Schwangerschaft und Geburt sind kein Klacks. Sie verändern den weiblichen Körper und hinterlassen Spuren. Wie lange es wirklich dauert, sich körperlich von einer Geburt zu erholen, zeigt eine gross angelegte Studie.
Forschende aus Israel und den USA haben mehr als 44 Millionen Messungen aus 300'000 Schwangerschaften untersucht. «Wir analysierten jeden Laborwert in wöchentlichen Intervallen – von 20 Wochen vor der Empfängnis bis 80 Wochen nach der Geburt – und erstellten so detaillierte zeitliche Verläufe», schreibt die Autorschaft. «Etwa die Hälfte der Laborwerte benötigt drei Monate bis ein Jahr, um nach der Geburt wieder den Ausgangswert zu erreichen, was die physiologische Belastung durch die Geburt unterstreicht.»
Diese Werte bleiben lange verändert
Untersucht wurden unter anderem Cholesterin, Entzündungsmarker, Immunzellen und viele weitere Körperfunktionen – insgesamt 76 verschiedene Laborparameter. Dabei kam zutage, dass die gesellschaftliche Erwartung, eine Frau müsse sich innerhalb weniger Wochen oder Monate von der Geburt erholen, nicht der Realität entspricht.
Die meisten körperlichen Werte stabilisierten sich nicht innerhalb der ersten Wochen nach der Geburt. Rund die Hälfte der Laborwerte benötigte drei bis zwölf Monate, um ihren Ausgangswert wieder zu erreichen. Dazu gehörten etwa Werte, die den Cholesterinspiegel oder die Leberfunktion betreffen.
Einzelne Laborwerte – etwa Entzündungsmarker oder Eisenwerte – blieben auch 80 Wochen nach der Geburt noch verändert. Ob diese Unterschiede auf dauerhafte körperliche Auswirkungen der Schwangerschaft zurückzuführen sind oder auf Verhaltensänderungen nach der Geburt, ist laut den Forschenden noch unklar. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal «Science Advances» veröffentlicht.
Welche Bedeutung hat diese Studie?
Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, dass Frauen nach einer Geburt mehr Verständnis entgegengebracht wird – insbesondere, wenn sie länger brauchen, um sich in ihrer neuen Rolle und ihrem veränderten Körper zurechtzufinden.
Ausserdem könnte es in Zukunft möglich sein, schon vor einer Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für Komplikationen zu erkennen. Denn Frauen, die während der Schwangerschaft gesundheitliche Probleme entwickelten, zeigten teilweise auffällige Laborwerte, die sich von denen komplikationsfreier Schwangerschaften unterschieden.