Eine Geburt fordert einer Frau extrem viel ab – und in der Zeit danach kommt sie kaum dazu, sich zu erholen. Die ersten Wochen mit einem Baby sind körperlich und emotional anstrengend. Nebst der grossen Veränderung ist es vor allem der fehlende Schlaf, der Mütter erschöpft.
Eine neue Studie der Universität Chicago, die an der Jahreskonferenz für Schlaf in Seattle vorgestellt wurde, hat das veränderte Schlafverhalten von Frauen nach einer Geburt genauer unter die Lupe genommen. Die Forschenden baten 41 Frauen zwischen 26 und 43 Jahren, die zum ersten Mal Mütter wurden, ihren Schlaf in persönliche Fitbit-Geräte zu erfassen. Dies taten die Frauen über den Zeitraum von einem Jahr vor der Geburt bis zum Ende des ersten Jahres nach der Geburt.
Schlafphasen sind massiv kürzer
Die Ergebnisse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund um die Psychologin Teresa Lillis zeigen: In der ersten Woche nach der Geburt betrug die tägliche Schlafdauer der Mütter durchschnittlich nur 4.4 Stunden. Vor der Schwangerschaft schliefen sie täglich 7.8 Stunden. Zudem war die längste ununterbrochene Schlafphase nur 2.2 Stunden lang, während sie vor der Schwangerschaft noch 5.6 Stunden dauerte. Fast ein Drittel der Studien-Teilnehmerinnen schlief ausserdem in der ersten Woche mindestens einmal mehr als 24 Stunden gar nicht.
In der zweiten bis siebten Woche nach der Geburt stieg die durchschnittliche Schlafdauer der Mütter auf 6.7 Stunden und bis zur 13. Woche auf 7.3 Stunden. Die längste ununterbrochene Schlafphase betrug bis zur siebten Woche jedoch bloss 3.2 Stunden und bis zur 13. Woche 4.1 Stunden. Das zeigt, dass die nächtlichen Schlafunterbrechungen auch dann noch ein Problem sind, wenn sich die Schlafdauer im Grunde schon fast wieder auf das Niveau vor der Geburt eingependelt hat.
Neue Strategien nötig
Teresa Lillis, die Hauptautorin der Studie sagt dann auch: «Der signifikante Verlust an ununterbrochenem Schlaf in der Zeit nach der Geburt war das dramatischste Ergebnis.» Nicht der Schlafmangel, sondern der Mangel an ununterbrochenem Schlaf sei also die grösste Herausforderung für junge Mütter. Dies erkläre auch, weshalb sich Mütter oft auch dann noch erschöpft fühlen, wenn sie zu den empfohlenen sieben Stunden Schlaf pro Nacht kommen.
Lillis sieht in den Ergebnissen der Studie zudem einen neuen Ansatzpunkt für schlafbezogene Interventionen. Sie sagt: «Anstatt Mütter einfach dazu zu ermutigen, zu schlafen, wenn das Baby schläft, zeigen unsere Ergebnisse, dass Mütter am meisten von Strategien profitieren, die ihnen ununterbrochenen Schlaf ermöglichen.»