wo liegt also unser Problem? Tja, irgendwie steht gefühlt jetzt alles fest. Wir wissen, wo wir die nächsten Jahre Tag ein, Tag aus arbeiten werden, wir besitzen die erste eigene Wohnung und die Kinderplanung rückt langsam aber sicher auch näher. Durchzechte Nächte, eine Flucht zurück in unsere unbeschwerte Teenie-Zeit, sind bis an den raren Wochenenden erstmal auf Eis gelegt. Gebündelt werfen diese Fakten  oft die Frage auf: «Wollen wir das alles eigentlich?». Und genau das ist das Problem. Plötzlich sind wir irgendwie in dieses skurrile Erwachsenenleben eingetaucht, wissen aber doch noch gar nicht so richtig, wer wir eigentlich sind und vor allem wer wir sein wollen. Haben wir überhaupt den richtigen Weg eingeschlagen?

Noch problematischer wird es, wenn wir noch nicht das erreicht haben, was die Gesellschaft von uns erwartet. Haben wir unser Leben versaut, wenn wir unser Studium nach mehreren Semestern doch an den Nagel hängen, wenn wir keine feste Beziehung führen, obwohl wir uns eigentlich Kinder wünschen? Und dann ist da noch unser soziales Umfeld, dass es doch irgendwie auch hinbekommt. «Wieso nicht ich?», gemeine Fragen wie diese, kreisen dann täglich in unseren Gedanken und führen dazu, dass wir theatralisch auf unsere jugendliche Unbeschwertheit zurückblicken. Tage, in denen, bis auf Spass, Nichts zählte.

So überwinden wir die Krise

Zuerst einmal sollten wir uns vor Augen führen, dass all die vermeintlich unnötigen Fragen, die wir uns am laufenden Band stellen, eigentlich gar nicht mal so falsch sind. Statt, wie in unserer Jugend, einfach in den Tag hineinzuleben, machen wir uns halt Gedanken. Gedanken darüber, wer wir sein wollen, welchen Platz wir in der Gesellschaft einnehmen möchten.

Wir beginnen, uns selbst zu reflektieren. Das ist nichts Negatives, sondern ein ganz natürlicher Reifeprozess. Wer sich selbst die Frage, nachdem «Wer will ich sein, wo will ich hin?» beantwortet, statt die Erwartungen der Gesellschaft krampfhaft erfüllen zu wollen, gelangt schnell aus der Krise. Versprochen.

Von Denise Kühn am 6. Mai 2019 - 17:14 Uhr