Sie fand zwar mit einem Jahr Verspätung statt, aber ansonsten verlief alles ganz traditionell: Am vergangenen Samstag wurde in Japan eine pompöse Zeremonie zur Volljährigkeit des künftigen Kaisers von Japan, Prinz Hisahito, ausgerichtet. Die Verspätung entstand, weil sich der Prinz letztes Jahr auf die Aufnahmeprüfung der Universität vorbereiten wollte. Mittlerweile studiert er Biologie.
Die Feier zu seinem 18. hatte jedoch so gar nichts mit einer ausgelassenen Studentenparty zu tun. Hisahito bekam zum Zeichen des Beginns seines royalen Erwachsenenlebens eine Krone aus schwarzem Lack und Seide aufgesetzt, zudem trug er ein traditionelles gelbes Gewand. Im Beisein des amtierenden Kaisers von Japan, Kaiser Naruhito (65), sagte Prinz Hisahito gemäss bild.de: «Ich werde meine Pflichten erfüllen und bin mir der Verantwortung als erwachsenes Mitglied der kaiserlichen Familie bewusst.»
Prinz Hisahito wurde eine Krone aus Leder und Seide aufgesetzt.
The Asahi Shimbun via Getty ImagWer nun davon ausgeht, dass Prinz Hisahito der Sohn des amtierenden Kaisers Naruhito ist, liegt falsch. Er ist «bloss» der Neffe. Kaiser Naruhito hat eine Tochter: Prinzessin Aiko (23). Im Grunde sähen viele Japanerinnen und Japaner viel lieber sie als Nachfolgerin von Naruhito – ganze 90 Prozent der Bevölkerung sollen der Ansicht sein, dass eigentlich sie auf den Thron gehört. Da sie eine Frau ist, wird das jedoch nicht passieren. Nach einem seit 1947 geltenden Gesetz dürfen nur Männer den japanischen Thron besteigen.
Früher war der Thron in den meisten Monarchien den Männern vorbehalten. Viele Länder haben diese Regelung jedoch abgeschafft. Den meisten wird nun vermutlich Queen Elizabeth II. (1926–2022) in den Sinn kommen, die bereits 1952 Königin wurde. Ganz so fortschrittlich, wie das klingen mag, waren die Briten allerdings nicht. Damals wurden im Grunde noch Männer auf dem Thron bevorzugt, doch Elizabeth hatte keinen Bruder. Ausserdem wurde ihr Vater George VI. nur König, weil dessen Bruder Eduard VIII. abdankte, um die bürgerliche Wallis Simpson zu heiraten. Hier wurde also die Linie in der Thronfolge geändert, da Eduard VIII. keine Kinder hatte (weder männliche noch weibliche), welche auf den Thron hätten steigen können. Offiziell wurde die gleichberechtigte Thronfolge in Grossbritannien erst 2013 eingeführt.
Fortschrittliches Schweden
Das erste Land, das dies getan hat, war Schweden im Jahr 1980. Bei seiner Geburt im Jahr 1979 war also noch Prinz Carl Philip (46) Thronfolger. Dann wurde die Regelung jedoch so angepasst, dass seine ältere Schwester, Kronprinzessin Victoria (48), Königin von Schweden werden kann.
1983 folgten die Niederlande mit der Einführung der gleichberechtigten Thronfolge. Auch hier steht nun eine Frau in der Pole Position: Dereinst wird Prinzessin Amalia (21) in die Fusstapfen von König Willem-Alexander (58) treten. Ähnlich sieht es in Norwegen und Belgien aus. Norwegen führte 1990 die gleichberechtigte Thronfolge ein, Belgien folgte ein Jahr später.
Die künftige Königin von Belgien wird Prinzessin Elisabeth (23) sein. In Norwegen ist aktuell Kronprinz Haakon (51) Thronfolger. Bei seiner Geburt galt noch die alte Regelung und deshalb wird nicht seine zwei Jahre ältere Schwester Märtha-Louise (53) Königin. Sie ist vermutlich die letzte Frau, die in Europa aufgrund ihres Geschlechts auf die Krone verzichten muss. Nachfolgerin von Haakon wird dann aber Prinzessin Ingrid Alexandra (21) sein.
Als vorerst letztes Land hat Dänemark 2009 offiziell bestimmt, dass Frauen in der Thronfolge gleichberechtigt sind. Auf König Frederik X. (57) wird aber Kronprinz Christian (19) folgen, da er das älteste Kind von Frederik und Königin Mary (53) ist.