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Aufklären ist besser als verbieten

Social Media: So schützen Eltern ihre Kinder

Soziale Netzwerke sind in der heutigen Zeit omnipräsent. Vor allem für Jugendliche ist der Austausch über Instagram, TikTok und Co. selbstverständlich – was vielen Eltern nicht behagt. Die Fachstelle «Jugend und Medien» erklärt, worauf es im Umgang mit Social Media zu achten gilt und ob ein Social-Media-Verbot für Kinder Sinn macht.

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Jugendliche, Social Media

Jugendlichen Social Media zu verbieten, macht in der heutigen Zeit wenig Sinn.

Getty Images

Noch kurz einen Schnappschuss hochladen, den Post der besten Freundin liken und die Story eines Influencers anschauen – für die meisten Jugendlichen gehört Social Media längst zum Alltag. Gemäss der James-Studie aus dem Jahr 2020 haben 98 Prozent aller 12- bis 19-Jährigen bei mindestens einem sozialen Netzwerk ein Profil. Doch viele Eltern betrachten die Netz-Aktivitäten ihrer Sprösslinge eher kritisch. Denn im Internet lauern zweifellos auch Gefahren. Ist es deshalb ratsam, seine Kinder und Teenager so lange wie möglich von Social Media fernzuhalten?

Yvonne Haldimann, Projektleiterin Jugend und Medien beim Bundesamt für Sozialversicherungen, sagt: «Wir empfehlen kein komplettes Social-Media-Verbot für Jugendliche.» Vielmehr soll Kindern und Jugendlichen ein guter Umgang mit sozialen Netzwerken beigebracht werden. Wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, kann von Kind zu Kind je nach Reifegrad variieren.

Die meisten sozialen Netzwerke sind von den Anbietern ab 13 Jahren freigegeben. «Ab dem Alter ist es aus unserer Sicht auch an der Zeit, den Umgang mit Social Media zu lernen», sagt Yvonne Haldimann und ergänzt: «Vielleicht könnte man es sogar schon ein wenig vorher zulassen, aber für Kinder, die unter 11 Jahren sind, empfehlen wir es nicht.» Bis zum 13. Lebensjahr können Eltern zudem noch damit argumentieren, dass die Plattformen fürs Kind noch nicht zugelassen sind. Die Anbieter führen jedoch keine Alterskontrollen durch. Es ist für Kinder im Grunde also ein Leichtes, schon früher ein Profil anzulegen.

 

Begleitung statt Kontrolle

Möchte ein Kind Instagram, TikTok oder Facebook beitreten, ist es wichtig, dass es dabei von den Eltern begleitet wird. Das heisst jedoch nicht, dass Eltern den Account ihrer Töchter und Söhne kontrollieren sollen. Auch wenn Kinder Mutter und Vater nicht als Facebook-Freunde oder Instagram-Follower möchten, muss das akzeptiert werden. «Ein Kind hat das Recht auf Privatsphäre», sagt Yvonne Haldimann. Genauso wenig, wie man dessen Briefe liest, soll man auf dem Social-Media-Profil herumschnüffeln.

Viel besser sei es, anhand des eigenen Accounts zu zeigen, worauf es im Internet zu achten gilt. «Eltern können ihren Kindern anhand von eigenen Beispielen erklären, warum sie ein Bild gepostet haben und weshalb ein anderes nichts auf Social Media verloren hat», sagt Haldimann. Konkret sollte man mit den Kindern die folgenden Punkte thematisieren:

  • Einmal im Netz, immer im Netz: Kindern muss bewusst sein, dass Bilder, die sie ins Internet stellen, auch dort bleiben und andere Nutzer diese nicht nur anschauen, sondern auch herunterladen, bearbeiten und weiterverbreiten können. Zudem gibt man auf Plattformen wie Instagram und Facebook Bildrechte an die Anbieter ab. Mit der Anmeldung stimmt man zu, dass Facebook & Co. die privaten Inhalte nutzen dürfen.
  • Das Recht am eigenen Bild: Nicht nur die eigene Privatsphäre muss gewahrt werden, sondern auch die der Freundinnen und Freunde. Posten Kinder ohne Erlaubnis ein Bild, auf dem jemand anderes zu erkennen ist, machen sie sich strafbar. Jeder Mensch hat ein Recht am eigenen Bild.
  • Privatsphäre einstellen: Erstellt ein Jugendlicher seinen ersten Social-Media-Account, ist es wichtig, dass ihm die Eltern die Einstellungen zur Privatsphäre erklären. Es sollte gemeinsam besprochen werden, wer die Beiträge sehen darf, der Radius möglichst eingegrenzt und erklärt werden, dass Freundschafts- und Follower-Anfragen nur von Menschen angenommen werden sollten, die man tatsächlich kennt.
  • Unerwünschte Kontakte und Inhalte: Kinder sollten darauf vorbereitet sein, dass sie auf Social Media auch auf unerwünschte Inhalte stossen können – etwa sexuelle oder verängstigende Darstellungen – und es zu unerwünschten Kontakten kommen kann. Sie müssen wissen, dass das Teilen von persönlichen Angaben und Bildern problematisch sein kann. Will sich eine Jugendliche oder ein Jugendlicher mit einer Onlinebekanntschaft treffen, dann sollte das nur an einem belebten Ort passieren und im besten Fall weiss eine Bezugsperson über das Treffen Bescheid.

Social Media bietet auch Chancen

Wissen die Kinder über den korrekten Umgang mit Social Media Bescheid, dann bringen die digitalen Plattformen auch positive Aspekte mit sich. So können sie etwa ihre Kreativität ausleben, indem sie lustige und unterhaltsame Videos produzieren. Zudem haben Jugendliche via Social Media die Chance, Gleichaltrige in anderen Städten oder sogar aus anderen Kulturkreisen kennenzulernen. «Dadurch weitet sich ihr Blickwinkel. Das Leben spielt sich nicht mehr bloss im eigenen Quartier ab», sagt Yvonne Haldimann.

Würde man Jugendliche komplett von Social Media fernhalten, käme das heutzutage einer Ausgrenzung aus dem sozialen Leben gleich. Yvonne Haldimann erklärt: «Früher konnten die Kinder ohne Fernseher in der Schule nicht mitreden, wenn über eine bestimmte Sendung oder Serie gesprochen wurde.» Bei Social Media sei das nun noch extremer: «Auf Social Media werden nicht nur Inhalte konsumiert, sondern ein grosser Teil der Kommunikation läuft über diese Plattformen.» Hat ein Jugendlicher keine Möglichkeit, sich daran zu beteiligen, kann das für ihn einschneidend sein.

 

Von fei am 21. September 2022 - 08:00 Uhr