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Gletschergrotte am Morteratsch

Arktisches Höhlenabenteuer

Wer Lust hat, sein blaues Wunder zu erleben, taucht ein in den Eispalast unter dem Morteratschgletscher. Hier bildete sich vor Kurzem eine Höhle. Ein zweistündiger Schneeschuh-Trail führt zum seltenen Naturphänomen.

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Palast aus Eis: Die aktuell begehbare Höhle im Morteratschgletscher wurde durch die Kräften der Natur geformt.

Caroline Micaela Hauger

Die Gletschergrotte ist in ein türkisfarbenes Dämmerlicht getaucht. Manchmal schimmert das Gewölbe Grün, dann wieder Blau. Im Schein der Stirnlampe glitzern und funkeln die Wände, als wären sie aus Kristallglas. Sie legen den Blick auf grosse und kleine Steine frei, die im Jahrtausend alten Eis eingeschlossen sind: Der Gletscher hat die Felsbrocken einfach verschluckt.

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Der Eingang ist unscheinbar und liegt oberhalb der Gletschermoräne. Mit Schneeschuhen erreicht man die Höhle in zwei Stunden.

Caroline Micaela Hauger

Eishöhlen sind eine der atemberaubendsten Attraktionen, die die Natur zu bieten hat. Nun hat sich im Engadin wieder eine Grotte aufgetan. Die Kathedrale aus Eis ist rund 30 Meter lang und fünf Meter hoch. Beim Betreten wähnt man sich in einem Science-Fiction, als ob man auf einem fremden Planeten gestrandet ist. Plötzlich spielen Zeit und Ort keine Rolle mehr. Am Eingang lässt man den Alltag hinter sich und betritt eine andere Welt. 

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Die Grotte ist rund 30 Meter tief und fünf Meter hoch. Je nach Lichteinfall leuchten ihre Wände türkisblau oder smaragdgrün. 

Caroline Micaela Hauger

Unter den Steigeisen, die uns Halt geben, knarrt das Blankeis. Die Augen sind überfordert. Fasziniert lauschen wir den Geräuschen. Da hinten im Dunkeln rauscht doch ein Bach! Und dann stehen wir plötzlich über dem Gewässer, das als Schmelzwasser unter den Füssen durchfliesst, getrennt durch eine fette Eisschicht. Gespannt wollen wir mehr wissen. Gian Luck leitet die Bergsteigerschule Pontresina und ist der Profi vor Ort.

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Früher reichte der Gletscher bis nach Pontresina und war 150 Meter dick. Heute ist er noch sechs Kilometer lang – eine Folge des Klimawandels.

Caroline Micaela Hauger

Wir haben ihn frühmorgens am Bahnhof Morteratsch getroffen, die Schneeschuhe angeschnallt und sind auf dem Trail Richtung Biancograt gelaufen. Ice Age lässt grüssen: Das Thermometer zeigt Minus 28 Grad! Während die ersten Sonnenstrahlen die drei Gipfel des Piz Palü beleuchten, sind unsere Wimpern und Haare mit Raureif überzogen. Was für ein bitterkalter Tag! Der Gletscher liebt die Kälte. Dauerhafte Minustemperaturen halten ihn stabil und sind eine wichtigste Voraussetzung, um die Grotte überhaupt besichtigen zu können.  

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Schmelzwasser fliesst unter den Füssen hindurch, getrennt durch eine dicke Eissicht. Mächtige Eiszapfen baumeln von der Decke. 

Caroline Micaela Hauger

Ihr Eingang liegt oberhalb der Moräne. Wie sehr sich der sechs Kilometer lange Gigant in den letzen Jahren durch die Klimaerwärmung zurückgezogen hat, ist auf den 20 Infotafeln ersichtlich, die wir auf dem Weg zum Schlund passieren. Vor tausenden von Jahren reichte er bis Pontresina, hatte eine Dicke von 150 Metern. Heute ist nicht mehr viel davon übrig. Wer von der Bergstation Diavolezza die Skiabfahrt nach Morteratsch macht, fährt direkt an der mit Eiszapfen dekorierten Öffnung vorbei. Einfacher erreicht man sie zu Fuss. Die Bergsteigerschule Pontresina bietet geführte Tages-Touren für die ganze Familie an (CHF 190.– pro Person). Der Hinweg dauert zwei Stunden.

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Ice Age lässt grüssen! Die Gletscherhöhle erinnert an einen Science-Fiction; als ob man auf einem fernen Planeten gestrandet wäre.  

Caroline Micaela Hauger

Langsam wird das Licht der Stirnlampe schwächer. Die Akkus von Handy und Kamera sind bald leer. Es wird Zeit, die Märchenwelt zu verlassen. Durch die Gletscheröffnung schreiten wir hinaus in die verschneite Landschaft am Fusse des Bernina-Massivs, geblendet vom gleissenden Sonnenlicht. Und dem Wissen, gerade 14'000 Jahre Gletschergeschichte erlebt zu haben.

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Blick aus dem Innern der zurzeit schönsten Gletschergrotte der Schweiz. Die Skiabfahrt von der Diavolezza führt direkt an ihr vorbei. 

Caroline Micaela Hauger
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Die Schönheit zeigt sich im Detail: immer wieder entdeckt man Steine, die der Gletscher «verschluckt» hat.

Caroline Micaela Hauger
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Robben, kriechen, kraxeln: An manchen Stellen kommt man nur auf allen Vieren durch die schmalen Tunnel. 

Caroline Micaela Hauger
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Bergführer Gian zeigt seinen Gästen im hintersten Winkel der Grotte einen riesigen Eiszapfen.

Caroline Micaela Hauger
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Plötzlich spielen Zeit und Ort keine Rolle: Am Eingang lässt man den Alltag zurück und betritt eine andere Welt.

Caroline Micaela Hauger
Text: Caroline Micaela Hauger am 20. Februar 2021 - 10:01 Uhr