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  4. Wann müssen Kinder ins Bett? Ausnahmen sollten Eltern sich gut überlegen

Auch für Prinz George gibts Ausnahmen

Wie lange dürfen Kinder abends wach bleiben?

Wir wissen, wie wichtig Schlaf ist. Für uns alle, aber besonders für Kinder. Wer früh ins Bett geht, hat am nächsten Tag mehr Energie und bessere Laune. Aber klar gibt es Ausnahmen. Der EM-Final ist eine oder ein grosses Fest. Unsere Autorin ist dennoch überzeugt: Es rächt sich!

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Close up of a family watching and cheering for their team

Ausnahmsweise mal lange aufbleiben und mit den Erwachsenen ein Fussballspiel schauen – kann ja nicht schaden, oder?

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Kinder lieben Routinen. Klingt langweilig, ist aber so. Sie geben ihnen Sicherheit und Struktur im Alltag. Dies gilt für fast alles, ganz besonders aber für die Schlafenszeiten. Warum sonst versuchen Eltern rund um den Globus, die Morgen-, Mittags- und Nachmittagsschläfchen auf die immer gleiche Zeit zu legen? Und den Abendschlaf sowieso? Weil es gut ist für die Gesundheit und Entwicklung der Kinder – und die Nerven der Eltern. 

Prinz George hält bis nach Mitternacht durch

Diese Gleichung gilt auch für royale Eltern und deren Kinder. Trotzdem sahen wir letzte Woche gleich zwei Ausnahmen, die Prinz William, 39, und Herzogin Kate, 39, für ihren ältesten, Prinz George, 7, gemacht haben. Der Junge durfte zweimal mit Mama und Papa ins Londoner Wembley-Stadion. Es kommt schliesslich äusserst selten vor, dass die englische Nationalmannschaft in einem EM-Halbfinal und EM-Final spielt und das auch noch in der eigenen Stadt. Klar also, dass der fussballbegeisterte Vater seinem fussballbegeisterten Sohn dieses Erlebnis nicht verwehren konnte und wollte.

 

prinz george wembley

Prinz George durfte den EM-Final mit Mama Kate und Papa William im Wembley-Stadion schauen. 

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Anpfiff war beide Male um 20 Uhr (Lokalzeit London). Das Spiel gegen Dänemark dauerte 120 Minuten, jenes gegen Italien noch länger, da der Europameister erst mit dem Elfmeterschiessen bestimmt werden konnte. Handgelenk mal Pi bedeutet das, dass Prinz George frühstens gegen ein Uhr nachts im Bett lag, denn er musste nach der Niederlage seiner Mannschaft England noch die Siegesfeier der Italiener absitzen. Ganz schön spät für einen Siebenjährigen.

Wie es ihm wohl am Tag danach ging? Abgesehen von den bitteren Tränen, die der Kleine noch im Stadion weinen musste und der Trauer über den zweiten Platz, wird er wohl ganz schön müde gewesen sein. Ob er es am Montag trotzdem in die Schule geschafft hat oder ihm die Eltern einen Jokertag gegönnt haben, wissen wir nicht. Die Chancen stehen aber gut, dass sein ganzer Rhythmus komplett durcheinandergekommen ist. Oje!

Ich bereue es jedes Mal

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Finger weg von Ausnahmen! Natürlich werde ich sie auch in Zukunft machen, aber oh Mann, es ist jedes Mal der reinste Horror, die übermüdeten Kinder durch den nächsten Tag zu bringen. Erst kürzlich gab es in unserer Siedlung ein grosses Fest. Biele Kinder, eine Geburtstagsparty, leckeres Essen und ein Hofkonzert. Wenn das mal nicht genug Grund für eine Ausnahme ist, dann weiss ich auch nicht. So jedenfalls redete ich mir selber gut zu. Long Story short: Meine Tochter, 4, schlief um zehn Uhr und ich gegen zwölf, während Papa und Sohn, bald 7, es erst um halb ein ins Bett schafften. Der Tag war toll, so etwas will man sich ja nicht engehen lassen.

Am nächsten Morgen zeigte sich schon nach zwei Minuten, dass die Ausnahme wirklich eine ganz, ganz dumme Idee gewesen war. Meine Tochter war um 7.15 Uhr hellwach, mein Sohn kurz nach 8 Uhr. Ja bravo! Natürlich darf man diese «hellwach» nicht mit einem ausgeschlafenen «hellwach» verwechseln. Da liegen Welten dazwischen. Welten!

Von reissenden Geduldsfäden…

Die ersten Tränen flossen gefühlt schon, bevor der erste vollständige Satz gesprochen werden konnte: Das Müsli war nicht genehm. Die Kleiderwahl ebenso wenig und dass nicht beide gleichzeitig verschiedene Hörspiele mit nur einem Handy hören konnten, war also der Gipfel.

Hatte ich erwähnt, dass auch ich nicht so gut erholt war? Dieser Punkt ist eben noch relevant. Weil Geduldsfäden reissen in solchen Situationen schneller als sonst. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich es durch den Abschnitt mit Müsli, Kleiderwahl und Hörspiel sehr gut geschafft habe. Ruhig bleiben, liebevoll sprechen, auf die Kinder eingehen. Ich war stolz.

müde mutter

Wann wird es nur endlich wieder Abend? 

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…und einem Tränenmeer in der Küche

Dann stand ich für das Mittagessen eine Stunde in der Küche, jonglierte gleichzeitig die Launen aller mit Fingerspitzengefühl um dann von den Kindern ein «Kein Hunger!» zu hören. Wir kennen es: Sie knabbern halbherzig an zwei Bissen und sagen, sie seien fertig. Dann, kaum hat man die Fettspritzer vom Herd geputzt und die Maschine eingeräumt, möchten sie etwas essen. Dieser Satz triggert mich dermassen. Auf jeden Fall ging es von da an bergab. Wie mit dem Velo aber ohne Bremse. Es eskalierte in dem Moment, als der grosse Bruder die nervige kleine Schwester mit einem, ja sagen wir mal forschen, Stupser zum weinen brachte. Ein Tränenmeer von ihr und ein Tränenmeer von ihm wegen vermeintlich ungerechter Behandlung seitens Eltern ergossen sich also zu einem Atlantik mitten in unserer Küche. Dazwischen Mutter und Vater, beide übermüdet, gereizt und genervt. Von den Kindern, von uns selbst, von der dummen Ausnahme, die wir nie hätten machen dürfen. Ich habe auch geweint.

Der Nachmittag bleib ein Spiessrutenlauf. Der Hunger war plötzlich – Überraschung! – riesig, die Zankereien wurden noch giftiger und plötzlich fühlte sich mein Sohn krank. Er war natürlich nicht krank. Er war total aus seinem Rhythmus, übermüdet, überfordert. Irgendwie schafften wir es bis zum Abend, um sieben war Schlafenszeit, schon bevor die Gutenachtgeschichte fertig gelesen war, schliefen beide ein. Puh...

Mit dem Flow gehen und Feste feiern, wie sie fallen ist ja schön und gut. Darf es auch mal geben. Aber so schnell wird das bei uns nicht mehr passieren. 

Von Edita Dizdar am 13. Juli 2021 - 07:09 Uhr