Der Autositz ist für viele Babys ein Lieblingsplatz. Weiches Polster, leichtes Schaukeln und dann noch der sogenannte White Noise, also beruhigende, rauschende und kontinuierliche Hintergrundgeräusche, machen ihn zum bequemsten Ort der Welt. Da vergessen Säuglinge blitzschnell ihre Einschlaf-Schwierigkeiten. Daran ist auch nichts auszusetzen. Ein Baby, das in einer altersensprechenden Auto-Sitzschale korrekt angeschnallt ist, kann ohne Bedenken während einer kurzen Fahrt ein Nickerchen halten.
Studie zeigt: Babys sitzen auch zu Hause oft in Autositzen
Eine Studie aus den USA zeigt jedoch: Viele Eltern nutzen den Baby-Autositz auch ausserhalb des Fahrzeugs als Schlafplatz für ihr Kind. Sie gehen damit unbewusst ein Risiko ein. Denn ein Autositz ist für den Transport konzipiert – er ist kein Babybett.
Jeffrey Colvin, ein Kinderarzt aus Kansas City, hat 348 schlafbedingte Todesfälle von Säuglingen in Sitzvorrichtungen (Kinderwagen, Stühlen, Schaukeln, Wippen, Babyschalen) in den USA untersucht. 63 Prozent dieser Fälle sind in Autositzen und Babyschalen passiert.
Allerdings wurden nur 10 Prozent dieser Kinder-Autositze wurden während der Todesfälle korrekt angewendet. Das bedeutet, das Risiko besteht vor allem in Autositzen, die nicht korrekt angewendet werden.
In 90 Prozent der Fälle starb ein Säugling während dem Schlaf in einem Autositz, der nicht seinem Zweck entsprechend zum Einsatz kam. Das Baby war entweder nicht korrekt angeschnallt oder es hat ausserhalb des Autos in der Babyschale geschlafen.
Besonders überrascht zeigte sich Studien-Autor Jeffrey Colvin darüber, dass diese Todesfälle vor allem Babys ohne Vorbelastung betrafen. «Wir dachten, dass vor allem Frühgeborene in Autositzen sterben», so Colvin. «Stattdessen fanden wir vollkommen gesunde Babys, die nicht zum Zweck des Reisens in Autositze gesetzt wurden.»
Warum ist das Nickerchen im Autositz ausserhalb des Fahrzeugs gefährlich?
Ein Kinder-Autositz ist dafür konzipiert, ein Kind in der optimalen Position im Auto zu transportieren. Dafür eignet er sich. Für die Schlafenszeit ist er nicht vorgesehen. Denn im Sitzen kann der Kopf eines Kinds ungünstig nach vorne oder gegen die Sitzpolsterung kippen. Je nach Position kann dies die Atemwege eines Kindes blockieren und zum Erstickungstod führen.
Relevant ist einerseits die Position, in der die Babyschale im Einsatz ist. Aber auch die Position, in der das Kind in der Schale sitzt. Steht eine Babyschale im Auto und ist das Kind korrekt angeschnallt, hat es die optimale, für den Autositz vorgesehene Position. Nimmt man die Schale allerdings aus dem Fahrzeug heraus, ändert sich das.
Die Erklärung dafür ist einfach: Die Sicherheit von Autositzen und Babyschalen wird in einem bestimmten Winkel getestet. In diesem Winkel steht der Autositz, wenn er in einem Fahrzeug zum Einsatz kommt. Verändert sich dieser Winkel, verändert sich auch die Sicherheit für das Kind. Nimmt man die Schale aus dem Auto und stellt sie auf einen Untergrund, der nicht dafür konzipiert ist, verändert sich die Neigung, in der ein Kind sitzt. Damit erhöht sich das Risiko, dass das Baby eine ungünstige Stellung einnimmt.
Selbst wenn ein Baby-Autositz im Kinder- oder Einkaufswagen eingerastet wird, kann die steilere Sitzposition dazu führen, dass die Schlafposition eines Babys seine Atemwege blockiert.
Auch die Gurte stellen ein Risiko dar
Eine Gefahr geht auch von den Gurten aus. Wenn Eltern ihre Kinder in der Babyschale aus dem Auto nehmen, lockern oder lösen sie oft die Gurte, weil sie davon ausgehen, dass dies bequemer sei fürs Kind. Katherine Hutka, Präsidentin der Child Passenger Safety Association in Kanada sagt gegenüber «Today's Parent»: «Dies ist äusserst gefährlich. Das Baby kann leicht in diese unsichere C-Form rutschen, in der sein Kinn auf der Brust liegt. Wenn Sie ein Baby nicht anschnallen, kann es sich winden und und drehen.» Es befindet sich also nicht mehr in der gesicherten Position, welche die Gurte vorgeben.
Von nicht korrekt angebrachten Gurten geht auch ein Strangulierungs-Risiko aus. Laut einer 2015 im Journal of Pediatrics veröffentlichten Studie gehen mehr als die Hälfte der Schlaf-bezogenen Todesfälle von Kinderei unter zwei Jahren in Autositzen auf das Erwürgen durch Gurte zurück.
Wie man Babys sicher bettet
Die Macher beider Studien empfehlen dringend, Babys ausserhalb des Fahrzeugs nicht in der Babyschale schlafen zu lassen, sondern sie so umzubetten, dass im Schlaf keine Erstickungsgefahr besteht. Obwohl das Risiko klein ist, dass eurem Baby während einem Nickerchen etwas passiert, könnt ihr es mit bestimmten Massnahmen weiter minimieren. Hier eine Liste der Dinge, die Babys sicher schlafen lassen:
Schläft ein Kind während der Fahrt ein:
- Babys niemals unbeaufsichtigt im Autositz lassen. Weder wach noch schlafend.
- Einen Autositz oder eine Babyschale niemals auf einen unebenen oder weichen Untergrund abstellen.
- Gurte immer korrekt zuschnallen und anziehen.
Nach der Fahrt:
- Neugeborene und Säuglinge schlafen am sichersten in einem eigenen Bettchen im Zimmer der Eltern.
- Die beste Schlafposition ist die Rückenlage. Diese gilt als vorbeugend betreffend dem plötzlichen Kindstod.
- Eine feste Matratze ohne Unebenheiten sorgt dafür, dass das Baby sich nicht ungünstig positionieren kann
- Decken, Polster, Tücher, Kuscheltiere, Felle oder Kissen weglassen. Stattdessen warme Schlafkleidung wählen, um das Kind vor Kälte zu schützen.