Es ist einer der emotionalsten Momente im Leben von Eltern, wenn das Kind zum ersten Mal «Mami» und «Papi» sagt. Wann das geschieht, ist vom individuellen Entwicklungsstand abhängig. Meist geschieht es aber rund um den ersten Geburtstag herum. Komplexere Sätze bilden Kinder in der Regel ab dem dritten oder vierten Lebensjahr. Doch auch dann ist es noch sehr unterschiedlich, wie viele Sätze einem Kind über die Lippen kommen. Einige plaudern schier pausenlos, andere bleiben eher wortkarg.
Dieses Phänomen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund um die Psychologin Elika Bergelson von der Harvard-Universität genauer unter die Lupe genommen. Sie wollten wissen, wovon es abhängt, dass einige Kinder viel gesprächiger sind als andere.
Eltern als Vorbild
Dazu haben 12 Teams aus unterschiedlichen Ländern die Daten von insgesamt über 1000 Kindern zwischen zwei und vier Jahren ausgewertet. Die Kinder bekamen Audiorekorder, mit denen aufgezeichnet wurde, was sie und ihr Umfeld sagten. Anhand dieser Aufzeichnungen konnten die Forschenden feststellen, dass vor allem ein Faktor entscheidet, wie viel Kinder sprechen: Es ist der Einfluss der Erwachsenen.
Je kommunikativer die Eltern und weitere enge Bezugspersonen sind, desto gesprächiger sind gemäss der Studie auch die Kinder. Sie sprechen nicht nur mehr als Kinder mit stillen Eltern, sondern auch flüssiger. Weitere Einflüsse wie der Bildungsgrad der Eltern, ihr Einkommen oder ihre Nationalität sollen hingegen kaum eine Auswirkung auf die Sprachentwicklung der Kinder haben. Die Forschenden haben deshalb vor allem einen Rat an Eltern, die ihre Kinder beim Spracherwerb unterstützen möchten: Viel sprechen.
Um euer Kind weiter zu unterstützen könnt ihr zudem auf diese Punkte achten:
Klare Sprache:
Sprecht langsam und deutlich und bildet kurze Sätze. Pausen und Wiederholungen helfen den Kindern zudem, das Gehörte zu verarbeiten und aufzunehmen.
Interessen einbeziehen:
Beachtet die Interessen des Kindes. Schaut es beispielsweise fasziniert dem Treiben auf einer Baustelle zu oder beobachtet es Hunde beim Spielen, dann sprecht darüber und erzählt, was ihr und das Kind in diesem Augenblick gerade seht.
Nicht ständig korrigieren:
Spricht ein Kind ein Wort falsch aus, muss das nicht sofort korrigiert werden. Besser ist es, das Wort mehrmals korrekt zu wiederholen.
Keine Unterbrechungen:
Achtet darauf, dem Kind aufmerksam zuzuhören und ihm nicht dazwischen zu reden. Selbst wenn das Gesagte schwer verständlich ist oder scheinbar wenig Sinn ergibt, sollte das Kind nicht ständig durch Nachfragen unterbrochen werden.
Babysprache stoppen:
Eltern tendieren in verschiedenen Kulturkreisen dazu, mit Säuglingen in Babysprache zu sprechen. Das ist völlig natürlich. Beginnt das Kind aber, selbst zu sprechen, sollte man die richtige Bezeichnungen verwenden – also etwa nicht mehr vom «Wau Wau» sprechen, sondern das Wort «Hund» gebrauchen.