Bei der Geburt ist der Schrei das erste Signal, das ein Baby von sich gibt – seine erste Form von Kommunikation. Es sagt: «Alarm! Ich bin da! Wendet euch mir zu!» Gerade für Neo-Eltern ist es in der Anfangszeit oft schwierig, zu interpretieren, was das Baby will, wenn es schreit. Dahinter können allerhand Bedürfnisse stecken: Hunger, Durst, Schmerz, Kälte, Unbehagen... Je genauer Eltern ihr Baby beobachten und dessen Rhythmus lernen, desto einfacher wird es, einen Schrei zu interpretieren. Wann hat das Baby zuletzt gegessen? Hat es Hunger? Seit wann trägt es schon die selbe Windel? Ist sie voll? Wie lang ist es schon wach? Ist es müde?
Kommunikatives Schreien
Grundsätzlich gilt: Je lauter das Geschrei, desto grösser das Unbehagen. Ein Schrei ist also nicht einfach ein Schrei – mit etwas Übung lernen Eltern, das Geschrei ihres Babys in Kategorien einzuteilen.
Hunger-Schrei: Ein quengeliges Schreien, das schnell lauter wird, wenn das Bedürfnis nach Nahrung nicht gestillt wird. Oft begleitet durch Schmatzen, an der Faust Saugen oder suchenden Kopfbewegungen. Ein Baby ruft etwa alle zwei bis vier Stunden nach Nahrung – gib ihm Brust oder Fläschchen.
Müdigkeits-Schrei: Ein jammernder Laut, der in energische Schreie übergehen kann. Oft begleitet durch Augen- oder Nasenreiben, Gähnen, Meckern, zufallende Augen und einem schlaffen Körper. Reduziere Licht und Lärm, damit das Baby zur Ruhe kommen kann.
Schmerz-Schrei: Ein plötzlicher, schriller und intensiver Schrei. Das Baby kann sich heftig hin- und herwerfen, nach Luft schnappen und ein entweder hochrotes oder blasses Gesicht haben, schwitzen. Suche nach der Ursache vom Schmerz: Hat es wunde Stellen oder Blähungen? Bei anhaltenden Schmerz-Geschrei solltest du einen Arzt aufsuchen.
Schreien ist nicht gleich schreien: Eltern brauchen Übung, um das Geschrei ihres Babys richtig deuten zu können.
IMAGO/HalfPoint ImagesStress-Schrei: Kurze, schrille Schreie, gefolgt von untröstlichem Weinen. Das Baby kann den Rücken steif machen oder die Fäuste ballen und den Kopf abwenden. Oft ein Zeichen von Überforderung und Reizüberflutung. Bringe das Baby darum an einen ruhigen, vertrauten Ort.
Langeweile-Schrei: Beginnt meist mit Quengeln, Gejammer und Gejaule. Das Geheul kann durch wildes Strampeln oder Rudern mit den Armen begleitet sein. Das Baby will Aufmerksamkeit und Beschäftigung. Sprich darum mit ihm, zeig ihm die Umgebung, interagiere aktiv mit ihm.
Sehnsuchts-Schrei: Beginnt oft als leises Wimmern oder Quengeln, das sich langsam steigert, wenn das Baby keine Beachtung bekommt. Der Schrei nach Nähe, Körperkontakt, Geborgenheit und Liebe ist oft von einem suchenden Blick und ausgestreckten Armen begleitet. Lass ein Baby nie schreiend allein – versuche es durch Streicheln, Halten, Wiegen zu beruhigen.
Reagieren Eltern richtig auf das Geschrei, lernen Babys auf diese Weise, dass sie sich auf die Zuwendung der Eltern verlassen können. Lautes schreien nimmt dann langsam ab, dafür werden leise Töne häufiger: Brabbeln, gurren, grinsen – Zeichen von Zufriedenheit.
Sechs Gesichtsausdrücke eines Babys
Doch nicht nur durch Töne, auch durch Mimik können Babys schon früh ihre Gefühle zum Ausdruck bringen. Schon Neugeborene können kurz nach der Geburt reflexhaft erschrocken, traurig oder angeekelt aussehen. Mit etwa sechs Wochen lernt ein Säugling zu lächeln, wenn er ein Gesicht sieht oder Stimmen hört. In den ersten sechs Lebensmonaten entwickelt sich die Mimik schnell weiter. Das Baby kann durch Mimik dann sechs verschiedene Gefühle zum Ausdruck bringen: Freude, Traurigkeit, Überraschung, Angst, Wut und Ekel.
Gestik ist einfacher zu interpretieren als Geschrei: Dieses lachende Baby ist total zufrieden.
IMAGO/Cavan ImagesEltern erhalten so in den ersten Monaten einen Einblick in die Gefühlswelt ihres Babys. Denn Säuglinge können gar nicht anders, als ihre Emotionen in der Mimik zu widerspiegeln. Erst mit etwa sechs Monaten lernen sie, einen Gesichtsausdruck zu überspielen. Mit etwa drei bis vier Jahren können Kinder ihre Mimik bewusst täuschen und uns etwas vorgaukeln.
Vielsagende Gesten
Nach der Mimik folgt die Gestik – noch bevor ein Baby das erste Wort sagt, kann es sich so schon ziemlich gewandt ausdrücken. Streckt ein Baby die Arme aus, will es meistens hochgehoben werden. Zeigt ein Baby auf etwas, möchte es den Gegenstand haben. Zappeln sie herum, fühlen sie sich meist unwohl.
An den Ohren zupfen: Kann ein Zeichen von Müdigkeit sein, wenn es kombiniert mit Augenreiben und Gähnen passiert, braucht es ziemlich sicher Schlaf.
Hand in den Mund nehmen: Kann auf Hunger hindeuten, besonders in Kombination mit Nuckeln an der Faust und Schmatzen.
Strampeln: Wenn Strampeln mit jauchzenden Geräuschen verbunden ist, will das Baby Aufmerksamkeit und Beschäftigung, wenn es dazu quengelt, ist es müde.
Fäuste ballen: Ein Zeichen für Stress, Frustration und Überforderung. Es kann auch auf Schmerzen hindeuten.
Rücken durchbiegen: Deutet meist auf Schmerzen, zum Beispiel Koliken, hin.
Beine anziehen: Auch diese Geste kann auf Bauchschmerzen und Blähungen hindeuten.
Kopf abwenden: Das Baby ist überfordert und braucht eine Pause.
Je besser Eltern lernen, auf die Signale ihrer Babys zu achten und dementsprechend zu handeln, desto wohler und geborgener fühlt sich das Baby. Die beste Voraussetzung, für den nächsten Schritt: Zwischen sechs und zwölf Monaten beginnen Babys zu lallen, dann Sprache zu verstehen. Im Alter von etwa anderthalb Jahren haben Babys ihr erstes Wort gesagt und beginnen langsam, via Sprache zu kommunizieren.