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Möge Grosis Wortschatz überleben!

Einzigartige Mundart-Wörter, die unsere Kinder lernen sollten

Jugendslang globalisiert die Sprache. Lokalkolorit macht sie charmant. Lasst uns deswegen ein paar wundervollen Begriffe aus Grosis Wortschatz in die nächste Generation retten!

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Kinder

Kinder sprechen anders als ihre Eltern. Das ist in jeder Generation so. Aber ein paar Wörter verdienen es, zu überleben. 

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Die Welt verändert sich und mit ihr die Sprache. Das war schon immer so. Manche Wörter werden mit der Zeit einfach überflüssig. Das Wort «Wählscheibe» sagt zum Beispiel kaum noch jemand – einfach, weil die Wählscheibe, mit der man auf alten Telefonen eine Rufnummer einstellte, in unserem Alltag nicht mehr vorkommt.

Manche Begriffe geraten in Verruf und sind verpönt – wie die frühere Bezeichnung für einen Schokokuss. 

Andere Wörter verschwinden einfach, weil sie nicht mehr modisch sind. An deren Stelle treten aktuellere Ausdrücke des Jugendslangs, den die älteren Generationen gar nicht mehr verstehen. 

Das sind die kreativsten Ausdrücke aus der Jugendsprache

Das ist gar nicht mal so schlecht. Denn Jugendliche sind oft sehr kreativ, wenn sie sich neue Wortschöpfungen ausdenken.

Behaarte Achseln heissen plötzlich «Achselfasching», eine übergewichtige Person ist ein «Pommespanzer» und ein Vegetarier heisst «Blümchenkiller». Jugendslang hat aktuell etwas Satirisches – und das ist ganz amüsant. 

Diese Wörter sterben langsam aus

Aber Charme hat der Jugendslang nicht. Und gewisse Ausdrücke, die unsere Grosseltern noch täglich benutzten, drohen auszusterben.

Wie schade. Denn unsere Mundart hat ein paar einzigartige Wörter zu bieten, die man in keiner anderen Sprache findet. Die gilt es zu retten! Lasst sie uns – bei aller Liebe zur lustigen Jugendsprache – unseren Kindern beibringen. 

Gänggele / chröömle: Eines der wichtigsten Wörter in einem Schweizer Kinderwortschatz überhaupt. Je nach Dialekt gehen alle Kinder gerne «gänggele» oder «chröömle». Will man dieses Wort auf Hochdeutsch übersetzen, muss man schon einen ganzen Satz machen: «Sich etwas kaufen, das man eigentlich gar nicht braucht.» Meist nur etwas Kleines. Man kann aber auch ein Auto «gänggele», wenn die Voraussetzung ist, dass man es eigentlich überhaupt nicht braucht. 

Opa beim Shopping mit Enkel

«Gänggele» macht Spass. Zu viel «gänggele» macht aber verwöhnt. 

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Gutsch: Unter einem Gutsch versteht man eine nicht näher definierte, eher kleine Menge Flüssigkeit. In der Schweiz wissen alle, wie viel damit gemeint ist. Aber ein Gutsch lässt sich weder übersetzen noch genau abmessen. Der «Gutsch Milch» gehört doch zu jeder Kindheit dazu. Selbst wenn es ein Gutsch Hafermilch ist. 

verhebe: Wenn etwas «verhebt» (das kann man so natürlich nicht auf Hochdeutsch schreiben, wir tuns trotzdem), dann gibts daran nichts zu kritisieren, dann ist das so stimmig, man kann sich drauf verlassen. Eigentlich etwas sehr Wichtiges. Aber ein spezielles Verb dafür haben nur die Schweizerinnen und Schweizer. 

Cheib: Das ist eines der schönen schweizerdeutschen Wörter, die ganz viele Bedeutungen haben. «Cheibe» kann «sehr» bedeuten, etwas kann also «cheibe schön» sein. Ein «Cheib» ist umgangssprachlich aber auch einfach ein Mensch, eine traurige Gestalt. Als Verb bedeutet «cheiben» so etwas wie «wild oder schnell in Bewegung sein».

Hundsverlochete: Eine Hundsverlochete ist eine Veranstaltung, an der teilzunehmen, sich nicht lohnt.

heimlifeiss: Ist jemand «heimlifeiss», handelt es ich um eine Person, die versucht, gegen aussen einen Eindruck zu erwecken, der nicht der Realität entspricht – um damit ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Das Wort beinhaltet eine gewisse Schlauheit aber auch unlauteres Verhalten. 

Äuä: Dieses Wort gibts nur im Berndeutschen. Dabei braucht es die ganze Welt. Denn damit lässt sich einfach unglaublich viel ausdrücken. Eine geringe Wahrscheinlichkeit zum Beispiel: «Wir kommen äuä nicht» heisst «Wir kommen vermutlich nicht». Steht das «Äuä» allein, stellt es einen ungläubigen Ausruf dar à la «Was du nicht sagst!». Manchmal bedeutet es auch «ungefähr» (etwas ist «äuä» drei Meter lang). Und manchmal ist es einfach eine Verneinung und heisst «sicher nicht!»

Da die Dialektvielfalt in der Schweiz riesig ist, gibt es natürlich ganz viele weitere Wörter, die teils nur lokal zum Einsatz kommen. Dieser Artikel hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dient als Inspiration, die Ohren offen zu halten für sprachliche Schätze – und diese der nächsten Generation zu vererben. 

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 5. Februar 2024 - 18:00 Uhr