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Fläschchen statt Brust

Die Verurteilung nicht-stillender Mütter muss aufhören

Wer seinem Kind keine Muttermilch füttert, braucht Mut. Noch immer werden Mütter für die Entscheidung, ihr Baby mit der Flasche aufzuziehen, verurteilt. Das muss aufhören.

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Photo taken in Elvas, Portugal

Augenkontakt und Körperwärme: Auch mit Fläschchen ist Bonding möglich.

Getty Images/EyeEm

Wer nicht stillt, braucht Mut. Mütter, die offen zugeben, ihr Kind mit dem Fläschchen grosszuziehen – wie dies etwa Ex-Freestylerin Mirjam Jäger tut – werden für diese Entscheidung immer noch verurteilt.

Warum eigentlich? Es gibt zig Gründe, sich fürs Fläschchen zu entscheiden. Jeder hat seine Berechtigung. Und keiner geht Aussenstehende etwas an. Mütter können zwar nicht in jedem Fall beeinflussen, ob das Stillen für sie möglich ist. Aber auf jeden Fall bleibt ihnen der freie Wille, sich dagegen zu entscheiden.

Wir räumen gerne an dieser Stelle mit ein paar Vorurteilen auf.

Kinder kriegen aus Faulheit die Flasche

Falsch. Kinder kriegen aus sehr vielen unterschiedlichen Gründen Flaschenmilch. Und jeder hat seine Berechtigung. Uns kommen spontan in den Sinn:

  • Das Kind hat eine Fehlbildung, die das Stillen nicht erlaubt
  • Die Mutter kann aus medizinischen Gründen nicht Stillen
  • Die Mutter möchte aus persönlichen Gründen nicht Stillen
  • Die Muttermilch reicht nicht, was auch wieder verschiedene Gründe haben kann, die niemanden etwas angehen

Faulheit kann gar kein Grund sein, die Flasche zu geben. Flaschen füllen, wärmen und abwaschen gibt nämlich viel mehr zu tun, als das Stillen selbst.

Flaschenmilch ist ungesund

Falsch. Zwar bleibt die Muttermilch in ihrer Mixtur aus Nährstoffen, Hormonen, Immunglobulinen, Wachstumsfaktoren, Antikörpern, Enzymen sowie Prä- und Probiotika bislang unerreicht, was industriell hergestellte Pulvermilch aber noch lange nicht schlecht macht. Immerhin ist sie durch die Forschung genauestens auf die Ernährungsbedürfnisse von Säuglingen abgestimmt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber, welche Nährstoffe ein Baby braucht.

Wenn sie mit dem Messlöffel dosiert und nach Herstellerangaben zubereitet wird, kann man also festhalten: Flaschenmilch ist so gesund, wie es nur irgendwie möglich ist. Nicht wenige Kinder verdanken der Flaschenmilch sogar ihr Leben.

Ausschliessliches Stillen schützt vor Allergien

Das Allergiezentrum Schweiz aha! empfiehlt das Stillen als Teil der Massnahmen zur Allergieprävention bei Säuglingen. Denn die Muttermilch enthält etliche Stoffe, die das Immunsystem des Kindes stützen und die abwechslungsreiche Besiedelung seiner Darmflora fördern. Diese beugt anscheinend Allergien oder Autoimmunerkrankungen vor.

Man kann jedoch nicht behaupten, dass ein gestilltes Kind keine Allergien entwickelt. Genau so wenig ist wahr, dass ein Kind, das Muttermilchersatz erhalten hat, eine Allergie entwickeln wird. Denn die Ernährung ist nur ein Faktor von vielen, die bei dieser komplexen Thematik ineinanderspielen.

Flaschenmilch ist teuer, Stillen ist gratis

Falsch. Flaschenmilch ist zwar nicht gerade günstig, in der Schweiz belaufen sich die Kosten für industriell hergestellte Säuglings-Anfangsmilch jedoch auf ca. 160 Franken pro Monat. Das sind knapp 2000 Franken pro Jahr.

Aber Stillen ist auch nicht gratis. Denn viele Frauen müssen, um überhaupt stillen zu können, in Stilltees oder Kompressen für die Milchbildung investieren, ebenfalls brauchen viele Stillzubehör wie Milchpumpe, Stillkissen und spezielle Stillkleidung von BH bis T-Shirt. Stillen ist also überhaupt nicht für jede Frau gratis.

Flaschenkindern fehlt das Bonding

Von wegen! Man kann seinem Kind auch Körperwärme, Augenkontakt und Innigkeit bieten, wenn man es mit einem Fläschchen füttert.

Von Sylvie Kempa am 28. April 2021 - 07:09 Uhr