Wer ausrechnen will, wie viele Babys pro Tag in der Schweiz zur Welt kommen, muss eine einfache Rechnung machen: 80'000 (das ist die ungefähre durchschnittliche Geburtenzahl pro Jahr) geteilt durch 365 (das ist die Anzahl Tage des Jahres). Doch egal, wie richtig man rechnet, das Resultat von knapp 220 Geburten am Tag stimmt nicht. Oder nur im Durchschnitt.
Der Freitag ist Spitzenreiter
Denn in der Realität ist eine Geburt längst nicht mehr reine Zufallssache: Sie ist planbar – und das zeigt sich auch in den Zahlen des Bundesamts für Statistik BfS. In Schweizer Spitälern kommen werktags deutlich mehr Kinder zur Welt als am Wochenende. Durchschnittlich 237 Geburten pro Wochentag stehen 181 an einem Samstag oder Sonntag gegenüber.
Der Freitag fällt besonders auf: 2023 kamen 16 Prozent aller Babys an einem Freitag zur Welt. Die vom Volksmund hochgelobten «Sonntagskinder», die als besonders fröhlich und pflegeleicht gelten, machen nur 11 Prozent aller Geburten aus.
In Geburtshäusern verteilen sich die Geburten gleichmässiger auf alle Wochentage. Der Unterschied zwischen dem Tag mit den meisten Geburten (Donnerstag) und dem Tag mit den wenigsten Geburten (Mittwoch) ist sehr klein.
Getty ImagesEin anderes Bild zeigt sich in Geburtshäusern: Dort verteilten sich die rund 1'600 Geburten im Jahr 2023 relativ gleichmässig über die Woche. Zwischen dem stärksten und dem schwächsten Tag liegt kaum ein Unterschied.
So lässt sich auch erklären, warum Babys in Spitälern vermeintlich lieber werktags zur Welt kommen: Medizinische Eingriffe wie geplante Kaiserschnitte oder Geburtseinleitungen finden wenn möglich unter der Woche statt – selbsterklärend, um Wochenenddienste nicht zusätzlich zu belasten. In den Geburtshäusern, wo weniger eingegriffen wird, ist auch das Timing der Geburt eher dem Zufall überlassen.
Nicht alle Kantone sind gleich Kaiserschnitt-freundlich
Die Zahlen sprechen für sich: Es gibt einen klaren Trend hin zur geplanten Geburt. Der Anteil der Kaiserschnitte insgesamt ist seit 2019 leicht gestiegen und lag im Jahr 2023 bei mehr als einem Drittel. «Damit gehört die Schweiz neben Italien zu den europäischen Ländern, die am häufigsten Kaiserschnitte vornehmen», heisst es in der Medienmitteilung. Die Mehrheit der Kaiserschnitte waren geplante Eingriffe und fast alle fanden an einem Werktag statt – es gibt wenige Ausnahmen. 45 Prozent der Kaiserschnitte wurden sekundär oder notfallmässig durchgeführt, also aufgrund einer akuten medizinischen Indikation.
Kantonal gibt es grosse Unterschiede: Zu den Spitzenreitern bei den Kaiserschnitten gehören die Kantone Schaffhausen, Zürich und Zug, wo der Kaiserschnitt-Anteil bei 40 Prozent oder mehr liegt. Im Thurgau, in Appenzell Ausserrhoden sowie in den Westschweizer Kantonen lag der Kaiserschnittanteil bei unter 30 Prozent. In den Kantonen Waadt und Genf ging er in den vergangenen zehn Jahren sogar deutlich zurück.
Auch Geburtseinleitungen nehmen zu. Ein Drittel der vaginalen Geburten wurde 2023 eingeleitet – zehn Jahre zuvor waren es 26 Prozent. Hier liegt der Kanton Genf an der Spitze, wo jede zweite Geburt eingeleitet wird. Am wenigsten Einleitungen gibt es in den Kantonen Nidwalden, Obwalden, Schwyz und Graubünden mit einer Quote unter 22 Prozent.