Tippi Hedren (95), Melanie Griffith (68) und Dakota Johnson (35) – ein Hollywood-Paket der Sonderklasse: Was Grossmutter, Mutter und Tochter vereint, ist Eleganz, Erfolg und auch etwas Exzentrik. Und: Alle drei stehen für Erotik – die eine kühl, die andere knisternd, und Dakota mit «Fifty Shades of Grey» gnadenlos heiss.
Sie sind verwandt und eng verbunden. Auf Galas sah man Dakota immer wieder mit Oma Tippi über den roten Teppich schreiten, Hand in Hand. «Meine Grossmutter hat Klasse!», schwärmt sie. «Sie ist die glamouröseste Frau, die ich kenne. Dann ist sie auch noch schön, klug und begabt – einzigartig!»
Clan von starken Filmfrauen: Melanie Griffith, Tippi Hedren, Regisseurin und Schwester Stella Banderas, Dakota Johnson (v. l.).
ZVGTippi Hedren verdankt den Anfang ihrer Filmkarriere 1961 ihrer angeborenen Anmut. Der Kultregisseur Alfred Hitchcock entdeckt das Model in einem Werbespot für Diätdrinks.
Grace Kelly, eine seiner Musen, ist Fürstin von Monaco geworden, er sucht eine neue kühle Blonde. Mit dem Filmklassiker «Die Vögel» wird Tippi 1963 sofort zum Superstar, der Thriller zum Kassenschlager. «Marnie», die Story einer Kleptomanin, schliesst ein Jahr später an den Erfolg an.
Nachdem der gewichtige Regisseur übergriffig wird und seinem Star sexuelle Avancen macht, weigert sich Tippi Hedren, wieder mit ihm zu drehen. Aus Rache schikaniert «Hitch» die Karriere der damals 34-Jährigen, legt ihren Vertrag zwei Jahre auf Eis, sagt Angebote ab. Hedrens Stolz tut das keinen Abbruch. 1967 schafft sie es in Chaplins «Die Gräfin von Hongkong» nochmals ins Rampenlicht.
Er machte sie zum Filmstar und trat ihr später zu nah: Mit Alfred Hitchcock drehte das ehemalige Model Tippi Hedren 1963 «Die Vögel», ein Jahr später «Marnie».
UNIVERSAL PICTURES / Courtesy AlbumDanach spielt sie kleine Rollen für junge Regiemeister wie Alexander Payne oder David O. Russell. Mit 88 wird sie Gesicht einer Gucci-Kampagne. Da spielt Hollywood in ihrem Leben schon lange eine Nebenrolle.
Tiger, Geparde und Pumas im Haus
1972 hat Tippi mit ihrem zweiten Mann, dem Produzenten Noel Marshall, eine Farm gekauft, 40 Meilen vor Los Angeles. Dort bietet sie ausgesetzten und misshandelten Raubkatzen Asyl. Erst will das Paar dort mit den Tieren nur die Komödie «Roar – Die Löwen sind los» drehen, mitsamt ihrer einzigen Tochter Melanie und den Stiefsöhnen.
Der Film wird ein Flop, die Tiere bleiben. Bis zu 100 Tiger, Geparde und Pumas leben auf ihrer Shambala-Ranch in Freiheit. Da springt schon mal ein Löwe durchs Küchenfenster oder wird auf dem Wohnzimmerteppich gekrault. Tippis erster Löwe Neil darf sogar im Bett der 14-jährigen Tochter Melanie schlafen.
Tippi Hedren auf ihrer Shambala-Ranch bei L.A., wo sie Dutzende Raubkatzen rettete: «Ich habe meine Liebe zu Tieren von Geburt an.»
Getty ImagesSpleen oder Passion, Irrsinn oder Tierliebe – selbst Wissenschaftler nutzen Shambala später für Studien. Tippi Hedren setzt sich ein Leben lang für die Rechte von Tieren ein. Gehege gibt es erst nach der Geburt von Enkelin Dakota. «Davor war es total psycho», verrät Dakota später, bewundert aber, wie unbeirrt ihre Oma ihren Weg ging. «Man kann viele Filme machen, aber Leben zu retten, zählt mehr.»
Tippi bewegt sich übrigens zwischen ihren Raubkatzen wie auf dem Rodeo Drive: elegant in Bluse und Hose und mit einem Seidentüchlein am Hals. Ihre Verlobung mit einem Tierarzt löst sie damals wegen einer Meinungsverschiedenheit über Raubtierkrallen auf. Es bleibt bei drei Ehen.
Selten hinter Gittern: Tippi Hedrens erster Löwe Neil durfte auf ihrer Ranch bei L.A. sogar im Bett ihrer Tochter Melanie schlafen.
Getty ImagesMelanies wilde Achterbahnfahrt
Tochter Melanie – aus der ersten Ehe mit dem Werbemanager Peter Griffith, geboren im August 1957 – wächst im eigenen Privatzoo auf. Mit zwölf macht sie in «Smith! – Ein Mann gegen alle» erste Schritte vor der Kamera.
Ab 18 gibt sie als Schauspielerin richtig Gas, dreht unter der Regie von Brian De Palma, Mike Nichols, Robert Redford. Sie ist unerschrocken, zeigt viel Haut, wirkt durch ihre «Babydoll»-Stimme verletzlich. Mit 30 ist sie im Filmbusiness ganz oben, der Superstar der Yuppies. «Ich liebe es zu arbeiten. Ich fühle mich als bessere Person, wenn ich arbeite», sagt sie.
Ihr Privatleben gleicht einer Achterbahnfahrt: Drogen, Alkohol, vier Ehen mit drei Schauspielern – «Miami Vice»- Ermittler Don Johnson ehelicht sie gleich zweimal.
Dakota kommt 1989, im Jahr ihrer Oscar-Nominierung für «Die Waffen der Frauen», zur Welt. Johnson und Griffith werden zum Glam- Paar. Bei ihnen zu Hause geht es zu «wie im Zirkus», beschreibt Dakota es einmal: «Wir waren von talentierten, aber oft sehr schrägen Menschen umgeben. Ich hatte nie mit durchschnittlichen Leuten zu tun – nur mit Kreativen, die sich ausdrücken wollten.»
In «Die Waffen der Frauen» spielt Melanie Griffith 1988 neben Sigourney Weaver und Harrison Ford. Tochter Dakota Johnson startet 2015 in «Fifty Shades of Grey» neben Jamie Dornan durch.
20th Century FoxDie Ehe der Eltern zerbricht 1995, als Dakota sechs ist. Etwas später trifft ihre Mutter Melanie am Set von «Two Much» auf einen rasant talentierten Jungstar aus Spanien. Die Liebe ihres Lebens.
Mit Antonio Banderas zieht Herzenswärme und Ruhe in Melanies Leben und in das ihrer Tochter Dakota ein. Der Latin Lover ist ein Familienmensch, Dakota liebt er so innig wie die neugeborene Stella – «unsere Babys» nennt er sie. Sein Regiedebüt «Verrückt in Alabama» wird ein Familienfilm, mit Melanie als Star und den Töchtern in Mini-Rollen.
Neben der Kamera will Antonio seiner Familie ein normales Leben bieten, ohne Paranoia, Personenschutz und goldenen Käfig.
Auch als ihre Ehe nach 20 Jahren auseinandergeht, bleiben Antonio, Melanie und die beiden Töchter eng verbunden. 2015 macht die ältere von ihnen, Dakota, die Welt auf sich aufmerksam: Sie spielt die weibliche Hauptrolle im Erotikdrama «Fifty Shades of Grey». Ein Raketenstart. Ihr Schauspieltalent stellt sie danach in David Finchers «The Social Network», Luca Guadagninos «Suspiria» oder Maggie Gyllenhaals «Frau im Dunkeln» («The Lost Daughter») unter Beweis.
Mama Melanie besucht sie oft am Set. Ihre Tochter meistert vor der Kamera Sadomaso- oder Hexenhorrorszenen. Aber nicht ihr Heimweh. Einmal türmt sie fast vom Drehort, nur Kollegin Tilda Swinton kann sie trösten. «Meine Heimat ist Los Angeles, aber mein Hafen ist meine grosse Familie, die ich über alles liebe. Sie gibt mir das Gefühl, geschützt und geborgen zu sein. Mir ist wichtig, meine Familie und meine Wurzeln zu spüren.»
Nach Zürich ist die 35-Jährige auch als Produzentin gereist, seit acht Jahren ihre stille Passion. Sean Penn ist ihr bis heute für «Daddio» dankbar, den «schönsten Dreh» seines Lebens.
Dakota Johnson hat am 25.September das Zurich Film Festival mit «Splitsville» eröffnet und den Golden Eye Award für ihre Karriere erhalten.
imago/ABACAPRESSAm Zurich Film Festival hat Dakota «Splitsville», eine irrwitzige Komödie über Partnertausch und Polyamorie, gezeigt, bei der sie auch vor der Kamera steht.
Beim Produzieren kommt ihr das Know-how von drei Generationen zugute. «Ich war mein Leben lang an Sets und weiss, wie man echte Energie erzeugt. Jeder in der Crew soll wissen, dass seine Arbeit wichtig ist, soll sich unterstützt und umsorgt fühlen. Das ist an Filmsets nicht immer der Fall.»
Sie zelebriert die Sensibilität von drei Generationen von Schauspielerinnen, die von der Kinoleinwand aus ihre Ära prägten und ihre Träume verkörperten: «Meine Mutter und meine Grossmutter sind unglaubliche, wundervolle Menschen und starke Frauen. Sie haben mich immer unterstützt und inspiriert. Sie sind Vorbilder.»