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Geburts-Trend

8 Fragen an eine Hypnobirthing-Fachfrau

Nachdem Prominente wie Herzogin Kate, Meghan Markle, Gisele Bündchen, Jessica Alba und hierzulande auch Anja Zeidler beim Gebären auf Hypnobirthing setzten, nehmen wir die Methode unter die Lupe.

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HypnoBirthing

Unter Hypnobirthing versteht man die mentale Vorbereitung auf die Geburt.

Getty Images/Cavan Images RF

Liebe Frau Ballmer, Sie bieten seit dem Jahr 2008 Hypnobirthing-Kurse in Zürich an. Was aber genau ist Hypnobirthing?
Unter Hypnobirthing versteht man die mentale Vorbereitung auf die Geburt. Schwangere lernen wie sie ihr Potenzial nutzen können, um sich möglichst gut und entspannt auf ihre Geburt vorzubereiten. Wichtig ist zu sagen, dass Hypnobirthing nicht heisst, dass Frauen keine Schmerzen mehr beim gebären spüren. Das gibt es zwar in 5 bis 10 Prozent. Viel mehr aber legen wir den Fokus auf den Umgang mit Schmerzen, Wehen und dem ganzen Prozess rund um die Geburt. Es geht also darum, wie sie die Schmerzen besser managen und damit auch gezielt reduzieren können. Der Grossteil unserer Kursteilnehmer:innen berichten von sehr guten Geburtserfahrungen.

Wie genau funktioniert Hypnobirthing?
Die Methode beinhaltet mehrere Bereiche. Zum einen geht es um die körperliche Vorbereitung. Bei uns lernen Frauen und Paare, wie zum Beispiel eine Dammmassage funktioniert und wie sie ihren Körper sonst optimal auf die Geburt vorbereiten können. Auch beraten wir sie zur Wahl des Geburtsortes, egal, ob sie sich eine Geburt im Spital, Geburtshaus oder eine Hausgeburt wünschen. Wir besprechen, wie die Kommunikation unter der Geburt verlaufen soll und was sich werdende Eltern wünschen. Wir widmen uns aber auch zu grossen Teilen dem Unterbrechen von Angst- und Verspannungsschmerzen. Frauen, die Angst vor der Geburt haben, lernen bei uns, negative Bilder quasi zu löschen und durch positive zu ersetzen. Dafür nutzen wir die Hypnose um im Unterbewusstsein diese inneren Bilder verändern zu können. Denn nur positives Denken reicht nicht aus. Unsere Art Hypnose ist nichts anderes als eine tiefe Entspannung und man ist immer ansprechbar und hat die Kontrolle. Ganz anders also, als dass wir sie aus dem Fernsehen kennen.

Für wen ist Hypnobirthing geeignet?
Für alle Frauen und ihre Partner, sofern diese wollen. Bei uns sind alle herzlich eingeladen. Wir finden es aber auch absolut okay, wenn Schwangere lieber ohne ihre Partner kommen wollen.

Ab welchen Zeitpunkt soll man mit Hypnobirthing beginnen?
Wir machen die Erfahrung, dass besonders ängstliche Frauen so ab der 20. Schwangerschaftswoche kommen. Andere besuchen den Kurs meist zwischen der 24. und 32. Schwangerschaftswoche. Das ist alles okay. Wichtig ist einfach, dass man noch Zeit bis zur Geburt hat, um die gelernten Atemtechniken und Methoden bis zur Geburt zu üben.

Was genau ist die Rolle der Männer bei euch im Kurs?
Wenn sie es wünschen, ziehen wir sie sehr aktiv mit ein. Die meisten werdenden Väter haben grosse Angst vor der Situation, dass sie während der Geburt hilflos daneben stehen, während sich ihre Partnerinnen abmühen. Bei uns kriegen sie Werkzeuge, die sie aktiv einsetzen und nutzen können, sofern das dann von der Partnerin gewünscht wird. Den meisten Männern hilft es sehr, wenn sie nicht unvorbereitet in die Geburt gehen.

 

Affectionate husband touching his pregnant wife in the hospital ward

Sofern es Männer wünschen, werden sie bei Hypnobirthing sehr aktiv integriert.

Getty Images

Wie läuft denn am Schluss eine Geburt über Hypnobirthing wirklich ab?
So pauschal lässt sich das nie sagen. Jede Geburt ist anders. Bei Hypnobirthing geht es primär darum, dass Frauen keine Angst haben und damit eine bessere und angenehmere Geburt erleben können. Und dass sie dank einer Atemtechnik in einen Zustand der Entspannung kommen können, der den Umgang mit Schmerzen vereinfacht.

Ersetzt Hypnobirthing also eine PDA?
Nein, das würde ich nicht so sagen. Wir sind, entgegen dem amerikanischen Hypnobirthing, absolut nicht gegen Schulmedizin. Wenn sich eine Frau zusätzlich zu Hypnobirthing eine PDA wünscht, ist dem absolut nichts entgegen zu setzen. Alles, was der Frau rund um die Geburt hilft, ist richtig und gut für sie.

Wie sieht es eigentlich bei Kaiserschnitten aus, kann man da auch Hypnobirthing machen?
Ja, klar. Wir bieten für Frauen mit geplanten Kaiserschnitten auch eine Geburtsvorbereitung an. Hypnobirthing ist ausserdem wie Velofahren. Einmal gelernt, lässt sich die Entspannungsmethode bei allen stressigen Situationen im Leben anwenden. Das gilt also nicht nur für Geburten, sondern auch beim Gang zum Zahnarzt, bei Stress im Alltag und sogar beim Sport.

Nadine Ballmer ist Mutter von Zwillingen und einem Jungen. Die Zürcherin hat 2008 HypnoBirthing Schweiz gegründet und bildet auch Kursleiterinnen aus. Mehr Infos zu ihren Kursen und zum Thema gibt es auf ihrer Homepage www.hypnobirthing-schweiz.ch.

Maja Zivadinovic
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Von Maja Zivadinovic am 7. März 2023 - 05:42 Uhr