Manche Dinge können Kinder lange bevor sie auf die Welt kommen. Hell und dunkel unterscheiden zum Beispiel. Oder akustische Reize wahrnehmen. Und am Daumen lutschen. Der Saugreflex ist überlebensfähig, entsprechen trainieren Föten ihn bereits im Mutterleib. Kaum auf der Welt, saugen sie an allem, was ihnen in die Quere kommt. Könnte ja per Zufall eine Brust dabei sein.
Der Saugreflex hat viele gute Seiten
Doch Saugen ist weit mehr als nur ein Mittel zur Nahrungsaufnahme. Es spendet Trost, wirkt beruhigend und hilft beim Einschlafen. Für Babys ist Saugen eine Strategie zur Selbstregulation – sie stillen damit auch ihr Bedürfnis nach Nähe, Sicherheit und Geborgenheit.
Kurz gesagt: Saugen tut gut. Und weil das so ist, wollen viele Kinder auch ausserhalb der Essenszeiten nicht darauf verzichten. Stellen Eltern ihnen keinen Nuggi zur Verfügung, nuckeln sie halt am eigenen Daumen. Da stellt sich die Frage: einfach machen lassen oder doch auf einen Schnuller zurückgreifen? Wir lassen Saugen am Nuggi vs. Lutschen am Daumen mit all ihren Vor- und Nachteilen in den Ring steigen. Wer den Kampf aus eurer Sicht gewinnt, entscheidet ihr.
Schnuller oder Daumen? Ein Duell mit Folgen
Runde 1: Verfügbarkeit und Kosten
Daumen: Immer zur Hand – wortwörtlich. Kein Verlieren und ergo auch kein Suchen. Und Gratis ist der Daumen auch noch.
Schnuller: Muss man kaufen und Kinderartikel sind bekanntlich nicht gerade billig. Ausserdem muss man aufpassen, dass man immer einen dabei hat und er nicht in den Dreck fällt oder womöglich sogar verloren geht.
Runde 2: Kontrolle durch die Eltern
Daumen: Keine Chance – Eltern können das Lutschen kaum steuern.
Schnuller: Hier ist der Nuggi klar im Vorteil! Er kann kontrolliert eingesetzt werden. Zum Beispiel nur zu einer bestimmten Zeit oder an einem bestimmten Ort.
Runde 3: Zahngesundheit und Kieferentwicklung
Daumen: Hart, schmal, nicht kiefergerecht – auf Dauer schlecht für Zähne und Gaumen. «Mit spätestens drei Jahren sollen Kinder sich das Daumensuggeln abgewöhnen», sagt Kieferorthopäde Simon Guggenbühl aus Stans. Ansonsten könne das Nuckeln zu Kieferfehlstellungen führen. «Etwa zu einem offenen Gebiss, welches das Abbeissen erschwert oder gar verunmöglicht», so der Zahnarzt.
Schnuller: In der richtigen Form (flach, weich, symmetrisch) deutlich zahnschonender – wenn er nicht gerade täglich bis zur Einschulung zum Einsatz kommt.
Runde 4: Infektionsrisiko
Daumen: Kein klarer Zusammenhang bekannt. Daumenlutschen kann sogar dem Immunsystem zuträglich sein: Neuseeländische Forschende fanden heraus, dass Kinder, die am Daumen lutschen oder an den Fingernägeln kauen, später seltener auf Allergene wie Gras, Wolle, Schimmel oder Katzenhaare mit Hautreaktionen reagieren.
Schnuller: Studien zeigen: Wer über das 6. Lebensmonat hinaus häufig nuckelt, hat ein höheres Risiko für Ohrinfekte – das haben finnische Forscher herausgefunden.
Runde 5: Plötzlicher Kindstod
Daumen: Kein Schutz bekannt.
Schnuller: Laut Studien kann das Risiko für SIDS, so die offizielle Bezeichnung des plötzlichen Kindstods, um bis zur Hälfte reduziert werden, wenn der Schnuller regelmässig zum Einschlafen verwendet wird.
Runde 6: Abgewöhnung
Daumen: Schwierig – weil er immer verfügbar ist und oft unbewusst in den Mund wandert.
Schnuller: Klarer Vorteil: Hier helfen Schnullerfee und Co. gerne mit. Unter diesem Link findet ihr kreative Tipps, um Kindern den Nuggi abzugewöhnen.