«Ich schätze, dass jeder dritte Patient in meiner Sprechstunde zu kleine Schuhe trägt», sagt Orthopäde Manuel Kraus. Man sollte beim Kauf die Sohleneinlage rausnehmen und mindestens 15 Millimeter – «daumenbreit» – Platz lassen vor der längsten Zehe. Die Zehenfreiheit gilt es regelmässig zu überprüfen und frühzeitig auf die nächste Grösse zu wechseln.
Wanderschuhe sind für Wanderungen gemacht! Stützende Schuhe mit zu dicken, zu unflexiblen Sohlen können mittelfristig Beschwerden begünstigen, da sie zu einer Dekonditionierung besonders der kleinen Fussmuskeln führen. Zu weiche, eindrückbare Sohlen hingegen begünstigen Fehlstellungen und Überlastungen. «Dünne, flexible – aber nicht weiche! – Sohlen sind im Kinder- und Schulalltag am besten. Etwa Barfussschuhe, die dem Fuss viel Bewegungs- und damit Trainingsfreiraum lassen.»
Es kommen deutlich weniger Kinder mit Fussfehlstellungen auf die Welt, als es Erwachsene gibt, die darunter leiden. Während manche Beschwerden aufgrund der Alterung des Körpers zustande kommen, können Eltern durch den richtigen Schuhkauf präventiv wirken. Wichtig sei es jedoch, im Alltag auch regelmässig barfuss zu gehen, so Kraus, um den Fuss auf natürliche Weise zu trainieren.
Der Experte empfiehlt, stützende Einlagen nicht zu früh und nur auf medizinische Indikation anzuwenden. «Von Einlagen müssen wir viel öfter abraten, als dass wir sie für nötig halten.» So sei etwa ein Knicksenkfuss bis zu einem Alter von zehn Jahren normal und verwachse sich, wenn der Fuss Bewegungsfreiraum und Bewegung habe.
Fürs Turnen empfiehlt Kraus Schläppli oder flexible Turnschuhe. «Die Notwendigkeit einer relevanten Pufferung und Stabilisierung des Rückfusses ist im Kindesalter nur für intensive Sprungsportarten und aussergewöhnlich lange sportliche Aktivitäten sinnvoll.» Zu Hause können Eltern die Fussgesundheit mit einem selbst gebauten Parcours aus Hindernissen, Leitern und verschiedenen Untergründen trainieren, um die Fussmuskulatur kompetent zu halten.