Erkrankt ein Kind an Krebs, gerät das Leben der ganzen Familie aus den Fugen. Fortan ist der Alltag geprägt von Sorgen, Ängsten, Hoffnung und Behandlungsterminen. Kinderkrebs ist zum Glück selten, doch gemäss dem Krebsmonitoring des Bundesamtes für Statistik (BFS) sind die Neuerkrankungen in den letzten Jahrzehnten angestiegen.
Zum Vergleich: Während in den Jahren 1998 bis 2002 pro Jahr durchschnittlich 189 Kinder bis 14 Jahre die Diagnose Krebs erhielten, wurden zwischen 2018 und 2022 jährlich im Durchschnitt 252 Neuerkrankungen registriert.
Die gute Nachricht ist, dass immer weniger Kinder an Krebs sterben. In den 60er-Jahren überlebten bloss 30 Prozent der Kinder ihre Krebserkrankung. Im Zeitraum von 2016 bis 2020 lag die 10-Jahres-Überlebensrate gemäss dem BFS bereits bei 85,5 Prozent.
Bessere Therapien und Diagnostik
Stefanie de Borba, Mediensprecherin der Krebsliga, erklärt: «Der seit Jahrzehnten beobachtete Rückgang der Sterberate ist auf die verbesserten Therapiemöglichkeiten zurückzuführen.» Diese seien etwa durch Erkenntnisgewinne aus internationalen Kooperationen zustande gekommen. Zudem haben Fortschritte bei der genetischen Analyse der Tumore ermöglicht, dass die Therapien immer zielgerichteter und damit erfolgreicher wurden. Ebenfalls essenziell sei die bessere – und entsprechend frühere – Diagnostik.
Diese dürfte neben einer verbesserten und systematischen Erfassung der Krankheitsfälle auch für den leichten Anstieg der Krebs-Neuerkrankungen verantwortlich sein. Werden Tumore öfter und früher entdeckt, steigt automatisch auch die Anzahl der Menschen mit einer Krebs-Diagnose.
Als mögliche weitere Gründe dafür, dass die Zahl der krebskranken Kinder leicht zunimmt, werden gemäss der Krebsliga verschiedene Lebensstil- und Umweltfaktoren diskutiert. So haben etwa mehrere Studien einen Zusammenhang zwischen dem Alter der Eltern bei der Geburt und dem Krebsrisiko des Kindes gefunden – je älter die Eltern, desto höher war das Krebsrisiko des Kindes. Und bekanntlich kriegen wir immer später Kinder.
Weiter wird ein höheres Geburtsgewicht mit einem leicht erhöhten Krebsrisiko in Zusammenhang gebracht und eine Theorie besagt, dass Kinder, die erst spät mit gewissen Viruserkrankungen in Kontakt kommen, ein höheres Leukämierisiko haben. «Da Kinderkrebs so selten ist, ist es aber schwierig, einzelne Risikofaktoren zu identifizieren», sagt Stefanie de Borba.
Zweithäufigste Todesursache bei Kindern
Doch obwohl relativ wenige Kinder an Krebs erkranken, ist Krebs bei unter 14-Jährigen die zweithäufigste Todesursache – an der Spitze stehen Unfälle und Gewalteinwirkungen. Die häufigste Krebsart bei Kindern sind gemäss dem Bundesamt für Statistik Leukämien, gefolgt von Tumoren des zentralen Nervensystems und Lymphomen. Knaben erkranken etwas häufiger als Mädchen. Die Gründe dafür sind allerdings unklar. Stefanie de Borba von der Krebsliga sagt: «Es wird davon ausgegangen, dass genetische und immunologische Faktoren eine Rolle spielen.»
Zudem zeigt sich im Krebsmonitoring, dass Kinder unter fünf Jahren häufiger an Krebs erkranken als Kinder im Schulalter. Im Jugendalter steigt die Rate wieder an. Ein möglicher Grund dafür ist gemäss der Krebsliga, dass viele Krebserkrankungen im frühen Kindesalter durch Fehler in der frühen Zell- und Organentwicklung entstehen. Ausserdem finde in den ersten Lebensjahren eine intensive Zellteilung statt, wodurch das Risiko für zufällige Mutationen, die Tumorzellen hervorbringen können, höher ist. Auch ist das Immunsystem bei kleinen Kindern noch nicht vollständig entwickelt, sodass Tumorzellen womöglich nicht optimal bekämpft werden können.
Wichtige Nachsorge
Ist ein Kind an Krebs erkrankt, sind die Heilungschancen heutzutage zwar oftmals gut, die Therapien sind aber häufig sehr belastend und können kurz-, mittel- und langfristige physische und psychische Folgen haben. «Es muss deshalb sichergestellt werden, dass die Kinder und ihr Umfeld auch nach der akuten Erkrankung gut betreut und unterstützt werden», sagt Stefanie de Borba. Da das Risiko für eine weitere Tumorerkrankung nach der Krebsbehandlung erhöht ist, brauche es zudem eine gut koordinierte, lebenslange und personalisierte Nachsorge.
Umfassende Informationen zum Thema Kinderkrebs finden Eltern auf der digitalen Infoplattform des Dachverbandes Kinderkrebs Schweiz.

