Noch sieht er aus wie aus dem Ei gepellt, der luxuriöse Wohnwagen mit grosszügiger Sofaecke, separatem Esstischbereich und geräumigem Schlafzimmer. Hier wird Peter Pfändler bis Ende Jahr viel Zeit verbringen. 124 Spieltage mit dem Circus Knie stehen auf dem Programm, zwei Shows pro Tag, manchmal sogar drei.
Familie Pfändler ist Camping-erprobt
Seine Familie ist mit dabei, als der Komiker sein neues Zuhause auf Rädern bezieht. Die Kids, die achtjährige Ella und der sechsjährige Lio, sind begeistert und nehmen gleich das gemütliche Doppelbett in Beschlag. Natürlich nicht zum Schlafen, sondern zum Rumtollen. Ein Bett ist eben manchmal auch ein Trampolin. «Es ist alles so neu und aufregend. Ich hätte nie gedacht, dass Papi es in den Zirkus schafft. Ich freue mich riesig für ihn», schwärmt Ella.
Lio schweigt und geniesst. Klar wird der Papi und Ehemann so oft wie möglich besucht. «Natürlich werden wir ihn vermissen. Aber wir werden auch ab und zu hier im Wohnwagen übernachten», sagt Sabine Pfändler (40) die seit elf Jahren mit Peter verheiratet ist. Und weiter: «Geübt haben wir schon. Seit einem Jahr haben wir nämlich einen VW-Camper. Und waren oft damit unterwegs.» – «Dabei», ergänzt Peter Pfändler, «habe ich mir in jungen Jahren geschworen, nie mehr zu campen. Ich war Grenadier im Militär – das hat mir gereicht.» Doch die Familie wünschte sich einen Camper. Also hat er nachgegeben und mittlerweile sogar richtig Spass an dieser Art von Ferien.
Peter Pfändler empfindet Engagement im Knie als Ritterschlag
Als bei Peter Pfändler vor zwei Jahren das Telefon klingelte, hatte der Zürcher noch keine Ahnung, dass seine Zukunft im Sägemehl stattfinden wird. Am Apparat Géraldine Knie (51) die artistische Direktorin des Circus Knie. Sie will Pfändler für ihre Show 2024 als Comedy-Gaststar. «Es passiert nicht jeden Tag, dass Géraldine Knie anruft und dich bittet, in ihrem Zirkus aufzutreten», so der 63-Jährige. «Ich habe mich unglaublich gefreut! Es ist auch eine Wertschätzung und eine Standortbestimmung, wo man in der Szene als Komiker steht.»
Trotzdem sagt der mehrfach ausgezeichnete Kabarettist (unter anderem mit dem Prix Walo) erst nach Rücksprache mit seiner Frau zu. Sabine Pfändler: «Ich habe Peter angeschaut und gesagt: Was für eine Riesenchance. Die bekommt man nur einmal im Leben. Pack sie!»
Das tut er. Doch Peter Pfändler ist von Anfang an klar, dass er nicht alleine in die Manege will. «Im Zirkus muss man zu zweit arbeiten. Ich brauche ein Pendant, einen sogenannten Weissclown, der etwas Ruhiges ausstrahlt, damit ich den dummen August spielen kann.» Sein Manager schickt ihm ein komödiantisches Video eines Auftritts von Carlos Amstutz.
Der 47-jährige Basler mit mexikanischen Wurzeln ist Schauspieler, schreibt unter anderem Gags für René Rindlisbacher und ist Mitglied des bekannten Ensembles Kulturhuus Häbse in Basel. Pfändler: «Carlos’ Ausstrahlung im Video hat mich umgehauen. Ich ging nach Basel, um ihn kennenzulernen. Wir haben zusammen zu Mittag gegessen und uns sofort verstanden. Als ich nach Hause gefahren bin, wusste ich: Er ist es.» Carlos Amstutz: «Als Peter Pfändler mich anrief, dachte ich zuerst, er wolle wahrscheinlich, dass ich zusammen mit ihm die Texte für die Nummern schreibe. Doch dann kam das Angebot, mit ihm aufzutreten. Eine grosse Ehre. Ich freue mich sehr.» Auch Carlos Amstutz wird während der Tournee in einem Wohnwagen leben. Seine Familie, Gattin Berenice (40) und Tochter Alexa (14) bleiben zu Hause in Allschwil BL.
Peter Pfändler verspricht alle 20 Sekunden eine Pointe
Seit rund einem halben Jahr schreiben und proben die beiden ihr Programm «Pfändler mit! Amstutz» für den Circus Knie. Obwohl Peter Pfändler ein alter Hase im Comedy-Business ist – immerhin steht er schon seit 30 Jahren im Rampenlicht, hat mehr als 1700 Bühnenshows und über 350 TV-Auftritte hinter sich –, ist ein Auftritt im Zirkus eine andere Liga. «Denn», so Pfändler, «der St. Galler funktioniert anders als der Zürcher. Der Luzerner anders als der Walliser.» Davor habe er einen gewissen Respekt. «Ich kann nämlich nicht, wie sonst bei meinen Comedy-Shows, zeitlich flexibel aufs Publikum reagieren. Wir haben fix terminierte Slots. Diese Zeit dürfen wir nicht überschreiten. Sonst leidet das ganze Programm. Deshalb muss es knallen. Denn die Leute kommen nicht nur wegen Carlos oder mir in den Zirkus. Sie kommen wegen der ganzen Show.»
Amstutz und er seien schlicht und einfach Artisten, die «Komiker» genannt werden und dreimal sieben Minuten in der Manege sind. Und was darf das Publikum von diesen erwarten? «Viel Fröhlichkeit. Keine klassische Komik, keine Stand-up-Comedy. Und alle 20 Sekunden eine Pointe», verrät Pfändler.
Nach der Knie-Tour (Premiere ist am 15. März in Rapperswil SG) ist übrigens vor einer anderen Premiere. Denn Pfändler und Amstutz planen, nach der Zirkus-Sause weiter gemeinsam aufzutreten. Und 2025 mit einem abendfüllenden Programm auf Schweizer Tournee zu gehen. «Wir wären ja blöd, wenn wir den Schwung vom Knie nicht mitnehmen würden», sagt Peter Pfändler. Jetzt gehts aber erst mal in die Manege. Man darf gespannt sein.