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  4. Schatten ist der beste Sonnenschutz für Kinderhaut: Interview mit Stefanie de Borba, Krebsliga Schweiz

Zwei Dinge schützen noch besser!

Das beugt einem Sonnenbrand besser vor als Sonnencreme

Sonne ist super! Zu viel davon kann der Haut jedoch schaden und später sogar zu Hautkrebs führen. Stefanie de Borba von der Krebsliga Schweiz erklärt im Interview, wie Eltern der Hautschädigung bei Kindern vorbeugen können und warum Sonnencreme nur den drittbesten Schutz bietet.

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Mother wit hkids  having fun on the beach. Sunny summer day. Mallorca, Spain.

Schatten bietet den besten UV-Schutz, noch vor Kleidung und Sonnencreme.

Getty Images

Bei Sonnenschutz denken viele sofort an Sonnencreme. Was ist daran falsch?
Das ist nicht per se falsch, jedoch belegt Sonnencreme nicht den ersten Platz, wenn es um den Schutz der Haut vor schädlichen UV-Strahlen geht, sie ist nur die drittbeste Massnahme.

Was belegt Platz die ersten Plätze?
Den besten Sonnenschutz bietet Schatten. Ganz besonders in der Mittagssonne, also zwischen 11 und 15 Uhr, sollten sich Kinder nicht länger an der prallen Sonne aufhalten, auch nicht, wenn sie eingecremt sind. Den zweitbesten UV-Schutz bietet Kleidung.

Da muss man aber differenzieren, nicht?
Genau, es kommt sowohl auf die Farbe wie auch auf die Gewebeart an. Als Faustregel gilt: Je dunkler und fester gewebt ein Stoff ist, desto besser schützt er. Ein fast durchsichtiges weisses Sommerkleid hat einen weniger grossen Schutzfaktor als ein schwarzes T-Shirt aus festem Stoff.

Muss man also unter der Kleidung zur Sicherheit auch eincremen?
Es gibt Badebekleidung mit UV-Schutz, da ist das nicht nötig. Auch normale Alltagskleidung schützt in der Regel besser als Sonnencreme. Aus Sicht der Krebsliga ist es deswegen nicht zwingend, dass man auch unter der Kleidung Sonnencreme aufträgt. Wichtig ist, die Schultern zu bedecken und einen Hut sowie eine Sonnenbrille zu tragen.

 

«Viele Menschen unterschätzen die Menge Sonnencreme, die man benötigt, um den angegebenen Schutzfaktor zu erreichen.»

Stefanie de Borba, Krebsliga Schweiz

Welche Fehler beobachten Sie häufig beim Sonnenschutz?
Viele Menschen unterschätzen die Menge Sonnencreme, die man benötigt, um den angegebenen Schutzfaktor zu erreichen. Es ist meistens mehr, als man denkt. Eine erwachsene Person braucht mindestens zwei gut gefüllte Esslöffel Sonnenmilch für den Körper. Und man darf auch das Nachcremen nicht vergessen, denn Schweiss, Sand und Wasser tragen den Schutzfilm unbemerkt immer wieder ab.

Stimmt es, dass eine Sonnencreme aus dem Vorjahr nicht mehr schützt?
Das ist umstritten. Es kommt nicht nur aufs Ablaufdatum des Produkts an, sondern auch darauf, wie es gelagert wurde. Eine Sonnencreme, die man im heissen Auto mitführt, verliert möglicherweise schneller ihre Schutzwirkung als eine aus dem Vorjahr, die man jedoch stets richtig gelagert hat.

Wie lagert man eine Sonnenmilch denn richtig?
Es reicht, sie bei Raumtemperatur aufzubewahren. Es kann jedoch beim Auftragen einen angenehmen Effekt haben, die Creme im Kühlschrank zu lagern. Ganz besonders bei Apres-Soleil-Produkten.

Braucht es die?
Wenn man einen Sonnenbrand hat, hilft es gegen Beschwerden wie Schmerzen oder ein Spannungsgefühl, die Haut nach dem Sonnenbad zu kühlen und mit Feuchtigkeit zu versorgen. Jedoch kommt die Pflege für die Krebsprävention nach dem Sonnenbad zu spät. Viel wichtiger ist es, eine zu hohe Belastung durch UV-Strahlen von Anfang an zu vermeiden. Hat man einen Sonnenbrand, lässt sich die Hautschädigung nicht mehr rückgängig machen. Bis zu einem gewissen Mass kann der Körper diese DNA-Schäden zwar reparieren. Doch einzelne kaputte Zellen können sich Jahre später zu Krebszellen entwickeln. Übrigens führt auch eine normale Bräunung zu einer gewissen Schädigung der Hautzellen. Dass man Vorbräunen sollte, um einen Sonnenbrand zu vermeiden, stimmt nicht. Viel gesünder wäre es, gar keine starke Bräunung oder Rötung der Haut in Kauf zu nehmen. Deswegen gilt: Schatten ist der wichtigste Hautschutz überhaupt.

«Viele Rüebli zu essen, um einem Sonnenbrand vorzubeugen, ist ein Mythos.»

Stefanie de Borba, Krebsliga Schweiz

Stimmt es, dass man auch durch die Ernährung die Haut schützen kann?
Viele Rüebli zu essen, um einem Sonnenbrand vorzubeugen, ist ein Mythos. Zwar kann das in Karotten enthaltene Beta-Karotin tatsächlich die Haut schützen, aber um diese Wirkung zu erzielen, müsste man so viele Rüebli essen, dass es wohl zu unerwünschten Nebenwirkungen käme.

Für wie viele Minuten darf man maximal auf den Eigenschutz der Haut zählen?
Bei Kindern und Jugendlichen ist der Eigenschutzmechanismus der Haut noch kaum ausgebildet. Kinderhaut ist deswegen besonders empfindlich und wir empfehlen im 1. Lebensjahr die direkte UV-Strahlung wenn möglich ganz zu vermeiden. Später hängt der Eigenschutz von sehr vielen Faktoren ab, weswegen es keinen Sinn macht, eine Formel zu benennen. Zum Beispiel unterscheidet sich die UV-Belastung je nach Situation. In den Bergen ist sie höher, pro 1000 Höhenmeter nimmt die UV-Strahlung um 10 Prozent zu. Auch am Wasser muss man sich besonders gut schützen, weil die UV-Strahlung reflektiert wird und so von oben wie unten zu uns kommt. Auch der Breitengrad ist ein Faktor, der die UV-Belastung beeinflusst - je näher beim Äquator, desto steiler die Sonneneinstrahlung desto höher die Belastung durch UV-Strahlen.

Wie können wir Kinder für das Thema sensibilisieren?
Die Krebsliga hat zum Thema ein Kinderbuch konzipiert. «Das Haus im Schatten» erzählt die Geschichte von Mia, die einen Sonnenbrand hat und darum nicht mit ihren Freunden draussen spielen kann. Zum Glück haben die anderen Kinder aber die Idee, für Mia ein Schattenhaus zu bauen. Das Buch vermittelt spielerisch die Hauptbotschaft der Krebsliga: Schatten ist der wichtigste Sonnenschutz.

«Das Haus im Schatten» ist im Online-Shop der Krebsliga auch als Mini-Buch im Pixi-Format oder als Wimmelbild erhältlich. Es ist für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren konzipiert. Schulen, Kindergärten und Kinderkrippen können zusätzlich eine Themenmappe bestellen. Weitere Infos, Tipps und Tricks zum Thema Sonnenschutz gibts auf www.krebsliga.ch/sonnenschutz

Von KMY am 24. Juni 2022 - 06:23 Uhr