Marie Nasemann (36) hat öffentlich die Idee geäussert, die Kinderbetreuung im Wechselmodell mit ihrem Ex-Partner Sebastian Tigges (40) künftig stärker an ihrem Menstruationszyklus auszurichten. Auslöser war ein Wochenende, an dem Nasemann einen Kindergeburtstag schmeissen musste, während sie eine starke Periode erlebte. «Wollte noch Babysitterin dafür auftreiben. Blute like hell, will nur weinen und ins Bett, aber niemand hatte Zeit», schrieb das ehemalige GNTM-Model in einer Instagram-Story. Und: «Überlege nun, die Aufteilung mehr an meinem Zyklus zu orientieren.»
Marie Nasemann und Sebastian Tigges gehen nacht acht Jahren Beziehung getrennte Wege. 2021 hat das Paar geheiratet, 2020 kam ihr Sohn zur Welt, 2021 eine Tochter.
Getty ImagesZyklusorientierte Care-Arbeit? Die Idee löst in den sozialen Medien gemischte Reaktionen aus. Lässt sich Familienmanagement wirklich nach körperlichen Bedürfnissen einteilen? Und ist das überhaupt wünschenswert? Wir haben zwei Mütter gefragt, was sie von der Idee halten.
Contra: «Betreuung nach Zyklus schafft neue Probleme»
Als alleinerziehende Mutter verstehe ich Marie Nasemann: Ja, es ist belastend, wenn man in schwierigen Situationen keine Aussicht auf Entlastung hat. Es wäre für mich wirklich schön, bei jedem körperlichen Unwohlsein einfach die ganze Verantwortung für die Kinder, ihr Essen und ihren Schulalltag abzugeben. Aber ich glaube nicht, dass meine Kinder davon profitieren würden.
Es kann nicht gesund sein, wenn man die eigenen Eltern immer nur wohlgelaunt und in bester Verfassung erlebt. Kinder brauchen keine perfekten Eltern, sondern mittelgute – davon bin ich fest überzeugt. Mittelgut ist das Gold der Kindererziehung! Unter mittelgut verstehe ich: authentisch. Dazu gehören Phasen von Unwohlsein oder schlechter Laune – und dass man den Kindern vorlebt, wie solche Herausforderungen im Alltag trotzdem zu schaffen sind.
Das Auslagern der Kinderbetreuung während der Menstruation würde ausserdem das noch immer vorherrschende Tabu rund um die monatliche Blutung verstärken. Dieses Thema braucht Präsenz im Familienalltag. Meine Kinder wissen, dass ich manchmal Schmerzen habe und nichts unternehmen mag, wenn ich blute. Sie wissen, dass eine gereizte Stimmung auch mit Hormonen zusammenhängen kann.
Aber sie wissen auch, dass es mir hilft, wenn sie mir eine Bettflasche bringen – und dass ich dankbar bin für meine Menstruation. Würde ich nicht monatlich bluten, hätte ich meine Kinder nicht in meinem Leben. Die monatliche Blutung ist keine Krankheit, sondern ein Zeichen für einen gesunden Körper – und allein deshalb schon etwas Schönes, das in meiner Familie Platz haben darf.
Sandrine (43), Mutter von zwei Teenagern
Pro: «Warum leiden und sich durch die Tage alleine mit Kindern kämpfen, wenn es diese bei einem fitten Dad besser haben?»
Ich gehöre zu den gesegneten Frauen, die kaum unter Mensschmerzen leiden. Natürlich zieht es mal da und dort und natürlich ist meine Laune nicht 10/10, wenn ich meine Tage habe. Super dramatisch aber ist es nie. Ich habe jedoch Freundinnen, die monatlich durch die Hölle gehen. Die einen leiden unter Endometriose, andere haben irgendwie einfach so Pech und sind ein bis drei Tage im Monat kaum imstande, den Alltag zu bewältigen.
Diejenigen von ihnen, die Kinder haben, berichten, dass sie während dieser Zeit weder Nerven noch Energie haben, sich um ihre Kinder zu kümmern. Sie betonen, wie froh sie dann um die Unterstützung ihrer Partner sind. Oder um die Kita, Grosseltern, den Kindergarten, die Schule, you name it.
Das Schlimmste, sagen sie unisono, ist der Gedanke, an diesen Tagen alleinerziehend zu sein. Damit thematisieren sie genau das, was Marie sagt. Und dabei ins Wespennest sticht: Mein Verständnis für den Shitstorm, den die Deutsche darauf kassierte, ist ziemlich klein.
Was ist falsch daran, die Kinderbetreuung dem Zyklus anzupassen, wenn Frau die Möglichkeit hat, genau das zu tun? Warum leiden und sich durch die Tage alleine mit Kindern kämpfen, wenn es diese bei einem fitten Dad besser haben und sich die geplagte Mama erholen kann?
Ich bin sicher, dass deswegen nichts verloren geht. Dass Marie ihre Kinder dennoch bestens über den Zyklus aufklären kann. Ich bin auch sicher, dass Kinder Mütter nicht unbedingt leidend und flennend erleben müssen, um die Regel und den Hormonhaushalt zu verinnerlichen.
Ist doch wunderbar, dass Marie mit Sebastian einen Ex-Partner hat, der es ihr ermöglichen kann, auf sich zu schauen und sich zu erholen. Ich bin mir sicher, dass man die beste Mama-Version seiner selbst ist, wenn man genau so viel Wert auf Selfcare wie auf das Wohl der Kinder legt. Wenn das heisst, dass man als Mama während der Tage halt einfach grad nicht mag, ist es doch so viel besser, dass man sich genau das eingesteht und Hilfe einfordert.
Ich kann es drehen, wie ich will: Ich bin und bleibe Team Marie!
Melanie (45), Mutter eines Kindergartenkindes