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«Das grosse Backen»-Siegerin

In der Küche von Torten-Königin Jacqueline Schweizer

Familie, Fondant, Fernsehruhm – ­Jacqueline Schweizer eroberte die Herzen der Zuschauer, verführte die Gaumen der Jury und gewann «Das grosse Backen». Jetzt steht sie wieder in ihrer Küche und verrät, was ihr Erfolgsrezept ist.

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<p>Jacqueline Schweizer ist im wahrsten Sinn des Wortes eine ausgezeichnete Tortenvirtuosin: Sie hat im deutschen TV «Das grosse Backen» gewonnen.</p>

Jacqueline Schweizer ist im wahrsten Sinn des Wortes eine ausgezeichnete Tortenvirtuosin: Sie hat im deutschen TV «Das grosse Backen» gewonnen.

Lucia Hunziker / Ringier

Die Sonne fällt durch das Küchenfenster in Binningen BL. Auf dem Tisch liegen Fondant, feine Pinsel und glänzende Zuckerperlen. Jacqueline Schweizer formt aus einer zartrosa Masse kleine Rosen, legt Blatt um Blatt aufeinander, bis eine perfekte Blüte entsteht. Es ist still. «Beim Backen kann ich alles um mich herum vergessen und neue Energie tanken», sagt die 38-Jährige. So mag sie es: konzentriert, präzise, ganz bei sich.

Meist arbeitet sie abends, wenn ihr Mann Basil (37) etwas für sich macht und die achtjährigen Zwillinge Emilie und Loïc längst schlafen. Heute sind sie in der Schule, und Jacqueline hat Zeit für das, was sie liebt. Mit ihrer Leidenschaft hat sie die deutsche TV-Welt überrascht: Als erste Schweizerin gewann sie die Sat.1-Show «Das grosse Backen», holte den goldenen Cupcake und 10 000 Euro Preisgeld.

<p>In sechs Wochen backte sich die Baslerin zum Sieg: dank 30 Torten 10 000 Euro Preisgeld, ein Backbuch und den goldenen Cupcake.</p>

In sechs Wochen backte sich die Baslerin zum Sieg: dank 30 Torten 10 000 Euro Preisgeld, ein Backbuch und den goldenen Cupcake.

HO via Jacqueline Schweizer

Sechs Wochen lang backte sie in Deutschland unter Hochdruck, insgesamt 30 Torten. «Ich habe teilweise bis zwei Uhr morgens geübt», erzählt sie, «aber ich wollte alles geben.» Schon für die Bewerbung hatte sie eine spektakuläre Torte in Form einer Qualle geschaffen: 60 Stunden Arbeit, zehn Schichten, unzählige Details. «Ich habe Nerven wie Drahtseile gebraucht», sagt sie und lacht.

Ähnlich erging es ihr bei einer Dubai-Torte – einer Miniatur des Hotelgebäudes Burj al Arab. Doch wer bei ihr bestellt, weiss: Jede Kreation ist ein Unikat. Die Preise beginnen bei 150 Franken, nach oben gibt es keine Grenzen. «Ich mag Herausforderungen», betont Jacqueline Schweizer. «Je verrückter die Idee, desto besser. Wenn jemand mit einem Traum kommt, will ich ihn aus Zucker zum Leben erwecken. Das hat aber je nach Aufwand seinen Preis. Hinzu kommt, dass ich viele Materialien nicht einfach im Detailhandel bekomme.»

Konditorin durfte sie nicht werden

Dass sie heute essbare Kunstwerke schafft, kommt nicht von ungefähr. Bereits als Kind liebte sie das Gestalten. Gross geworden mit drei Brüdern, suchte sie früh eigenen kreativen Raum. Ihr Vater kochte stundenlang, ihre Mutter dekorierte leidenschaftlich. «Ich wollte beides kombinieren: das Handwerk von ihm und das Auge fürs Detail von ihr.»

<p>Jacqueline Schweizer formt filigrane Dekoelemente aus Fondant. Doch erst wird alles im Detail auf Papier vorgezeichnet.</p>

Jacqueline Schweizer formt filigrane Dekoelemente aus Fondant. Doch erst wird alles im Detail auf Papier vorgezeichnet.

Lucia Hunziker / Ringier

Eine Konditorlehre durfte sie damals nicht machen. «Meine Eltern sagten, das könne man auch nebenbei lernen», erinnert sie sich. Stattdessen studierte sie Kunst in Wien, brach ab, wurde Kindergartenpädagogin. «Ich liebe den Job. Aber das Backen ist seit jeher mein Ausgleich.» Doch die Kunst spielt bis heute eine grosse Rolle. Im Haus hängen farbige Leinwände, Skizzen, feine Zeichnungen – alle von ihr. Und auch in der Küche hilft es ihr: «Ich zeichne jede Torte vor. Erst wenn das Bild stimmt, backe ich sie nach.»

Emilie und Loïc stürmen ins Haus, legen die Schultaschen zur Seite. Bald stehen sie mit mehligen Händen neben ihrer Mutter. Heute bereiten sie den Zopf für den nächsten Tag vor. Regelmässig stehen sie mit ihrem Mami in der Küche. Ganz ist der Funke allerdings noch nicht auf die beiden übergesprungen. Viel lieber naschen sie. Hoch im Kurs sind Schoggi-Cupcakes und Lemon-Curd-Tartelettes.

<p>Loïc und Emilie unterstützen ihre Mama immer wie  der beim Backen. An aufwendige Kreationen wagen sie sich aber noch   nicht.</p>

Loïc und Emilie unterstützen ihre Mama immer wie  der beim Backen. An aufwendige Kreationen wagen sie sich aber noch   nicht.

Lucia Hunziker / Ringier

Während der Teig aufgeht und wenn mittlerweile auch Papa daheim ist, beginnt die Familienzeit. Gemeinsam spielen sie im Garten Basketball – alle sind begeistert, nur Emilie mag Bodenturnen lieber. Für Jacqueline Schweizer ist diese Zeit kostbar. «Ich habe in diesem Jahr so viel erlebt, aber das hier ist mein Ruhepol.»

<p>Das Herz der Familie Schweizer schlägt für den US-Basketballklub Lakers.</p>

Das Herz der Familie Schweizer schlägt für den US-Basketballklub Lakers.

Lucia Hunziker / Ringier

Ausgepowert gehts an den Esstisch. Gesellschaftsspiele werden fast jeden Abend nach dem Essen gespielt. Dabei ist Mamas TV-Teilnahme nach wie vor ein grosses Thema. «Papa hat sich Mühe gegeben, als Mama weg war», sagt Loïc, «aber es ist schöner, wenn sie da ist.» Emilie fügt hinzu: «Es war komisch, Mama im Fernsehen zu sehen.» Beide lachen. Für sie bleibt sie einfach Mama – auch wenn in der Schule längst alle wissen, dass die Kindergartenlehrerin Jacqueline ein spezielles Talent hat.

Besonders fiebern die Kinder dem Geburtstag der Zwillinge entgegen. Dieser ist Mitte Dezember – und klar ist: Es wird fein, süss und spektakulär. Für die Party daheim steht auch fest, dass es eine XXL-Torte in Himbeerform geben wird. «Wir mögen den Geschmack», erklärt Loïc.

<p>Mit Mann Basil und den Zwillingen Emilie und Loïc geniesst Jacqueline Schweizer die Familienzeit – am liebsten beim Gesellschaftsspiel «Carcassonne».</p>

Mit Mann Basil und den Zwillingen Emilie und Loïc geniesst Jacqueline Schweizer die Familienzeit – am liebsten beim Gesellschaftsspiel «Carcassonne».

Lucia Hunziker / Ringier

Wenn es abends wieder still wird, zieht es Jacqueline Schweizer zurück in die Küche. Fondant, Formen, Farben. «Eine Torte ist nie nur Zucker, Butter und Ei», sagt Jacqueline Schweizer, «sie erzählt immer eine Geschichte. Oftmals meine ganz persönliche.»

Toni Rajic
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Von Toni Rajic vor 3 Stunden