1. Home
  2. Family
  3. Familien-Geschichten
  4. Die Kinder von Regisseur Michael Steiner mochten Homeschooling nicht

«Das war nicht lustig»

Michael Steiners Kinder fanden Homeschooling doof

Zehn Wochen Homeschooling! Ein Traum für jedes Kind? Ganz und gar nicht! Dean und Jane, die beiden Kinder von Regisseur Michael Steiner, hatten gar keine Freude daran und sind heilfroh, dass sie endlich wieder in die Schule dürfen.

Artikel teilen

mit Tochter Jean und Sohn Dean

Grammatik im Garten: Michael Steiner hilft im lauschigen Hinterhof seinen Kindern bei den Hausaufgaben.

Fabienne Bühler

Der Jubel war erst mal gross, als am 13. März der Bundesrat verkündete, dass die Schulen aufgrund der Corona-Krise geschlossen würden. «Wir haben vor Freude geschrien und sind wie wild auf dem Pausenplatz herumgehüpft», erinnert sich Dean Steiner, 10. Kein Schulunterricht! Und das für mehrere Wochen! «Wir dachten, wir hätten jetzt frei», ergänzt seine zwei Jahre jüngere Schwester Jane. Den beiden Kindern von Regisseur Michael Steiner, 50, war, wie vielen anderen Schülerinnen und Schülern auch, nicht bewusst, dass es nun zwar keine Lektionen mehr im Klassenzimmer geben würde, aber sehr wohl doch Unterricht: einfach zu Hause – via Computer.

mit Tochter Jean und Sohn Dean

Michael Steiner spielt mit seinem Sohn Dean Pingpong. Seine Wohnung liegt unmittelbar neben einem Park.

Fabienne Bühler
Mit Papa sprechen die Kids «Zwinglisch»

Dean und Jane sitzen an diesem Mittwochnachmittag kurz vor den Sommerferien im verwunschen-verwilderten Garten ihres Vaters. Der Regisseur wohnt zusammen mit seiner Freundin Samantha Meier, 44, in einem alten Haus aus der Gründerzeit in Zürich Hottingen – ein Traum für jedes Stadtkind, liegt das Gebäude doch am Rande eines grossen Parks und nur einen Steinwurf vom Bahnhof Stadelhofen entfernt. Das ist praktisch, wenn die Kinder zu ihrem Vater aus Zollikon anreisen. Dort wohnen und besuchen sie die Primarschule, seit sich ihre Eltern getrennt haben.

Mit ihrem Vater verbringen sie dennoch viel Zeit. Sie lieben den Park unmittelbar neben Steiners Wohnung, spielen mit ihm Pingpong oder tollen auf dem grossen Spielplatz herum. So auch heute. Wenn nicht noch zuerst die Hausaufgaben gemacht werden müssten. Zweitklässlerin Jane schlägt sich mit Zahlenreihen herum, während Viertklässler Dean die Wortarten in einem Text bestimmen muss. Geduldig übt Michael Steiner mit Jane die Fünferreihe und erklärt Dean, welche Wörter im Text alles Nomen sind: «Alle, die den Dingen einen Namen geben.» Doch die Geschwister haben anderes im Sinn: «Let’s go to the Spielplatz», sagt Jane. Ihre und Deans Muttersprache ist Englisch, da Steiners Ex-Frau Minerva aus den Philippinen stammt. Steiner: «Mit mir sprechen sie ein sogenanntes ‹Zwinglisch›, eine Mischung aus Deutsch, Dialekt und Englisch.»

«Ich habe die Kinder erst am Ende des Lockdown gesehen.»

Michael Steiner
«Der Lockdown war nicht lustig»

Schulenglisch lernen sie bereits seit der zweiten Klasse – und haben diesen Unterricht im Verlauf des Lockdown schmerzlich vermisst. «Erst jetzt habe ich gemerkt, wie gern ich in die Schule gehe», sagt Dean. «Das Homeschooling hat mir gar keinen Spass gemacht. Ich konnte mich nicht konzentrieren und fand alles richtig doof!» Und die zarte Jane fügt an: «Mir fehlten meine Freundinnen und meine Lehrer. Das war nicht lustig.» Während der anstrengenden Zeit des Homeschooling konnte Michael seine Kinder nicht unterstützen. «Ich drehte vier Monate lang in Indien meinen neuen Film ‹Und morgen seid ihr tot›».

Nach dem Grosserfolg von «Wolkenbruch» hat sich Steiner nun dem realen Geiseldrama von Daniela Widmer (Morgane Ferru) und David Och (Sven Schelker) angenommen. Das Emmentaler Paar wurde 2011 auf seiner Reise entlang der alten Seidenstrasse in Pakistan entführt und an die Taliban verkauft.

mit Tochter Jean und Sohn Dean

In Papas Garten: Feines Zitronenwasser für die Erfrischung zwischendurch.

Fabienne Bühler
Auch Steiners Kinder lieben Storytelling

In der Schweiz war bereits Lockdown, als Steiner in Mumbai noch drehte. «Indien machte erst zwei Wochen nachher zu», sagt Steiner, der Anfang April zurück nach Zürich reiste. «Es war absurd. Ich sass in einem proppenvollen Flieger, und am Flughafen Zürich wurde nicht einmal – im Gegensatz zu Indien – Fieber gemessen.» Kein Wunder, begab er sich erst mal zwei Wochen in Quarantäne. «Ich habe meine Kinder erst gegen Ende des Lockdown gesehen.»

Tempi passati. Für Steiners Kinder herrscht nun wieder mehr oder weniger Alltag im Schulunterricht. Jane spielt mit ihren Freundinnen auf dem Pausenplatz, während Dean «tschuttet». Auch haben sie ihr Lieblingsfach wieder. Und das wäre? «Religion!», sagen beide. Weshalb? Dean: «Die Lehrerin ist nett und erzählt gute Geschichten!» Steiner lacht: «Storytelling, das mögen sie also. Woher haben sie das bloss?»

mit Tochter Jean und Sohn Dean

Kurioses in der Erde: Jane giesst Pflanzen – und das Kunst-Skelett.

Fabienne Bühler
Von Andrea Vogel am 8. August 2020 - 07:09 Uhr