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Kein Vertrag in der Tasche – und jetzt?

«Es sind noch über 15'000 Lehrstellen offen»

Tausende von Jugendlichen werden diesen Sommer die obligatorische Schulpflicht hinter sich haben und eine Lehre beginnen. Was aber ist mit denen, die noch keine Lehrstelle haben? Haben sie jetzt, in der Krise, überhaupt noch die Chance, eine zu finden? Auf jeden Fall, sagt Domenica Mauch, Geschäftsführerin der Lehrstellenplattform Yousty.

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Lehrstellensuche

Schulabgägerinnen und -abgänger sollen sich unbedingt auch in der Krise um eine Lehrstelle bemühen. Die Chancen sind immer noch intakt. 

Getty Images

Domenica Mauch, gibt es überhaupt noch offene Lehrstellen für 2020?
Selbstverständlich. Stand jetzt sind auf yousty.ch noch über 15'000 Lehrstellen offen. Das sind etwa gleich viele wie zu Beginn der Corona-Krise. Zwar gehört die Aktualisierung des Lehrstellen-Angebotes derzeit sicher nicht zur Priorität der Unternehmen, aber wir gehen davon aus, dass diese Stellen nach wie vor zu besetzen sind.

Macht es denn zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt Sinn, eine Lehrstelle zu suchen?
Unbedingt. Ich höre von vielen Firmen, dass sie auf Bewerbungen warten. Am meisten offene Lehrstellen gibt es im kaufmännischen Bereich, aber auch überall sonst gibt es noch Möglichkeiten.

«Grundsätzlich soll man sich dort bewerben, wo man sich auch ausserhalb der Krise bewerben würde.»

Domenica Mauch von Yousty

Wo sollte man sich bewerben? Lieber bei grösseren Unternehmen, welche keine grosse Gefahr laufen, den Lockdown nicht zu überleben?
Grundsätzlich soll man sich dort bewerben, wo man sich auch ausserhalb der Krise bewerben würde. Schlussendlich muss man sich in der Umgebung dann ja wohlfühlen. Es gibt auch viele KMUs, welche nach wie vor Lehrlinge suchen. Am besten, man fragt im Vorfeld nach, ob man sich bewerben darf.

Wie sieht es denn momentan mit Schnupperlehren aus?
Schnuppern ist gerade tatsächlich recht schwierig, auch wenn es vereinzelte Firmen gibt, welche dies noch anbieten. Die meisten haben die Schnupperlehren aber auf Anfang Juni verschoben. Dafür soll man sich aber auch jetzt schon mal bewerben.

Was, wenn man noch keine Ahnung hat, in welche Richtung es beruflich eigentlich gehen soll?
Es gibt zum Beispiel unterschiedliche Online-Tests, bei denen man herausfinden kann, was zu einem passen würde. Bei yousty.ch ist das der Berufs-Finder. Aber auch die Berufsberatungsstellen sind nach wie vor zumindest per E-Mail und telefonisch zu erreichen.

«Eltern können beim Dossier-Erstellen helfen, korrigieren, Inputs geben, und auch mal in einem Rollenspiel ein Vorstellungsgespräch üben.»

Domenica Mauch von Yousty

Wie können Eltern jetzt ihre Kinder unterstützen?
Zuerst einmal, indem sie einen kühlen Kopf bewahren. Panikmache nützt gar nichts. Dann spielen sie eine ganz wichtige Rolle in Sachen Motivation. Man soll die eigenen Kinder motivieren, sich mit der Berufswahl auseinanderzusetzen und sich zu bewerben. Und schlussendlich kann man beim Dossier-Erstellen helfen, korrigieren, Inputs geben, und auch mal in einem Rollenspiel ein Vorstellungsgespräch üben.  Anleitungen und Fragen findet man online – und jetzt hat man ja Zeit. Es gibt übrigens tatsächlich Unternehmen, welche jetzt Bewerbungsgespräche per Zoom oder anderen Tools durchführen. Und ich habe auch von sehr kreativen Bewerbungen gehört, zum Beispiel mittels eines Videos.

Ganz hart wird es dereinst diejenigen treffen, welche schon einen Lehrvertrag unterschrieben haben, aber die Lehrstelle wegen der wirtschaftlichen Situation der Lehrfirma nicht antreten können.
Das stimmt. Wir gehen aber derzeit davon aus, dass das nicht allzu viele sein werden. Ihnen werden die kantonalen Bildungsämter und die Berufsberatung mit Rat und Tat zur Seite stehen und nach geeigneten Lösungen suchen.

Domenica Mauch

Domenica Mauch ist Geschäftsführerin und Leiterin Marke & Bildung bei der Lehrstellenplattform Yousty. 

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Von Sandra Casalini am 12. Mai 2020 - 14:03 Uhr