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  4. Corona-Virus: Das gehört in einen Notvorrat für Familien mit Kindern

Hamsterkäufe wegen Coronavirus?

Das gehört in den perfekten Familien-Notvorrat

Das Coronavirus verunsichert die Menschen. Viele denken über das Anlegen eines Notvorrats nach. Wir haben bei einer Ernährungsexpertin nachgefragt, wie so ein Vorrat eigentlich aussehen sollte, wenn sich die Kinder noch im Wachstum befinden.

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Kind beim Einkaufen

Welche Lebensmittel sollte man sich zulegen, wenn Kinder im Haushalt leben?

Getty Images

Der Slogan «Kluger Rat - Notvorrat» stammt aus der Nachkriegszeit und ist seither ein wenig in Vergessenheit geraten. Auch wenn das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL mit seiner gleichnamigen Broschüre dafür plädiert, dass jeder Haushalt über eine Lebensmittel-Reserve verfügen sollte, um sich während einer kurzen Zeitspanne selbst versorgen zu können.

Gute Information statt Panik

Mit Ausbruch des Coronavirus in der Schweiz ist der Notvorrat plötzlich wieder zu einem zentralen Thema geworden. Bereits kam es vereinzelt zu Hamsterkäufen. Wer sich jetzt einen Notvorrat zulegen möchte, merkt schnell: da gehts schon langsam Richtung Panik. Der Notvorrat-Anbieter sichersatt.ch meldet, es könne aufgrund der grossen Nachfrage zu einer Lieferverzögerung von vier Wochen kommen.

Nun war Panik noch nie eine gute Beraterin. Wir wenden uns da lieber an eine Fachperson. Ernährungsberaterin Annina Pauli ist Spezialistin für Kinder- und Jugendernährung am Ernährungszentrum in Zürich und weiss, welche Lebensmittel Familien an Lager haben sollten, damit auch Kindern im Wachstum kein Mangel entsteht, sollte es tatsächlich mal zu einem Lebensmittelengpass kommen.

Frau Pauli, haben Kinder ein höheres Risiko als Erwachsene, im Falle einer Nahrungsmittelverknappung einen Nährstoffmangel zu erleiden?
Das kommt auf die Zeitspanne an. Wenn mal eine Woche lang nicht alles verfügbar ist, spielt das sicher keine Rolle. Kinder haben allerdings einen höheren Bedarf an Kalzium als Erwachsene. Zur Deckung sind 3 bis 4 Milchprodukte täglich empfohlen. Hier gehe ich natürlich davon aus, dass die Küchengeräte noch funktionieren, was bei einer Quarantäne der Fall wäre. Bei Ausfall der Stromversorgung sind manche dieser Lebensmittel nicht mehr so einfach zu lagern.

Welche Lebensmittel sollten also in einem Haushalt mit Kindern immer an Lager sein?
Hartkäse und Milch bieten sich an, beides kann auch länger gelagert werden. Auch Hülsenfrüchte und Nüsse enthalten viel Kalzium und eignen sich zur Lagerung.

Hülsenfrüchte gibt es vor allem in getrockneter Form oder Dosen. Was empfehlen Sie?
In Bezug auf den Kalzium- und Nahrungsfasergehalt spielt dies überhaupt keine Rolle.

«Tiefkühlprodukte sind vom Vitamingehalt her oft besser als frisches Obst und Gemüse.»

Annina Pauli, Ernährungsberaterin

Gibt es weitere Nährstoffe, deren Versorgung gewährleistet sein sollte?
Kinder haben im Wachstum auch einen erhöhten Eiweissbedarf. Hier bietet es sich an, Eier, Tofu, Trockenfleisch sowie die oben genannten Lebensmittel an Lager zu haben.

Was man weniger gut lagern kann sind frische Früchte oder Gemüse.
Diese enthalten viele wasserlösliche Vitamine, die ebenfalls wichtig sind. Gut zu wissen ist daher, dass Tiefkühlprodukte vom Vitamingehalt her oft sogar besser sind als frisches Obst und Gemüse. Wenn auf eine schonende Zubereitung geachtet wird, also zum Beispiel durch Dampfgaren statt Kochen, bleiben die Nährstoffe erhalten.

Haben Sie einen Notvorrats-Geheimtipp?
Sauerkraut und Hagebuttenmus. Beides sind super Vitamin-C-Lieferanten für Kinder.

Das sind die offiziellen Empfehlungen für einen Notvorrat

Auch in den Empfehlungen des BWL heisst es: «Falls möglich, sollten auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in die Überlegungen miteinbezogen werden.» Als Grundstock an Lager gehören ausserdem gut haltbare Lebensmittel, die den Bedarf für rund eine Woche decken. «Bei der Zusammensetzung des Notvorrats sei zu beachten, dass Proteine, Kohlenhydrate und Fette bedarfsgerecht berücksichtigt werden.»

  • Rund die Hälfte der täglichen Gesamtenergieaufnahme sollte aus Kohlenhydraten bestehen. Diese finden sich in Kartoffeln, Linsen, Reis, Mais, Teigwaren, Brot, Früchten, Schokolade oder Gebäck.
  • Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Hülsenfrüchte sind Proteinquellen. Sie versorgen den Organismus mit Aminosäuren, die bei der Erneuerung von Zellen benötigt werden.
  • Fette sollten zwischen 20 und 35 Prozent der täglichen Gesamtenergie ausmachen. Sie sind nicht immer sichtbar (wie in Butter, Margarine oder Öl) sondern verstecken sich auch in Mayonnaise, Würsten oder Patisserie.
  • Flüssigkeit ist enorm wichtig. «Es heisst, dass man 30 Tage ohne Nahrung, aber nur 3 Tage ohne Wasser auskommen kann», schreibt das BWL in seiner Broschüre. Und empfiehlt deswegen, zum Trinken und Kochen rund drei Liter Wasser pro Person und Tag an Lager zu haben.
Ein Notvorrat beinhaltet mehr als nur Essen und Trinken

Wer Notvorrat sagt, denkt an Lebensmittel. Und tatsächlich listet das BWL diese als erstes in seiner Broschüre. Ebenfalls an Lager haben sollte man jedoch folgendes:

  • Ein batteriebetriebenes Radio
  • Taschenlampe
  • Ersatzbatterien
  • Kerzen
  • Streichhölzer
  • Gaskocher
  • Hygieneartikel
  • Arzneimittel
  • Bargeld
  • Futter für Haustiere

Die ganze Broschüre mit allen Informationen zum Thema Notvorrat und den offiziellen Empfehlungen des BWL findet ihr hier.

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 28. Februar 2020 - 11:10 Uhr