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Liebe, Aufklärung und Selbstbewusstsein

27 Dinge, die mir meine grosse Schwester beigebracht hat

Sorry , liebe Superheldinnen, Wonderwomen und Pardon, liebes Mami. Die wahren Heldinnen im Leben sind Schwestern. Vor allem ältere Schwestern. Warum? Weil sie uns ganz viele tolle und auch ein paar schreckliche Dinge beibringen.

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Two young woman in their twenties sit at a vanity table by a mirror surrounded by bulbs. They have fun together as they apply make-up and get ready for a special occasion. They are confident, bubbly, and comfortable with each other. The scene is full of excitement and anticipation.

Mit etwas Glück gehen Schwestern durch dick und dünn.

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Ich bin meinen Eltern für vieles dankbar. Das beste aber, das die Zwei für mich gemacht haben, ist meine Schwester. Die Gute und mich trennen 4,5 Jahre. Als Kinder war dieser Altersunterschied immens, ich wahnsinnig nervig, sie sehr bossy. Ausserdem hat sie mich immer bei Monopoly beschissen. 

Dennoch: Meine grosse Schwester ist fantastisch. Seit ich denken kann, schaue ich zu ihr hoch. Warum? Weil ich ohne sie nie im Leben die beste Version meiner selbst wäre. Und weil es einfach schön ist, dass da jemand ist, der mich sowieso immer bedingungslos liebt.  Auch dann, wenn ich schampar launisch bin, rummotze oder mal mehr, mal weniger grundlos passiv aggressiv bin. Sorry dafür, Siz! 

Was mir die Grosse aber in den letzten 42 Jahren meines Leben wirklich mitgeben hat, ist so viel, dass ich das Internet damit füllen könnte. Weil sowohl Ihnen als auch mir die Zeit dazu fehlt, beschränke ich mich heute auf 27 Dinge, die mir meine grosse Schwester beigebracht hat. Die Reihenfolge ist willkürlich.

1. Mit kleinen Schummeleien zur grossen Kunst

Ich war immer schlecht im Zeichnen. Das hat mich sehr gestresst, weil ich immer gerne zeichnete. Meine Häuser, Bäume und Tiere sahen aber nie so schön aus wie die der anderen Kinder im Kindergarten. Meine Schwester zeigte mir dann ein paar einfache Tricks, mit denen ich Ottifanten, Hunde und Häuser so zeichnen kann als hätte sie Picasso höchstpersönlich gezaubert. 

2. Süss und salzig = Himmel

Dank meiner Schwester habe ich schon sehr früh begriffen, dass Chips und Schokolade in der Kombination die besten Glücksgefühle auslösen! Schmeckt übrigens auch im Erwachsenenalter noch fantastisch! 

3. Knutschen ist voll okay

Ich erinnere mich an die ersten Kuss-Szenen, die ich mit meiner Schwester gesehen habe. Wir zogen uns Filme wie «Dirty Dancing», «Pretty Woman» und «My Girl» rein. Während sie bei Knutschszenen stets ganz verzückt an ihr Herz fasste, musste mein kindliches Ich fast ein bisschen kotzen. Menschen, die Spucke austauschen? Widerlich! Eine Meinung, die meine Schwester mit viel Liebe und Geduld relativierte, bis ich ihr glaubte, dass diese merkwürdigen Schlabbereien schon okay sind.

(Mit 12 habe ich dann rausgefunden, dass sie sogar mehr als okay sind. Vom ersten Kuss erzählte ich, na wem wohl, als Erste?!)

4. Mit Charme und Piepsstimmli zum Ziel

Dank meiner Schwester habe ich sehr schnell geschnallt, dass ein Nein nicht immer ein Nein sein muss. Wenn Mama streng war, lohnte es sich stets, unseren Vater zu bezirzen. Wie genau, hat mir meine Schwester schon sehr früh beigebracht: Charme und Piepstimmli, gepaart mit Hundeblick. Funktioniert jetzt übrigens auch bei meinem Sohn und seinem Vater,

5. Alles ist möglich

Meine Eltern von einem Töffli überzeugen? Als erstes Mädchen auf dem Spielplatz die Kletterwand erklimmen oder viel besser in Mathe werden: Dinge, die ich für unmöglich hielt, hielt meine Schwester sogar für sehr möglich. Schon früh beteuerte sie, dass ich alles erreichen kann, wenn ich nur will und etwas dafür tue. Wie recht sie doch hatte. Und wie gut, dass sich das Credo bis heute in mein Gehirn gebrannt hat.

6. Kleine Notlügen sind okay

Sorry, Mom und Dad. Sorry, liebe Ex-LehreInnen. Sorry, liebe Ex-Boyfriends.

7. Die Sache mit dem Tampon

Ich war 12, sie 16 Jahre alt, als wir mit unseren Eltern ans andere Ende der Welt reisten. Wo ich notabene meine Tage bekam. Am Strand. Ich schloss mich ins WC und heulte. Meine Schwester stand vor der Türe, redete mir ewig gut zu und coachte mich in Sachen Tampon einführen bis das Scheisserchen endlich drin war. Mein Stolz war riesig!

8. Chemie, Physik, Seich!

Von naturwissenschaftlichen Fächern habe ich nie wirklich etwas verstanden. Das Periodensystem, die Photosynthese, Gleichungen: Alles machte mir Kopfzerbrechen und bescherte mir viele Stunden Ufzgi-Nachhilfe. Mit überschaubarem Erfolg. Nicht schlimm, beteuerte die Grosse. Ich würde das ganze Gedöns im Erwachsenenleben nie wieder brauchen. Sie hatte, wie gefühlt immer, recht. Gott sei Dank.

9. Tiramisu für die Seele

Meine Schwester macht das beste Tiramisu aller Zeiten. Und weil ich ihr schon als kleines Mädchen helfen durfte, mache heute auch ich das beste Tiramisu aller Zeiten. Eignet sich super zum Herzen von potentiellen Schwiegereltern zu erobern.

10. Anderssein ist okay

Meine Schwester und mich unterscheidet viel. Und das nicht nur charakterlich. Während meine Schwester schon immer schlank und herzig war, war ich das eher pummelige und stets zu laute Mädchen auf dem Pausenplatz. Keine Sorge, ich war deswegen nie ein Mobbing-Opfer. Unter anderem deswegen, weil meine Schwester nie müde wurde mir zu beteuern, dass ich so wie ich bin, nicht nur richtig, sondern richtig super bin. Ich habs ihr geglaubt, gelebt und zelebriert. Das tue ich heute noch.

11. Schwimmen wie eine Meerjungfrau

Woher meine Angst kam, weiss ich nicht. Aber vor Wasser hatte ich Schiss. Die Grosse nahm mich ewig lang an die Hand und übte mit mir im Babybecken. Irgendwann und natürlich an ihrer Seite, wagte ich mich ins tiefe Wasser. Keine Sorgen, unser Papa war auch dabei. Dann hats Klick gemacht und ich schwamm, als hätte ich nie was anderes gemacht. Und die grosse Schwester? Stand da und jubelte und applaudierte! 

Schwesternliebe

Wenn die Schwester die beste Freundin ist, macht das Leben doppelt Spass.

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12. Schummeln beim Monopoly

Sorry, mehr darf und will ich nicht verraten!

13. Schminken

Meine ersten Schminkversuche waren, nun, nicht gut. Ich sah aus wie ein Clown. Meine Schwester setze schon immer auf weniger ist mehr und brachte mir in langer und geduldiger Arbeit bei, dass es mit 14 absolut reicht, ein bisschen Lipgloss und nur einen Hauch von Lidschatten und Wimperntusche aufzutragen. 

14. Keine Macht dem Suff

Irgendwann kamen wir halt in das Alter, in dem Alcopos wichtig waren. Da ich eine exzessive Ader hab, war ich gefühlt ständig in Gefahr, mich masslos zu betrinken. Da war aber wieder die Stimme der Vernunft, die mir eintrichterte, dass ich nach jedem Fläschli Alcopop mindestens ein Wasser trinken muss. Hat in 4 von 5 Fällen super geklappt.

15. Teamwork

Egal ob es um Hausaufgaben, kochen, basteln, was auch immer ging: Sie war immer da und hat alles mitgemacht. Sie mit mir und ich mit ihr. Wir haben beide schon sehr früh verstanden, dass Teamwork das Beste ist!

16. Versteckis für Profis

Ich dachte wirklich mal, dass unter dem Kopfkissen ein guter Ort ist, um etwas zu verstecken. Nun, dass es das nicht ist, brachte mir die grosse Schwester bei. Sie verriet mir zusätzlich, wo die besten Orte sind, an die unsere Eltern nie im Leben denken würden. Irgendwann habe ich da dann Zigaretten versteckt, Und nicht nur das Tagebuch. Ohjemine!

17. Glacé statt Liebeskummer

Er hiess Marco und war der coolste Bub auf dem Schulplatz. Ich liebte ihn sehr, er mich auch. Leider nur zwei Tage. Dann machte er Schluss und ich war im Elend. Ich wollte nur Kuschelrock hören und mich einsperren. Meine Schwester holte mich raus, sperrte die Kuschelrock-CDs weg, schaute stundenlang mit mir TV und ass sehr viel Glacé. Ich habe nie wieder jemanden so schnell überwunden wie Marco.

18. Notflunkern

«Nein, Mami, das schon so. Wirklich!» Augenkontakt halten. Nicht mit der Wimpern zucken. Unschuldsmiene aufsetzen!  So geht das. Lesson learned. Danke, Grosse!

19. Sex-Szenen im TV sind kein Grund nicht zu schämen

Hier hat sie vielleicht ein ganz kleines bisschen «versagt». Sex-Szenen waren mir immer peinlich. Und sie sind es manchmal immer noch. Immer dann, wenn meine Eltern auch auf dem Sofa sitzen.

20. Alles nicht so schlimm!

Schimpfis von den Eltern, eine schlechte Note, ein «Nein» auf die Frage, ob jemand mit einem gehen will: War ich mir stets sicher, dass die Welt in solchen Situationen untergeht, belehrte mich meine Schwester eines Besseren Sie brachte mir erfolgreich bei, dass (fast) alle Dramen nicht so dramatisch sind, wie wir in der Situation das Gefühl haben. Ein gutes Credo übrigens auch für die Arbeitswelt. 

21. Teilen

Ich könnte jetzt schreiben, dass es ein Seich war, alle Spielsachen und die feinen Leckereien aus der Naschschublade teilen zu müssen. So war das aber nicht. Wir haben uns so geliebt, dass teilen kein Ding war, es nach wie vor nie ein Ding ist und nie sein wird. 

22. Streiten und lieben, das geht!

Bis hierher war alles eine reine Lobhudelung auf die grosse Schwester. Wer nun denkt, dass wir uns nie zofften, irrt sich natürlich. Und wie wir uns gestritten haben. Haare ziehen, anschreien, Türen zuschlagen inklusive. Das Beste waren die Versöhnungen. Und die Erkenntnis, dass man sich sehr wohl sehr lauthals streiten und trotzdem noch mehr lieben kann. Eine Erkenntnis, die mir in all meinen Beziehungen stets sehr geholfen hat und immer noch hilft.

23. Füreinander einstehen

Wenn unsere Eltern selbst zu Recht mit einer von uns geschumpfen haben, stellte sich die eine vor die andere. Kam meine Schwester drunter, brüllte ich wie eine Löwin und stellte mich schützend vor sie. Ich nahm sogar Hausarrest und alles in Kauf, Hauptsache meine Eltern liessen meine Schwester in Ruhe. Umgekehrt war es genau gleich. Fun Fact: Wir nehmen uns heute, wir sind beide über 40, immer noch in Schutz wenn es unsere Eltern wagen, bei der einen über die andere zu lästern.

24. Partys verheimlichen

Waren unsere Eltern mal ein Wochenende weg, schmissen wir, wie es sich gehört, ausgiebige Homepartys. Alcopops, Zigaretten und Flaschendrehen standen immer auf dem Programm. Manchmal sah die Bude danach richtig übel aus. Kein Problem. Zu zweit wussten wir genau, wie wir die Spuren zu beseitigen haben, ohne dass Vater und Mutter irgendwas merken. 

25. Nähe aushalten

Me-Time? Privatsphäre? Was ist das? Wir schliefen sogar in einem Bett, obwohl wir getrennte Kinderzimmer hatten. Heute noch wohnen wir jeweils so, dass wir in maximal 15 Minuten beieinander sein können. ALso nein, Bindungsängste oder Probleme mit zu viel Nähe hatten wir nie. Gern geschehen, liebe Boyfriends!

26. Lachen statt sich aufregen

Die Marotten der Eltern aushalten? Sich hundert Mal die gleichen Geschichten anhören, die Mama und Papa an jedem Familienfest zum Besten geben? Alleine ganz schön mühsam. Zusammen ist alles halb so wild. Statt uns aufzuregen, kam meine Schwester schon früh im Leben auf die Idee, den Eigenheiten der Eltern mit Humor zu begegnen. 

27. Loslassen

Irgendwann wurden wir (leider) erwachsen. Sie zog aus und nahm mich mit. Ja, meine grosse Schwester hat ihr erstes WG-Zimmer mit mir geteilt. Erst viel später trennten wir uns wirklich. Sie wurde Flight Attendant, ich machte ein Austauschjahr. Handys gabs noch nicht. Wir mussten oft Tschüss sagen. Und das war okay. Weil das Hallo immer dreifach so schön war danach. Auch das ist bis heute so geblieben. 

Maja Zivadinovic
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Von Maja Zivadinovic am 4. Juli 2022 - 07:00 Uhr