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Genforscher erklärt

Darum haben intelligente Eltern oft weniger schlaue Kinder

Was ist verantwortlich für den späteren Erfolg eines Babys? Sind es die Gene oder ist es die Erziehung und das Umfeld? Für einen amerikanischen Forscher ist klar: Die Gene bestimmen unsere Interessen, Intelligenz und unseren Charakter. Trotzdem werden die Kinder von besonders schlauen Eltern eher keine Genies.

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Kind, Intelligenz

Sind die Eltern Genies, ist ihr Kind eher weniger intelligent als sie.

Getty Images/Westend61

Intelligente Eltern bekommen intelligente Kinder – für viele ist diese Schlussfolgerung absolut logisch. Genauso, dass ein Kind, das in einem Haushalt voller Bücher aufwächst, eher Lust am Lesen hat und es von besonders ehrgeizigen Eltern zu einem strebsamen, wissbegierigen Schulkind erzogen werden kann.

Stimmt alles nicht, meint der US-Psychologe und Verhaltensforscher Robert Plomin. Er ist der Überzeugung, dass nicht die Erziehung und die Umwelt den Charakter eines Menschen formen, sondern hauptsächlich die Gene. Deren Einfluss sei jahrzehntelang massiv unterschätzt worden. In einem Interview mit dem Magazin «Geo» sagte er: «Ob wir mutig sind oder musikalisch, witzig, empathisch oder introvertiert – mindestens 50 Prozent davon liegt schon bei der Geburt in unseren Genen.» Interessen, Charaktereigenschaften und die Intelligenz seien also das Ergebnis der genetischen Veranlagung und nicht der Erziehung.

Anpassen an den Durchschnitt

Trotzdem wird die Intelligenz gemäss Plomin nicht 1:1 weitervererbt. Im Gegenteil: «Überdurchschnittlich kluge Eltern bekommen eher Kinder, die etwas weniger klug sind als sie selbst – und umgekehrt.» Der Grund dafür sei, dass sich die Intelligenz von Kindern über Generationen hinweg den Durchschnittswerten der Bevölkerung anpasse. 

Dass Charaktereigenschaften wie Schüchternheit oder Sensibilität weniger mit der Erziehung als mit der DNA zu tun haben, begründet Plomin mit Zwillingsstudien. So konnte man etwa beobachten, dass Zwillinge, die bei verschiedenen Familien aufgewachsen sind, sich im Charakter trotzdem oft ähneln. Auch Adoptivkinder kommen gemäss Plomin oft eher ihren leiblichen Eltern nach, als den Adoptiveltern.

Die Erziehung bezeichnet er als das «Eröffnen von Möglichkeiten». Ob man diese wahrnehme, würden wiederum die Gene bestimmen. Eine weitere These von Plomin: Die charakterlichen Stärken und Schwächen prägen sich im Laufe des Lebens immer stärker aus. Man kenne die Gründe dafür noch nicht, aber «mit den Jahren werden Sie immer mehr der Mensch, der Sie genetisch sind», sagte Plomin und ergänzte: «Das erklärt auch, weshalb wir unseren Eltern immer ähnlicher werden.»

Von fei am 14. Oktober 2022 - 18:11 Uhr