Es fängt immer ganz harmlos, nein, sogar herzig an: «Mami,Papi gömmer id Badi?» Fünf kleine Worte, die sich anhören wie eine Einladung zur kitschigen Familienidylle bei schönstem Wetter.
Die Wirklichkeit sieht anders aus: Nach der herzigen Frage ist vor dem Bezwingen meines inneren Schweinehunds, der beim Wort «Badi» ganz laut «RENN WEG!» schreit. Wer mit Kindern in die Badi geht, bucht nämlich nicht Entspannung, sondern Pain-in-the-Ass-Action pur.
Wie und was ich damit meine? Das verrate ich euch gerne.
Bevor ich Kinder hatte, war es so easy: Tüechli, Sonnencrème, Kopfhörer, E-Reader, finito. Für meinen Badibesuch habe ich in 3 Minuten gepackt. Jetzt dauert dieser Prozess LOCKER 45 Minuten.
Am Ende sind zwei volle Ikea-Säcke, zwei Rucksäcke und eine Kühltasche voll. Für letztere muss ich dann auch noch mühsam Gemüse und Früchte schnipseln. Und Brote streichen. Wovon das Kind mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit nichts essen wird, weil es doch liebes Pommes und/oder Hot Dog will. Ich das aber doch hie und da versuche zu vermeiden. Warum eigentlich? Ja, warum eigentlich. Gute Frage!
Was wir dann alles mitnehmen? Eine kleine Auswahl: Flügeli, Schwimmring, Badewindeln, normale Windeln, Wechselkleider, Wechselbadehosen, Büechli, Malheftli, Kinderkopfhörer, Wasser, Snacks, Sonnencrème, Tüechli, Wechseltüechli, Picknick-Decke, Sonnenhüte, Sändeli-Zeugs ... braucht ihr noch mehr?
Habt ihr schon einmal versucht ein Kleinkind mit Sonnencrème einzureiben? Falls Nein und ihr einen Kinderwunsch habt, hört hier mit Weiterlesen auf. Für alle anderen: Nie rennt mein Sohn so schnell weg wie wenn ich ihm sage, dass ich ihn einstreichen muss. Ich jage ihn durch die Wohnung, den Garten und ums ganze Haus. Das spielen wir so lange, bis er nicht mehr mag und dann vor Wut zusammenbricht und lauthals so schreit, als würde man ihm ein Bein ausreissen.
Ich schwitze da schon wie Sau. Mein Sohn auch. Als wäre das nicht schon scheisse genug, kommt nun zum Schweiss Sonnencrème dazu. Kräuseln sich eure Zehennägel auch schon nur bei der Vorstellung?
Supplement: Spätestens nach dem ersten Bad muss man das Szenario wiederholen. Wo kann ich ewigen Winter bestellen, liebes Universum?
Muss ich das noch ausführen? Nicht, oder? Oder doch, mol, ich mach das gerne: Mein Sohn mag nicht mehr laufen/anstehen/warten, wenn ich wie ein Packesel beladen mit ihm durch die pralle Sonne spaziere. Oder in brütender Hitze auf den Einlass warte. Oder Mensschmerzen habe. Oder einfach Scheisslaune!
Wenn man nicht spätestens zehn Sekunden nach der Türöffnung in die Badi rennt, hat man keine Chance mehr. Also sicher nicht auf einen Platz im Schatten. Wenn wir es aber wirklich zur Öffnung in die Badi schaffen wollen, müsste ich den Wecker auf 5 Uhr stellen.
Spoiler: Ich bin doch nicht des Todes. Wenn ich mich dann schon über schlechte Plätze an der Sonne aufrege, will ich wenigstens (einigermassen) ausgeschlafen sein.
Kaum sind wir angekommen, will das Kind ins Wasser. Also noch bevor wir einen (schlechten) Platz gefunden haben. Und noch bevor ich pinkeln konnte. Geschweige denn einen Eiskaffee trinken. Oder einfach schnell auspacken und ausbreiten.
Da das Kind noch nicht schwimmen kann, muss ich hinterher hechten. Koste es, was es wolle. Gut möglich übrigens, dass die Sonnencrème noch gar nicht ganz eingezogen ist. Was das heisst? Habt ihr Punkt 2 dieses Listicles schon vergessen?
Wenn das Kind in der Badi warten muss, macht es gerne mal ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter,
Getty ImagesAlso. Das Kind hat nach 2 Stunden und sehr blauen Lippen fertig gebadet. Jetzt friert es. Dann hat es Hunger. Und Durst. Es will aber nichts essen, das wir dabei haben. Es muss ein Glacé sein. Eigentlich muss es aber auch aufs WC. Dann fällt ihm ein, dass ihm jetzt doch langweilig ist. Heiss hat es jetzt auch.
Und nun sollten wir es wieder eincrèmen. You know.
FML.
Früher habe ich mich lustig über Menschen gemacht, die wie Sardinen in Sardinenbüchsen gequetscht aneinander an Stränden oder Badis rumlagen. Was ich jetzt tue: genau das! Spätestens ab 12 Uhr ist jede einzelne Badi, die ich kenne, so voll, dass da kein Quadratmilimeter Spatzig ist zwischen mir und all den Babyfüssen, Kleinkinderfäusten und Bällen, die mich wahlweise auf dem Kopf oder in den Bauch treffen.
Und dann die Lautstärke. Man könnte meinen, man sein hier an einem AC/DC-Konzert.
Okay, die meisten Kinder teilen nicht gerne. Also ihr eigenes Gedöns nicht. Fremde Spielsachen lieben sie aber. Also greifen sie zu. Da eine Schaufel, dort ein Ball. Und oh, guck mal, das Kind da drüben hat sogar Kreiden dabei.
Was folgt, ist Programm: Lautes Gekreische, gerne gefolgt von schubsen und/oder geschubst werden. Tränen, Drama, blanke Wut. Und Erziehungsberechtigte, die kleine Diebe zurückpfeifen oder Kandidaten, die partout nicht teilen wollen, zum Teilen animieren. Beides sehr oft sehr hoffnungslos.
Ein Badi-Phänomen sondergleichen ist das, dass man garantiert mit weniger Zeugs nach Hause geht als man gekommen ist. So gehört es schon fast zum guten Ton, dass man etwas verliert/vergisst. Am ehesten das Lieblingsspielzeug. Oder den einen Schuh. Den teuren Badeanzug.
Und dann dieses Gefühl, wenn a) du es merkst und b) du weisst, was für eine Sirene losgeht, wenn es dein Kind merkt.
«Schatz, chum da ane, ich muess dich jetzt WÜRKLI icrème!!!!!!»
Aber hey, Sonne, Sommer, Badi, Spass, haben sie gesagt. Fuck you all, sage ich. Und freu mich jetzt schon auf den Samichlaus und auf Weihnachten!