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Romina weiss Rat

Wie Kinder Schulfreunde gewinnen - und wie nicht!

Manche Kinder finden sofort Anschluss in der Schule. Andere brauchen Zeit. Familienexpertin Romina Brunner weiss Rat, wie Eltern eine unterstützende Rolle einnehmen können.

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Schulfreunde

Begegnungszone: Die Schule ist ein Tummelplatz für neue Freundschaften.

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Romina Brunner, SI Online Familien Bloggerin, bei sich zu Hause in Birchwil ZH, am 09.11.2018, Foto Lucian Hunziker
Romina Brunner

Meine Tochter kommt nach den Sommerferien in die erste Klasse. Wie kann ich sie unterstützen, damit sie schnell Freunde findet? – Michaela, 31

Liebe Michaela,

Mit dem Schulstart beginnt für deine Tochter ein entscheidender Lebensabschnitt. Es ist der Beginn einer Entwicklung weg von den Eltern, und dieser bringt neben Freude und Stolz verständlicherweise auch Angstgefühle mit sich. Bei Eltern wie bei Kindern. Doch wir können unsere Kinder nicht vor allen potenziell negativen Erfahrungen schützen. Sie müssen lernen, sich Herausforderungen zu stellen. Und wir tun gut daran, ihnen diese Selbstverantwortung in gesundem Mass auch zuzumuten.

Am ersten Schultag zählt noch anderes als Freundschaften

Ich mag mich noch gut an meinen ersten Schultag erinnern. Meinen rosafarbenen Schulthek und das Etui voller Farbstifte habe ich geliebt. Ich weiss noch, wie beschwingt ich war, als ich mich mit meiner Mutter auf den Schulweg machte. Ich kann mich aber auch noch an das Klassenzimmer mit der grossen Wandtafel und den vielen Schulbänken erinnern.

Und dann natürlich an Frau Christen, die Lehrerin. An ihr Lächeln, an ihren dunkelblauen Jupe und ihre strammen Waden. Neben wem ich gesessen bin, weiss ich hingegen nicht mehr. Es war an diesem Morgen auch nicht wichtig.

Vermutlich spielen die Klassenkameraden auch am ersten Schultag deiner Tochter eine untergeordnete Rolle. Es sei denn, dass du sie gross zum Thema machst. Ich glaube, die eigene Erfahrung steht an diesem Tag im Vordergrund. Freundschaften kommen später dazu, aber das braucht Zeit.

Fragt Romina!

Habt ihr auch ein Thema, das euch beschäftigt? Dann schreibt ein Mail an romina@schweizer-illustrierte.ch

Zu viel elterliche Unterstützung ist kontraproduktiv

Liebe Michaela, ich würde mich gar nicht so sehr in das Leben deiner Tochter einmischen. Kinder suchen sich ihre Freunde selber aus. Alles andere hat wohl ohnehin keinen Bestand.

Was du aber tun kannst, ist, sie beim Aufbau von Kontakten und der Überwindung von Schüchternheit zu unterstützen. Weiss deine Tochter, wie sie mit anderen in Kontakt treten kann? Schlage ihr doch vor, ihre Banknachbarin nach deren Interessen zu fragen. Oder herauszufinden, wer wie viele Geschwister hat.
Entscheidend ist, dass du deine Tochter ihre Freundschaften selber auswählen und in Angriff nehmen lässt. Sie wird sehen, dass du ihr diesen Schritt zutraust. Und das wird sie stärken.

Eltern, die ihren Kindern jedes Problem vorweg lösen, ihnen alle Hürden wegräumen und versuchen, sie zu sehr zu beschützen, berauben ihre Kinder der Möglichkeit, Selbstwertgefühl und Widerstandsfähigkeit zu entwickeln. Dieses Überbehüten durch sogenannte Helikopter-Eltern entwickle sich für eine ganze Kinder-Generation zum Problem, ist Pädagoge und Bestsellerautor John Marsden überzeugt.

Dass Kinder Freundschaften beenden, ist normal

Vielleicht wird deine Tochter akzeptieren müssen, dass ein Kind keinen Kontakt wünscht oder nicht an einer Freundschaft interessiert ist. Dann kannst du sie damit trösten, dass diese Erfahrung völlig normal ist.
Die oberste Schweizer Lehrerin und Präsidentin des Verbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, Dagmar Rösler, ist überzeugt, dass sich Freundschaften auch im Kindesalter nicht erzwingen lassen. «Vor allem Kinder, die ja noch nicht in ihrer Persönlichkeit ausgereift sind, können Freundschaften vorübergehend beenden und neue gründen», sagt Rösler.

Eltern können den Nachwuchs aber unterstützen, indem sie anderen Kindern wohlwollend gegenüberstehen und sie freundlich behandeln, auch wenn sie vielleicht nicht gerade ihr «Wunschkandidat» für Freundschaften sind. «Unterstützend ist auch, wenn die eigenen Kinder ihre Freundinnen und Freunde mit nach Hause nehmen dürfen, um zusammen ungestört zu spielen», sagt Rösler.

Wie wärs, wenn du mit deiner Tochter schon vor dem Schulstart den Schulweg abläufst? Ihr könnt aber auch den Stundenplan studieren und die Klassenliste durchgehen. Welche Kinder kennt sie schon aus dem Kindergarten. Wer wohnt in der Nähe. Vielleicht gibt es ja ein Gespänli, das den gleichen Weg hat, und die Kinder können abmachen, den Weg gemeinsam zurückzulegen? So fühlt ihr euch gut vorbereitet.

Denn ein bisschen Lampenfieber gehört dazu. Gerade das macht doch den Schulstart erst zu etwas ganz Besonderem!

Herzlich, Romina

Rominas Tipps für einen unvergesslichen Schulstart

Schulthek: Lasst eure Kinder den Rucksack selber aussuchen, damit sie sich damit gefallen und wohl fühlen.

Schulweg: Macht eure Kinder auf gefährliche Stellen aufmerksam. Etwa auf einen Veloweg, der über das Trottoir führt oder parkierte Autos und hohe Hecken, die ihnen die Sicht nehmen.

Schulhaus / Klassenzimmer: Kennt ihr das Gebäude? Geht es euch doch zusammen ansehen und versucht, herauszufinden, in welches Zimmer die erste Klasse kommt.

Freunde: Gibt es im Quartier Kinder, die in dasselbe Schulhaus gehen? Vielleicht können sie den Weg gemeinsam zurücklegen.

Auto: Vermeidet es, eure Kinder in die Schule zu fahren. Der Schulweg ist ein wichtiges Lernfeld für Kinder.

Pünktlichkeit: Schickt eure Kinder früh genug los, damit sie ohne Stress rechtzeitig in der Schule ankommen. Kinder, die sich beeilen müssen, sind weniger aufmerksam auf dem Weg.

Unsere Expertin für Familienfragen

Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.

Von Romina Brunner am 14. August 2019 - 18:39 Uhr