Smartphones und Tablets üben auf viele Kinder eine magische Anziehung aus. Kaum liegt ein solches Gerät auf dem Tisch, wollen sie darauf herumtippen. Aus der kindlichen Neugierde entsteht einige Jahre später meist der dringende Wunsch, selbst ein Smartphone zu besitzen – und damit beginnen die Diskussionen zwischen Kindern und Eltern. Oft sind sich die Eltern dabei unsicher, wie lange man dem Kind ein Smartphone vorenthalten kann und welche Regeln eingehalten werden sollten.
Empfehlungen dazu gibt es aber zu genüge. So schreibt etwa die Pro Juventute, dass Kinder ab 12, 13 Jahren, die nötige Reife besitzen, um verantwortungsvoll mit einem eigenen Handy umzugehen. Allerdings gebe es auch Faktoren, die dafür sprechen, den Kindern schon früher ein eigenes Gerät zu geben – beispielsweise ein langer Schulweg. Dann könnte man sich jedoch dafür entscheiden, den Kindern ein Prepaid-Handy zu geben und nicht ein Smartphone, mit dem im Internet gesurft werden kann.
Bei Social Media sieht es so aus, dass die meisten Netzwerke von den Anbietern ab 13 Jahren freigegeben sind. Eine Altersgrenze, die auch aus Sicht von Expertinnen und Experten sinnvoll ist. So sagte Yvonne Haldimann, frühere Projektleiterin Jugend und Medien beim Bundesamt für Sozialversicherungen etwa: «Ab dann ist es aus unserer Sicht an der Zeit, den Umgang mit Social Media zu lernen.» Vielleicht könne man es sogar schon ein wenig früher zulassen. Wichtig sei, dass die Eltern ihre Kinder bei den ersten Schritten auf Social Media begleiten.
Mit neun das erste eigene Smartphone
Doch wie sieht die Realität aus? Dies hat der Branchenverband Bitkom kürzlich in Deutschland eruiert, indem er 1004 Eltern mit Kindern zwischen sechs und 18 Jahren befragte. Dabei zeigte sich unter anderem: Im Durchschnitt dürfen Kinder ab sieben Jahren ein Smartphone nutzen, mit neun Jahren besitzen die meisten ein eigenes Gerät. Ebenfalls ab sieben Jahren nutzen die Kinder mehrheitlich einen Laptop oder einen PC, ab acht Jahren ein Tablet und ab neun Jahren eine Spielkonsole.
Bis zum Alter von 13 Jahren stellen die meisten Eltern noch Regeln zur Nutzung des Smartphones auf. Bei den 13- bis 15-Jährigen gaben dann 59 Prozent der Eltern an, dass das Kind sein Smartphone uneingeschränkt nutzen darf. Bei den 16- bis 18-Jährigen stellten nur noch rund zehn Prozent der Eltern Regeln auf.
Bei der Nutzung von Social Media richten sich viele Eltern nach den Empfehlungen von Expertinnen und Experten. Nur 17 Prozent der Kinder durften bereits mit unter 13 Jahren ein eigenes Nutzerkonto mit erkennbarem Namen, Profilbild oder persönlichen Fotos haben. Zuvor dürfen viele Kinder das Konto eines Erwachsenen mitnutzen. Ab 16 Jahre haben dann 83 Prozent der Kinder ein eigenes erkennbares Konto auf Social Media.
Angst vor Mobbing auf Social Media
Grundsätzlich stehen viele Eltern Social Media jedoch eher kritisch gegenüber. 80 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten Angst, dass ihr Kind in den sozialen Netzwerken gemobbt werden könnte. 53 Prozent sagten zudem, ihrem Kind sei das tatsächlich schon passiert. Dass ihr Kind auf Social Media bereits verstörende Inhalte gesehen hat, gaben 54 Prozent der Eltern an. Allerdings sagten nur 38 Prozent der Eltern, dass sie regelmässig mit ihrem Kind darüber sprechen, was es auf Social Media erlebt. 74 Prozent der Eltern fühlen sich jedoch sicher dabei, ihren Kindern Medien- und Digitalkompetenzen zu vermitteln.
Was wenig erstaunt und wohl viele Eltern hierzulande nachfühlen können: 63 Prozent der Eltern würden sich wünschen, dass ihr Nachwuchs weniger Zeit am Smartphone verbringt. 47 Prozent gaben zudem zu, dass ihr Kind sich nicht an die vereinbarten Zeitlimiten hält und das Smartphone länger als vereinbart nutzt. Allerdings achtet weniger als die Hälfte – genau 48 Prozent – der Eltern darauf, selbst ein gutes Vorbild bei der Smartphonenutzung zu sein.
Studie zeigt negativen Einfluss auf Entwicklung
Wie wichtig das wäre und dass vor allem Eltern von Babys auf eine reduzierte Nutzung des Smartphones Wert legen sollten, zeigt eine noch laufende Studie aus Österreich: Forschende an der Paracelsus Medizinischen Universität PMU in Salzburg untersuchen aktuell, wie sich elterliche Smartphone-Nutzung auf Babys auswirkt. Bereits vor dem Abschluss der Untersuchung ist die Studienleiterin Antonia Dinzinger davon überzeugt, dass Eltern, die vor Babys und Kleinkindern viel am Smartphone sind, Entwicklungsdefizite bei ihren Kindern riskieren. Die bisherigen Ergebnisse würden unter anderem zeigen, dass Kinder von Eltern, die stark auf ihr Smartphone fixiert sind, einen weniger umfassenden Wortschatz haben, ihre Gefühle schlechter steuern können und eher körperliche Stressreaktionen zeigen.