Der Alltag im Corona-Lockdown ist eine Herausforderung. Vor allem für Kinder und Jugendliche ist die Situation schwierig: fehlende Tagesstruktur, kaum Austausch mit den Freunden und Hobbys, die warten müssen.
In manchen Familien liegen wegen der Isolation die Nerven blank. Es kommt zu Gewalt der Eltern gegenüber ihren Kindern. Dies sagt Marlies Haller, Geschäftsführerin der Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern, in der «Sonntagszeitung». Lehrpersonen würden im Videounterricht mit ihren Schülerinnen und Schülern vermehrt Spuren von körperlicher Gewalt auffallen.
Weiter schildert eine Zürcher Lehrerin von Schülern, die bis Mitternacht keinen Schlaf fanden, weil die Eltern derart laut gestritten haben. In einem anderen Fall musste ein Kind auf das Mittagessen verzichten, weil die Mutter zum wiederholten Mal am Vormittag betrunken gewesen sei.
Für solche Fälle sind Schulsozialarbeiter zuständig. Die entsprechenden Sozialzentren hätten auch während des Lockdowns geöffnet. Doch die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde Kesb verzeichnet derzeit nicht mehr Meldungen als üblich, so die Sonntagszeitung.
Diese beruft sich auf Zahlen der Stiftung Pro Juventute, die den angespannten Familienalltag belegen sollen. 147.ch, das Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche in Notsituationen, werde seit Beginn der Corona-Krise um 32 Prozent mehr genutzt. Aufgrund der hohen Nachfrage habe Pro Juventute das Angebot ausgeweitet und die Kapazitäten erhöht.
Für Kinder und Jugendliche:
- Unter 147.ch findest du bei Problemen ein offenes Ohr. Beraterinnen und Berater sind per Chat, Mail oder Textnachricht rund um die Uhr erreichbar.
- Unter dem Instagram-Kanal @stressdihei erhalten Jugendliche Tipps und Unterstützung.
- Das Institut Kinderseele Schweiz hilft Kindern psychisch erkrankter Eltern.
Für Eltern und Angehörige:
- Auf www.projuventute.ch gibt es gleich auf der Startseite Tipps rund um den Alltag in der Corona-Krise. Und die Pro Juventute Elternberatung ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 058 261 61 61 oder online erreichbar.
- Eine weitere Anlaufstelle ist der Elternnotruf. Unter 0848 35 45 55 sind die Beraterinnen und Berater auch in dieser stressigen Zeit für alle Eltern da.
Doch nicht nur die Kinder, auch Eltern, die derzeit Arbeitskraft, Lehrperson, Kinderbetreuerin und Koch in einem sind, lassen sich öfter am Telefon helfen. Das Team der Pro Juventute Elternberatung verzeichnet etwa 20 Prozent mehr Anfragen von besorgten oder überforderten Müttern und Vätern.
«Die Konflikte verstärken sich, weil die Familien so eng aufeinander leben müssen», sagt Pro Juventutes Mediensprecher Bernhard Bürki zu schweizer-illustrierte.ch. «Eltern suchen Rat, wie sie sich organisieren können, wie sie Tagesstrukturen schaffen. Oder auch, wie sie Jugendlichen, die sich weiterhin mit ihren Freunden treffen wollen, den Ernst der Lage klarmachen können.»