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Schöne Wiederholungen

Darum lieben Kinder Rituale

Ob es das gemeinsame Abendessen, das morgendliche Kuscheln im Bett oder die Gute-Nacht-Geschichte ist: Rituale erleichtern Kindern das Leben. Sie vermitteln ihnen nicht nur ein Gefühl von Sicherheit, sondern strukturieren auch ihren Alltag.

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Mutter, Kind

Wiederkehrende Rituale vermitteln Kindern ein Gefühl von Geborgenheit. 

Getty Images

Mögen Kinder ein Lied oder ein Märchen, hören sie dieses oft in Endlosschlaufe. Was für Eltern irgendwann ganz schön nervig sein kann, ist bezeichnend: Kinder lieben Wiederholungen. Das gilt auch für den Familienalltag. Werden gewisse Fixpunkte als Rituale in den Tagesablauf integriert, vermittelt das den Kleinen nicht nur ein Gefühl von Geborgenheit, sondern dient auch ihrer Entwicklung. Die gewohnten Rituale sorgen dafür, dass sich Kinder sicher fühlen und erleichtern ihnen, Neues aufzunehmen und zu verarbeiten. 

Nicht immer müssen die Rituale gemeinsam besprochen und ähnlich wie eine Regel in den Familienalltag eingeführt werden. Manchmal etablieren sie sich von ganz allein. In diese Kategorie fällt etwa das gemeinsame Kuscheln im Elternbett am Sonntagmorgen. Andere Rituale können ganz bewusst geschaffen werden, weil man merkt, dass sie Kindern und Erwachsenen guttun. Etwa, dass nach dem gemeinsamen Abendessen jedes Familienmitglied Zeit bekommt, um seinen Tag Revue passieren zu lassen.

Rituale sorgen für Struktur und verhindern Diskussionen

Für Struktur im Alltag sorgt das gemeinsame Frühstück, das immer etwa zur selben Zeit stattfindet. Ein fixer Ablauf beim Zubettgehen kann Diskussionen verhindern. Schliesslich wissen die Kinder bald, um welche Zeit sie ihre Zähne putzen sollen und dass ihnen vor dem Schlafen noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt wird. Halten die Eltern dieses Schema ein, wird es von den Kindern auch besser akzeptiert.

Spätestens wenn die Kinder zur Schule gehen, wird sich automatisch ein fester Tagesablauf einstellen. Dazu kommt, dass Schulkinder plötzlich Pflichten erfüllen müssen. Alle Aufgaben rechtzeitig zu erledigen, erfordert ein gewisses Mass an Organisation. Wiederkehrende Abläufe erleichtern das Lernen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Hausaufgaben gleich nach der Schule erledigt werden oder kurz vor dem Abendessen. Das eine Kind braucht nach dem Unterricht eine Pause um abschalten zu können, andere sind dann noch immer im Lern-Modus und es geht ihnen leichter von der Hand. Deshalb sollte das Kind selber entscheiden können, wann die Aufgaben erledigt werden. Ein fixer Ablauf hilft aber, dass sie nicht vergessen gehen.

Rituale helfen, Krisen zu meistern

Auch in Krisensituationen helfen Rituale. Oft geschieht es dann ganz automatisch, dass man sich an sie hält. Doch was simpel klingt, ist für Kinder enorm wichtig. Haben sie sich zum Beispiel verletzt, trocknet kaum etwas die Tränen so gut, wie ein trostspendendes Ritual – zum Beispiel das gemeinsame Singen des Liedes «Heile, heile Segen» oder ein buntes Pflaster, das sie sich selbst aussuchen dürfen. 

Auch bei Streit unter Geschwistern glättet kaum etwas die Wogen so rasch, wie ein lustiges Versöhnungsritual. Zum Beispiel könnte ein Versöhnungs-Trank gebraut werden, der den Streit vergessen lässt. 

Auch wenn Kinder krank sind, helfen Rituale, um immerhin das psychische Wohlbefinden zu stärken. Dürfen sie sich etwa mit Kissen und Bettdecke auf dem Sofa eine kleine Höhle bauen, fühlen sich die kranken Kinder gleich nicht mehr so einsam. Oder vielleicht wird der Erkältungstee in einer ganz besonderen Tasse serviert, aus der nur bei Krankheit getrunken wird.

Auch Rituale müssen losgelassen werden

Wichtig ist, dass man nicht zu sehr auf Rituale beharrt. Werden die Kinder älter, ändern sich ihre Bedürfnisse und damit auch der Familienalltag. Werden dann Rituale aufgezwängt, profitiert niemand mehr davon und sie werden bloss noch lästig sein. Spätestens in der Pubertät lehnen Jugendliche oft ab, was früher von den Eltern eingeführt wurde. Da gilt es als Erwachsener, nicht beleidigt zu sein, sondern sich darüber zu freuen, dass die Kinder nun den nächsten Entwicklungsschritt in Richtung Selbständigkeit in Angriff nehmen.

Von fei am 15. Januar 2023 - 08:00 Uhr